Kapitel 1

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Hier kommt auch schon das erste Kapitel. Viel Spaß damit!! :)
(Gladhwen - Lachende Maid)

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„Alessa, Zimmer dreiundzwanzig, jetzt!"

Gehörig spülte ich den letzten Teller ab, trocknete mir meine Hände an einem alten Tuch und machte mich auf zu besagtem Zimmer. Angekommen, setzte ich mich erst einmal in das Bett, das dort stand - leicht fiel mir das jedoch nicht. Es war ziemlich hoch, zumindest für meine Verhältnisse, denn ich hatte lediglich die Größe eines Hobbits. Als ich mich hingesetzt hatte, vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und schloss erschöpft meine Augen. Zu lange hatte ich schon nicht mehr geschlafen. Nach einer kurzen Zeit hob ich den Kopf wieder an und betrachtete mich in dem kleinen Spiegel, den ich immer bei mir trug. Er war dreckig und alt, obwohl ich immer versuchte, ihn so sauber wie möglich zu halten. Es war ein Geschenk meiner Mutter. Als ich mein Spiegelbild betrachtete, bemerkte ich, dass ich nicht weniger dreckig war als der Spiegel selbst. Meine früher so großen und lebhaften grünen Augen waren klein und dunkel umrandet. Sie strahlten nichts aus, außer der gewohnten Müdigkeit. Meine braunen Haare, die normalerweise von schönen Naturlocken geprägt waren und mir bis über die Schultern reichten, waren zu einem einfachen Zopf zusammen gebunden, der sich schon wieder zu lösen begann. Traurig betrachtete ich mich. Zum Glück konnten meine Eltern mich so nicht sehen. Sie würden sich beide für mich schämen, besonders meine Mutter. Mein Vater war ein Hobbit, er hätte es noch verstanden. Vielleicht hätte er sogar gelacht, doch meine Mutter war eine wunderschöne Elbenfrau, mit derer Schönheit ich mich niemals hätte messen können. Seufzend steckte ich den Spiegel zurück in die dreckige Tasche meiner Schürze und verfluchte es im gleichen Moment zur Hälfte ein Hobbit und zur anderen ein Elb zu sein. Ich hatte die Größe eines Hobbits, die Ohren und die Haare, sogar die Sommersprossen meines Vaters, doch die Gestalt, meine Art und vor allem die Unsterblichkeit hatte ich von den Elben.

Da meine Erscheinung jedoch eher der eines Hobbits gleich kam, hatte meine Mutter mich als Kind zu meinem Schutz versteckt gehalten. Die Elben des Grünwaldes hätten für mich nicht mehr als Verachtung übrig gehabt. Ein Mischlingskind einer Rasse, die die Elben für weniger Wert hielten als ihre eigene. Als unser König Thranduil jedoch nach fünfzen Jahren unumgänglich herausgefunden hatte, dass Ivrinia eine Tochter hatte, die einen Hobbit als Vate hatte, wurde sie aus dem Grünwald verbannt und seither hatte ich nichts mehr von ihr gehört.

Meine einzige Rettung damals war Legolas gewesen. Er war, neben meiner Mutter, der Einzige, der von meiner Existenz wusste und das nur, weil er mich eines Tages draußen erwischt hatte. Überraschenderweise hatte er mich nicht verraten. Im Gegenteil. Er hatte mich beschützt und das war der Beginn unserer Freundschaft. Alleine dieser hatte ich es zu verdanken, noch am Leben zu sein, denn als meine Mutter verbannt wurde, stellte Legolas sich gegen seinen Vater und half mir zu entkommen.

Bei den Elben des Grünwaldes konnte ich also nicht bleiben, denn ich war ihnen zu ‚unrein', so flüchtete ich nach Bree, wo mein Vater im ‚Gasthof zum tänzelnden Pony' arbeitete. Ursprünglich war er ein Wanderer, immer bereit neue Abenteuer zu erleben und neue Orte zu erkunden, doch nachdem er sich damals von seiner Liebe trennen musste, die er im Grünwald kennen gelernt hatte, hatte er sich im Gasthof nieder gelassen und war unter schwerer Arbeit gealtert. Jahrelang wusste er nicht einmal, dass er eine Tochter hatte, bis ich bei ihm auftauchte. Er hätte nicht stolzer sein können, das sah man ihm sofort an. Ich war sein Ein und Alles. Er verbrachte viel Zeit damit, mir seine Geschichten zu erzählen von Orten die er bereist hatte. In meinem Kopf formten sich dazu immer mehr wunderschöne Bilder, die ich über die Jahre versuchte aufs Papier zu bringen.

Die zeit mit meinem Vater war allerdings sehr kurz bemessen und als der nach fünf Jahren sein achzigstes Lebensjahr knapp überschritten hatte, starb er. Von da an nahm ich seinen Platz im Gasthaus ein - und ich hasste es. Da ich als ‚zu klein zum Bedienen' empfunden wurde, hatte ich die Aufgabe die Zimmer zu säubern, bis der nächste Gast kam. Dass meine Größe auch für diesen Job nicht wirklich angemessen war, wurde ignoriert.

Müde stand ich auf machte das Bett. Ich war froh, dass mich keiner sehen konnte, wie ich, klein wie ich war, das Bett für Menschen herrichtete, die doppelt so groß waren wie ich. Als das Bett fertig war, öffnete ich das Fenster, welches ich nur erreichen konnte, wenn ich mir einen Stuhl holte. Danach machte ich mich daran das Bad zu putzen und verließ anschließend das Zimmer. Schon als ich die Treppe nach unten ging, hörte ich das schallende Gelächter der betrunkenen Gäste und roch die Luft, die so dick war, dass ich sie wahrscheinlich mit einem Messer hätte schneiden können.

„Alessa wo bleibst du denn? Mach in der Küche weiter!", rief mir jemand zu.

Ich beachtete nicht weiter, wer es war, sondern machte mich sofort auf den Weg in die Küche. Dort stellte ich mich auf meinen Hocker an der Spüle und säuberte die Krüge, die sich in meiner Abwesenheit schon wieder gestapelt hatten.

Gegen Mitternacht wurde ich aus meinem Dienst entlassen. Ich wurde auf mein Zimmer geschickt, wo ich mich sofort auf das Bett fallen ließ. Mein Zimmer war eine Bruchbude, in anständigen Häusern wäre es nicht mehr als eine Rumpelkammer, doch mir war es egal. Ich bekam es sowieso so gut wie nie bei Tageslicht zu sehen. Ich musste sehr früh aufstehen um alles vorzubereiten, wenn die Gäste am Morgen frühstücken wollten, dann arbeitete ich den ganzen Tag durch und wenn ich Glück hatte, konnte ich gegen elf oder um zwölf schlafen gehen. Jedes Mal kurz bevor ich einschlief, schwor ich mir, dass ich am nächsten Tag meine Sachen packen würde um dann zu verschwinden. Irgendwo hin, wie mein Vater einst. Überall wäre es schöner als hier, doch an jedem neuen Tag ging ich einfach meiner Arbeit nach ohne einen weiteren Gedanken an meine Flucht zu verschwenden.

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Überarbeitet, 28.11.17 :3
Erneut überarbeitet am 14.02.2021, ich habe Alessa eine lückenlosere Story verpasst :D

(Never)ending (Hobbit FF) [Bilbo x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt