Bedeutunsvolle Abende

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Das erste halbe Jahr verging wie ihm Flug, neben Schule und Club blieb kaum noch Zeit für irgendwas anderes.
Seine Eltern hatten eine Weile gebraucht um sich mit dem Gedanken anzufreunden das er sich für eine Sport-AG und nicht für etwas anderes entschieden hatte.
Doch er hatte ihnen glaubhaft versichert das das seine schulischen Leistungen nicht beeinflussen würde und es außerdem auf seinen Unibewerbungen durchaus positiv rüberkommen würde.
So verbrachte er bis 4 Uhr seine Zeit in der Schule und kam dann nach Hause um gewissenhaft seine Schulaufgaben zu erledigen. Danach war praktsich schon Zeit um schlafen zu gehen, doch das störte ihn nicht. War er doch den ganzen Tag zusammen mit seinen Freunden.

Nach dem Unterricht gingen sie gemeinsam zur Turnhalle.
In der Zwischenzeit hatten sie sich gut angefreundet und ins Team integriert.
Es hatte eine Zeit lang gebraucht um herauszufinden für welche Position er  geeignet war, doch ihr Capitän hatte ihm letztendlich zum Zuspieler geraten.
"Durch deine ruhige Art und deinen guten Spielersinn, wäre das genau richtig für dich", hatte er erklärt und ihm freundlich auf die Schulter geklopft.
Auch wenn sein Capitän bereits Zuspieler war, störte es ihn zunächst garnicht das er bei Spielen erstmal auf der Bank saß.
Er lernte viel von seinem Capitän und da er wusste das dieser das Team am Ende des Jahres verlassen würde, und seine Positon somit unbesetzt war, machte ihm es auch wenig aus.
Asahi und Daichi hatten ebenfalls ihre Positionen gefunden.
Daichi war sehr suverän im punkto Annahmen, konnte jedoch auch sehr gut Treffer erzielen.
Asahi hingegen war bekannt für seine Aufschläge und seine ziemlich harten Schmetterbälle. Selbst die Drittklässler gingen zumeist in Deckung wenn der größere Junge ausholte.

Die drei waren ein eingespieltes Team und waren jede freie Minute zusammen.
Nach dem Halbjahr belegte Asahi jedoch noch ein anderes Fach, was ihre Stundenpläne etwas durcheinander brachte.
Von da an, machte er viel alleine mit Daichi.
Er wusste das er sich auf den anderen immer verlassen konnte und das er eine sehr vertrauenswürdige Person war.

Etwa gegen Ende des Schuljahres, die Prüfungen waren bereits geschrieben, verabredeten sie sich einmal zuhause. Mit ihren Eltern zusammen.
"Das wird schon gut gehen, Suga du wirst sehen. Deine Eltern wollten doch unbeding wissen mit wem du andauernd rumhängst", sprach Daichi ihm Mut zu, während sie gemeinsam zur Cafeteria schlenderten.
"Ja ich weiß, trotzdem. Meine Eltern sind ziemlich eigen, was wenn sie sich nicht verstehen, dann hätten wir echt ein Problem. "
"Na und, sie müssen sich ja nicht gleich mit Herzchenaugen um den Hals fallen, schließlich bin ich nur dein Schulfreund und nicht ihr neuer Schwiegersohn", meinte Daichi lachend und selbst Suga musste schmunzeln. Das der andere es aber auch immer schaffte ihn zum lächeln zu bringen.
"Na gut, wenn du das so sagst, klingt es schon weniger unheimlich".
"Siehst du und jetzt mach dir nicht so einen Kopf darüber. Wenn alles gut läuft, werden sie vielleicht sogar etwas lockerer und ich kann dich zuhause mal besuchen".
"Ja das wäre echt cool, tut mir echt leid das meine Eltern da so unnachgiebig sind. Das waren sie schon in der Mittelschule", sagte Suga seufzend.
Er liebte seine Eltern, aber manchmal fand er sie echt etwas altmodisch und kleinlich.
"Willst du damit sagen das noch nie jemand bei dir geschlafen hat oder wenigstens bei nem Spieleabend war? "
Suga schüttelte den Kopf. Er wusste wie absurd das klang.
"Man, die sind ja wirklich spießig".
"Wie gesagt, tut mir echt leid".
"Ach was, mir tuts leid für dich, wenn ich überlege wie meine Freunde in meiner Grundschulzeit bei mir ein und ausgegangen sind. "
"Das klingt schön".
"War es auch, ich war praktisch nie allein".
"Auch das klingt toll. Man ich werd noch neidisch, hör auf damit".
"Na vielleicht holen wir das alles bald nach wenn deine Eltern sich mal etwas entspannen, womöglich könnte ich meinen Eltern dahingehend mal einen kleinen Flo ins Ohr setzen. "
"Einen Versuch ist es wert, aber nur wenn es passt".
"Wird schon schiefgehen".
"Du sagst es".
"Also wir sehen uns dann später im Club, ich muss noch kurz etwas mit einem Mitschüler klären, bis dann".
So verabschiedete sich sein Freund und winkte ihm lächelnd zu.
Vielleicht würde sich echt etwas ändern nach heute abend. Oder das alles ging gehörig in die Hose und sie würden noch strenger werden.
Blieb abzuwarten.

Es stellte sich heraus das Suga gar keinen Grund zur Sorge gehabt hatte.
Daichis Eltern waren wirklich sehr nett und in null, komm, nichts hatten sie seine Eltern mit ihrem Charme umwickelt.
Die Flasche Wein die die Sawamurras mitgebraht hatten, tat dann wohl den Rest.
Keine Stunde später quatschten und lachten sie bereits ausgelassen über alte Schulzeiten, den Job und die Familie.
Daichi warf ihm einen zufriedenen Blick mit hochgezogenen Augenbrauen zu, der fast schon "Ich habs ja gesagt" schrie.
Suga hätte sich fast an seinem Wasser verschluckt als er ihn bemerkte.
Völlig umsonst hatte er sich Dramen ausgemalt.
Die Sawamurras waren genauso wie er es sich vorgestellt hatte.
Frau Sawamurra war eine sehr ruhige, mitfühlende und aufmerksame Person und Suga sah die Parallelen zu Daichis Persönlichkeit.
Herr Sawamurra war sehr intelligent und wusste sehr viel über andere Länder und war immer up-to Date. Er konnte Geschichten erzählen die vermuten ließen, das er sehr viel reiste und viel von der Welt gesehen hatte. Er dominierte damit aber auch klar die Gesprächsrunde, was aber keinen störte, weil er dabei sehr zuvorkommend war und jedem das Recht gab mitzusprechen.
Auch hier erkannte er Daichi wieder.
Sie hatten beide dieses Anführergen.
Aber nicht auf eine dominate Art und Weise sondern eine bedachte und verantwortungsbewusste Weise.

Am Ende des Abends verlies die Familie ihr Haus und verabredete sich gleich für einen weiteren Abend.
"Koshi, ich muss sagen du hast wirklich einen sehr netten Freund gefunden und ihre Eltern sind auch ganz zuvorkommend", lobte ihn sein Vater auf seine gewohnt zurückhaltende Art.
"Ja sie sind wirklich allerliebst, ich schätze bei ihnen bist du gut aufgehoben", fügte seine Mutter hinzu und wusch mit bester Laune das Geschirr ab.
"Ich schätze wir waren etwas streng in letzter Zeit. Wir sollten uns nochmal darüber unterhalten wie lange du weg bleiben darfst und wer zukünftig hier zu Besuch kommen darf", lenkte Herr Sugawara ein und wirkte nachdenklich.
"Unser Sohn hat wohl eine sehr gute Menschenkenntnis erworben, wenn er solch nette Leute kennengelernt hat", meinte seine Frau aus der Küche.
"Da hast du wohl Recht Schatz, diese Entwicklung ist mir wohl entgangen".
"Die Menschenkenntnis hat er wohl eindeutig von mir", erklärte seine Mutter und sie mussten alle Lachen.

Von diesem Tag an, durfte Daichi zu Besuch kommen wann immer er wollte, und wenn er sich zuvor angekündigt hatte.
Suga liebte es endlich wie all die anderen Jungs aus seiner Klasse sich nach der Schule auf ein Eis oder zu einem Kinobesuch zu verabreden.
Und das verdankte er alles nur Daichi.
Er hatte schon zuvor eine starke Verbindung zu ihm gehabt doch durch diesen Einschnitt, fühlte er sich dem anderen noch näher.
Sie waren beste Freunde und er konnte sich nicht vorstellen was sie jemals wieder entzweihen konnte.

Daisuga  Freunde, Vertraute, Liebende Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt