01| doll face

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»Nuk është e vërtetë, zemër. Zgjohu¹

Ich hörte den nervigen, hohen Alarm meines Weckers zum dritten Mal diesen Morgen und war endlich gezwungen, meine Augen zu öffnen, welches ich direkt bereute, da alles viel zu hell für meinen Geschmack war. Sofort kniff ich sie wieder zusammen und überdeckte mein feuchtes Gesicht mit meiner schweren Decke.

Für die Schule Auzustehen wurde jedes Jahr schwerer. Woran das lag, wusste ich auch nicht. Vielleicht hatte man mit dem Alter mehr zu tun? Vielleicht war Anderes interessanter? Oder vielleicht verstand man irgendwann den Sinn einfach nicht mehr?

Mit dem motivierenden Gedanken, dass es sowieso mein letztes Jahr sein würde, richtete ich mich verschlafen auf und blickte auf das offene Fenster. Licht strahlte in einem schönen, warmen Herbstton durch das Zimmer.

Ein wunderschöner Herbstmorgen.

Ich wollte die Tage mit Helligkeit am Morgen genießen, da ich wusste, dass ich bald im Dunklen zur Schule laufen musste. Zwar hätte mich auch Ethan zur Schule fahren können mit seinem Auto, aber er tat es nicht. Es war nicht so, dass er mich nicht mitnehmen wollte, sondern, dass er morgens immer so früh losfuhr, schon vor den Ferien hatte es angefangen, und ich war mir sicher, es war wegen einem bestimmten Mädchen.

Im Halbschlaf stieg ich aus meinem Bett, lief an den Schrank gegenüber meines Betts, schob die Türen auf und suchte aus, was ich heute anziehen wollte. Ich nahm eine weite, schwarze Stoffhose und einen roten Rollkragenpulli heraus und schloss die Schwebetür wieder. Meine Schritte führten mich ins Badezimmer, wo ich die Kleidung auf den Wäschekorb legte und mich auszog, ehe ich in die Duschkabine trat.
Seit Tagen wollte ich die Badewanne auffüllen und dann am liebsten Stunden im lauwarmen Wasser verbringen, aber dafür hatte ich keine Zeit zwischen dem ganzen Putzen und Wischen von hartnäckigen Flecken und Verartzten von Verletzungen.

Als ich fertig war, trat ich heraus, zog meine Unterwäsche und Hose an, föhnte meine noch nassen Haare gerade und schminkte mich wie jeden Tag, bevor ich mich im Spiegel betrachtete. Ich war vielleicht nicht das schönste Mädchen auf Erden, aber ich fand mich ehrlich wunderschön. Natürlich war ich das.
Aber etwas störte mich unheimlich sehr.

Ich blickte ernst in die Augen meines Gegenübers und versuchte meinen Blick nicht nach unten gleiten zu lassen. Mein Herz klopfte schneller und ich übte meine Panik zu verstecken. An meinem Gesicht waren die Maken nicht zu erkennen. In meinen Augen war nicht zu erkennen, dass ich Fehler hatte. Die braun-grünen Augen versteckten den Schmerz ziemlich gut. Das Zittern meiner Lippen hatte ich auch unter Kontrolle bringen können. Und auch meine Brauen zogen sich nicht mehr unwillkürlich zusammen.

Nein, mein Gesicht war nicht das Problem.

Es war mein Körper.
Ich war nicht ganz dünn und das mochte ich auch, wenn ich mal nicht komisch drauf war. Ich hatte breite Hüften, dicke Oberschenkel und eine im Vergleich kleine Taille.

Nein, die Figur war nicht das Problem.

Es war mein Körper.
Es waren die zahlreichen Blutergüsse, Narben und blauen Flecken, die ihn zierten. Mein Blick, den ich nur so lange oben halten konnte, wich nach unten. Ich schaute mir meinen Körper Tag für Tag für Tag an. Und nicht einmal hatte sich etwas geändert. Immer dasselbe. Übelkeit kam mir bis in den Rachen hoch und ich konnte sie nur hinunterschlucken.

Das Schlucken ein Zeichen meiner Schwäche. Meine Brust hob sich unkontrolliert. Die Hyperventilation ein weiteres. Die Tränen in meinen Augen. Das Beißen meiner Unterlippe. Das Zittern meines rechten Knies. Die Hitze in meinem Kopf. Das Erröten meiner Augen. Der Ausschlag meines Zeigefingers. Das Knirschen meines Kiefers.

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