Kapitel 5

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Ich beschloss, dass ich mich den Zwergen stellen musste. Ewig wollte ich mich hier nicht verstecken, also öffnete ich die Tür und ging wieder zurück. Kurz vor der Küche flogen mir dann wortwörtlich Teller um die Ohren. Teller, Schüsseln und Besteck um genau zu sein. Erschrocken blieb ich stehen und betrachtete die Szene mit großen Augen. Die Zwerge, es waren in meiner Abwesenheit noch mehr geworden, hatten ein Lied angestimmt, das so ganz und gar nicht zu Gunsten von Bilbo klang. Dieser lief verzweifelt umher und versuchte die Zwerge davon abzuhalten irgendetwas kaputt zu machen. Es war das reinste Durcheinander.
Am Ende des Liedes hatten die Zwerge es aber geschafft, alle Teller und Schüsseln feinsäuberlich in der Küche aufzustapeln ohne, dass etwas zerbrochen war. Ich blickte verwundert drein. Wie hatten sie das angestellt?

Bilbo starrte ebenso verwirrt auf das gestapelte Geschirr wie ich. Das kam fast einem Wunder gleich!
Es war mir in der Tat extrem unangenehm, doch jetzt, da ich mich endlich wieder gewaschen hatte und das Problem um meine Erscheinung mir keine Sorgen mehr machte, spürte ich erst, wie viel Hunger ich eigentlich hatte. Vorsichtig ging ich zu Bilbo.
„Entschuldigt bitte."
Er ließ seinen Blick von dem Geschirr zu mir schweifen und sah mich abwartend an. Man kannte ihm deutlich an, dass er mit den Nerven am Ende war.
„Es tut mir wirklich leid, ich möchte Eure Gastfreundschaft auf keinen Fall zu sehr beanspruchen, aber habt Ihr noch etwas zu Essen für mich übrig?"
Bilbo schmunzelte leicht.
„Wisst Ihr, ich hätte euch an jedem anderen Tag sagen können, was sich in meiner Speisekammer befindet, doch heute bin ich mir nicht einmal sicher, ob sich überhaupt noch etwas darin befindet oder ob die Zwerge die Schränke auch gefressen haben."
Ich verkniff mir ein Lachen und grinste stattdessen vor mich hin.
„Seht einfach nach ob Ihr noch etwas Essbares findet. Ich will jetzt endlich herausfinden, warum ich Zwerge in meinem Haus verpflegen muss!"
Er lächelte mich noch kurz gequält an, dann verschwand er. Ich ging gleich in die Speisekammer und tatsächlich: Es sah aus als hätte hier eine Bombe eingeschlagen. Es war wirklich ein Wunder, dass die Regale noch standen. Ich durchsuchte die Kammer, bis ich noch ein paar Scheiben Brot fand, die die Zwerge wohl übersehen hatten. Wie das wohl passieren konnte? Ich nahm mir das Brot und ging schnurstracks zurück zu den Zwergen, wo ich eigentlich Bilbo suchen wollte um ihn zu fragen, ob er mit mir teilen möchte, doch ich fand ihn nicht. Also begann ich ihn zu suchen. Als ich vor einer Tür stand, hinter der ich sein Schafzimmer vermutete, klopfte ich vorsichtig an.
„Bilbo?"
Nichts.
„Bilbo?", rief ich etwas lauter.
Immer noch nichts.
Langsam öffnete ich die Tür – und ich hatte mich nicht getäuscht. Es war sein Schlafzimmer. Ich ging ein paar Schritte hinein und schloss die Tür hinter mir. Offensichtlich war er nicht im Raum, doch ich setzte mich trotzdem auf sein Bett. Normalerweise hätte der Anstand den ich besaß mich daran gehindert, doch im Moment war mir alles egal. In meinem Kopf ging es nur noch drunter und drüber. Ich verstand nicht, was das alles hier sollte und hinter das Rätsel, wer mir den Brief geschrieben hatte, war ich auch noch nicht gekommen. Ich war vermutlich genauso unwissend und verwirrt wie der arme Bilbo. Wo er wohl steckte? Ich biss nachdenklich von meinem Brot ab. Es schmeckte wirklich gut. Als ich das Brot gegessen hatte, überkam mich Müdigkeit und ehe ich mich versah, hatte ich mich wie automatisch fallen lassen und war eingeschlafen.

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Überarbeitet, 28.11.17 :)
Erneut überarbeitet am 14.02.2021 (Dass ich Thorins "Auftritt" nicht mehr geschrieben habe stört mich zwar, aber es würde leider drei weitere Kapitel komplett verändern also lasse ich das mal so durchgehen :D)

(Never)ending (Hobbit FF) [Bilbo x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt