Kapitel 4

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Die ganze Nacht lang war ich durchgeritten und war heilfroh, am frühen Morgen die Sonne aufgehen zu sehen. Auch wenn ich müde war und durch diesen Ritt jeden Muskel in meinem Körper spürte, so konnte ich mich doch nicht an der Umgebung satt sehen. Lange war es her, dass ich mich so frei gefühlt hatte.

Als ich Beutelsend erreicht hatte, stieg ich von dem Pony und band es an dem Zaun fest. Gut gelaunt betrachtete ich den Garten der vor mir lag.

Ich zögerte kurz und wollte gerade zu der Haustür gehen, als ich etwas hinter mir hörte und mich erschrocken umdrehte. Ich erblickte zwei jung aussehende Zwerge, die mich anlächelten und sich dann vor mir verbeugten.
„Kili und Fili zu Ihren Diensten", sprachen sie beide, bevor sie sich wieder aufrecht hinstellten.
„Seid Ihr der Meisterdieb?", ergriff der schwarzhaarige dann das Wort.
„Gandalf hatte uns nicht gesagt, dass Ihr... weiblich seid."
Ich hatte beim besten Willen keinen blassen Schimmer von was er da sprach, und mein Blick zeigte ihm das auch.
„Ich glaube nicht, dass sie weiß wovon du sprichst, Kili", meine der blonde Zwerg dann.
„Da habt Ihr vollkommen Recht. Das habe ich nicht", antwortete ich ihm wahrheitsgetreu und sah kurz zur Seite. Diese Situation war unangenehm.
„Ihr seht furchtbar aus, kommt mit uns und setzt euch dann erst einmal"
Verwundert sah ich die beiden an und ließ mich dann von ihnen mit schleppen. Ich verstand nichts mehr.

Als sie an der Haustür klopften, wurde nach nicht allzu langer Zeit von einem genervt aussehenden und gleichzeitig überraschten Hobbit geöffnet.
„Fili"
„Und Kili"
„Zu Euren Diensten", begrüßten sie ihn sofort und verbeugten sich gleichzeitig vor ihm, wie sie es bei mir getan hatten.
Etwas verwirrt, weil ich in der Mitte der beiden stand, machte ich einen kurzen Knicks, sagte aber nichts.
„Ihr müsst Herr Beuteler sein", sprach Kili, doch bevor er noch etwas sagen konnte, kam ihm der Hobbit zuvor.
„Nein, Ihr könnt nicht reinkommen! Das ist das falsche Haus!"
„Was?", rief Kili überrascht und hinderte den Hobbit daran die Tür zu schließen.
„Ist es abgesagt worden?", fragte er dann und drückte die Tür wieder auf.
„Davon wissen wir ja gar nichts", meint Fili und sah den misstrauisch Hobbit an, welcher komplett verwirrt zurück starrte.
„Ab- es wurde gar nichts abgesagt!"
„Da bin ich ja erleichtert", meinte Kili, während er, ohne auf ein weiteres Wort des augenscheinlichen Gastgebers zu warten, das Haus betrat.
Ich stand etwas unbeholfen da, bis der Hobbit mich kurz musterte und dann das Wort ergriff.
„Was ist denn mit Euch passiert? Ihr seht.. nicht gut aus."
„Vielen Dank. Ihr seid schon der zweite, der das heute zu mir sagt."
„Tut mir leid", seufzte der Hobbit.
„Kommt herein. Es ist sowieso schon egal."

Ich betrat das Haus und begriff sofort, was er mit ‚es ist sowieso schon egal' gemeint hatte. Kili und Fili waren nicht die einzigen Zwerge hier, es hatten sich schon zwei weitere eingefunden. Das Ganze wurde immer verwunderlicher. Ich sah mich kurz um. Es war wunderschön hier und trotzdem war ich ein Außenseiter. Ich fühlte mich, als würde ich nicht hier her gehören. Ich war dreckig gekleidet und soweit ich das sehen konnte, die einzige Frau.

Ich überlegte, ob ich wieder gehen sollte. Im Hintergrund hörte ich den Hobbit, wie er komplett unbeholfen versuchte, die Ordnung in seinem zu Hause zu bewahren. Da er von Sekunde zu Sekunde hoffnungsloser klang, schien es ihm wohl nicht zu gelingen. Plötzlich stand er neben mir.

„Es tut mir leid, ich habe mich Euch noch nicht vorgestellt", sprach ich, bevor er etwas sagen konnte.
„Mein Name ist Alessa Gladhwen und ich bin hier, weil ich einen Brief erhalten habe."
Ich kramte den Brief aus der Tasche meiner Schürze und hielt ihn dem Hobbit hin. Dieser nahm ihn kurz, überflog die Zeilen und runzelte die Stirn.
„Das war bestimmt dieser Gandalf", murmelte der Hobbit dann und gab mir das Blatt zurück
„Mein Name ist Bilbo. Bilbo Beutlin", stellte er sich mir dann vor.
Auch wenn er versuchte flüssig zu sprechen und seine Scheu zu überspielen, so bemerkte man doch ganz deutlich, dass er nicht wirklich wusste, was er tun sollte.
Lächelnd sah ich ihn an. Er war wirklich süß.
„H-Halt! Stellt das zurück", hörte ich ihn auf einmal rufen.

Fast wäre ich erschrocken. So schnell wie Bilbo neben mir aufgetaucht war, war er auch schon wieder weg. Ich drehte mich um und beobachtete, wie er mit einem Zwerg über etwas diskutierte. Schmunzelnd betrachtete ich die beiden und wartete, bis er, völlig aufgewühlt aber trotzdem freundlich dreinschauend, wieder zu mir kam.
„Möchtet Ihr euch vielleicht etwas anderes anziehen und euch waschen?"
Plötzlich sah ich ihn mit großen Augen an.
„Ihr habt ein Bad?"
Bilbo schmunzelte für einen Moment.
„Natürlich habe ich ein Bad. Kommt mit."
Ich folgte ihm und tatsächlich führte er mich in einen kleinen Raum, der genauso ordentlich eingerichtet war, wie die anderen Räume.
„Wartet einen Moment", sagte er dann freundlich lächelnd.
Ich sah währenddessen in den Spiegel und wünschte ich hätte es nicht getan. Mein Gesicht war genauso verdreckt wie meine Kleidung und meine Haare waren zerzaust. Ich war eine Schande für meine Familie und mich selbst.

Bilbo holte ein Handtuch aus einem Schrank, tauchte es ein wenig in Wasser ein und drehte sich dann zu mir.
„Hiermit könnt Ihr euch waschen. Wenn Ihr noch mehr braucht, schaut einfach in diesen Schank. Eure Kleidung könnt Ihr beiseite legen, ich werde Euch etwas anderes bringen."
Er sah mich noch einmal kurz an, dann verschwand er augenblicklich.

Ich zögerte kurz und drehte mich dann wieder zu dem Spiegel. Das war das erste Mal seit Jahren, dass ich nicht auf einen Hocker steigen musste um mich in einem Zimmer zurecht zu finden.

Lange dauerte es nicht, bis an der Tür geklopft wurde und Bilbo mir Kleidung reichte, als ich öffnete. Die Frage, warum er ein Kleidung für Damen besaß, verkniff ich mir. Da er ziemlich aufgewühlt zu sein schien, blieb er nicht. Er sprach nicht einmal mit mir, sondern verschwand sofort wieder. Ich schloss die Tür wieder, wusch mich gründlich und zog mir das neue Gewand an. Letztendlich kümmerte ich mich noch um meine Haare und sah dann wieder in den Spiegel. Der Anblick, der sich mir jetzt bot, gefiel mir um einiges besser. Ich war wieder sauber, meine Haare waren nicht mehr zu einem zerzausten Zopf zusammen gebunden, sondern offen und gekämmt, womit meine Locken endlich wieder sichtbar wurden und ich trug den Rock und das Oberteil, welche Bilbo mir gebracht hatte. Beides war simpel und doch gefiel es mir. Ich mochte die braun-grüne Farbkombination. Ich lächelte kurz und drehte mich dann zur Tür. Sollte ich es wirklich wagen, zu den Zwergen zurück zu gehen?

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So das wars. Ich hoffe natürlich wieder euch hat das Kapi gefallen. :) Nächstes kommt bald :)

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Überarbeitet, 28,11.17 :)
Erneut überarbeitet am 14.02.2021 :)

(Never)ending (Hobbit FF) [Bilbo x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt