Lafora

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„Komm, wir müssen los."

Lennox, Orion an seinen gefesselten Armen gepackt, lief mit Alea an die Reling. Er hatte einen Neoprenanzug und Taucherausrüstung dabei, die Ben ihm gegeben hatte. Schließlich sprangen sie ins Wasser, er hatte zuvor noch einen Rofus-Tee getrunken. Sie rief noch kaum bevor sie sich verwandelt hatte eine Finde-Finja. Nach einer Minute klingelte eine sonnengelbe „Ich bin gekommen." und Alea bat sie, eine Lafora zu finden. Als sie der Magischen erklären wollte, was das sei, hat diese jedoch schnippisch erwidert, dass sie natürlich wisse, was eine Lafora ist und war dann in brütendes Schweigen geraten. Dass ihr schlimmster Feind in Lennox' Griff war, hatte sie entweder übersehen oder sie kannte Doktor Orion einfach nicht, was Alea jedoch stark bezweifelte. Er war ihnen wiederstandslos gefolgt, hatte bestimmt eingesehen, dass seine Situation aussichtslos war. Nur sein Gesichtsausdruch war ärgerlich und vor Zorn angelaufen, was er aber nicht mit Worten kundtat. Schließlich säuselte die Finja „Folgt mir." und schwamm mit ihren hunderten kleinen, verzweigten Korallen los. Alea half Lennox, Orion zu ziehen, da sie so schneller waren.

Nach einiger Zeit hielt die Finja an. „Ich habe gefunden, was du gesucht hast. Ich bin eine Finde-Finja, ich finde." Sie waren vor einem großen, grauen, blumenartigen Wesen angekommen. Es hatte zwei lange Stiele, an denen jeweils eine große Blüte war. Alea vermutete, ein Gesicht in ihnen zu erkennen. Da sie sich nicht richtig verabschiedet hatte von der Finja, schwamm diese einfach wieder etwas beleidigt davon und ließ sie zurück.

„Hallo?", fragte Alea auf Hajara und die Reaktion kam sogleich.

„Aquilius Orion!" Die Stimme schien von allen Seiten her zu kommen und hallte ein Wenig. „Was tut Er hier?"

„Mein Name ist Alea Aquaiurs", begann sie, „Ich möchte Doktor Orion richten, um seine Denkensweise zu verändern." Er schnaubte neben ihr verächtlich.

„Er soll begreifen, was er angerichtet hat. Er soll seine Intelligenz für das Gute nutzen und die Meere nicht mehr verschmutzen und Müll abladen." Es war die Elvarion, die in ihr sprach.

„Er soll fühlen, was ein Meeresbewohner fühlt."

Es war einige Zeit lang still, dann erklang wieder die Stimme von allen Seiten.

Welcher Meeresbewohner?"

Alea schluckte. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Doch sie entschied schnell. „Mich."

„Nein!", rief Lennox. „Was, wenn dir was passiert?" Diese Frage war an die Lafora gerichtet. „Es ist ungefährlich", antwortete diese. Der Oblivioneninstinkt ging mit ihm durch, doch dann gab er nach und knirschte: „Na gut."

Somit war es entschieden.

Die Lafora gelobte ihr, sich neben den Doktor zu stellen. Danach legte sie einer ihrer Blüten ihr auf den Kopf, die andere auf den von Orion. Lennox musste ihn dafür loslassen, was er sichtbar ungern tat, doch der Doktor wehrte sich nicht und ging auch keinen Fluchtversuch an. Er wäre eh nicht so schnell wie Alea, da er zwar Kiemen, aber keine Schwimmhäute hatte. Er war ein Mischling.

Die Lafora begann zu vibrieren, sie brummte leise. Plötzlich fühlte Alea sich komisch.

Es war, als würden unzählige Gedanken durch ihren Kopf gehen, Gefühle, Erlebnisse. Ein paar schienen vor ihrem inneren Auge wie kleine Filme abzulaufen. Angestrengt versuchte sie sich auf die Videos zu konzentrieren, doch dann, wenn sie es tat, wechselten sie sich. Alea sah den Ärmelkanal vor sich, den Wal in Rennesse, der zu viel Müll verschluckt hatte. Der ölbeschmierte Strand in Norwegen, die Todeszone, es wechselte zu dem Ufer, an dem sie Kit kennengelernt hatten, dort, wo so viel Müll herumgelegen hatte.

Sie fühlte sich, wie sie sich noch nie zuvor gefühlt hatte. Ein tosender Sturm brannte in ihrem Kopf, wirbelte alles durcheinander. Es war ihr auch, als würde etwas in ihren Gedanken rumpfuschen, etwas heraussuchen. Sie blinzelte, konnte Lennox am Rande wahrnehmen. Mit der Demo in Marseille endete die ganze Sache.

Ihr Freund war sofort bei ihr, fragte, ob alles okay sei. Doch Alea fixierte Orion, der aus einer Mischung von Verblüffung, Entsetzen und Erstaunen dastand. Sie wartete auf eine Reaktion von ihm, doch er stand einfach nur bewegungslos da, starrte ins Leere.

Lennox bedankte sich bei der Lafora mit Swadaan, dann griff er wieder nach den gefesselten Armen des Doktors und schwamm mit Alea nach oben. Orion war immer noch wie eine Statue, so langsam fragte sie sich, ob es wirklich etwas in ihm verändert haben könnte. War der Schalter in ihm umgelegt worden?

Nach einer Weile jedoch stammelte er: „Oh mein Gott."

Angespannt beobachteten sie ihn, ob noch etwas weiteres aus ihm herauskommen würde, doch es blieb bei den drei Wörtern. Deshalb rief Alea wieder nach einer Finja, die sie dann zurück zur Crucis führte.

„Hat's geklappt?", überfiel Sammy sie schon, kaum, dass Alea ihre Haare abgetrocknet hatte. „Wissen wir noch nicht", beantwortete Lennox, der Orion wieder nach unten in den Salon brachte. Verständnislos blickte Sammy ihm hinterher. „Wieso denn nicht?"

Alea erzählte ihm alles.

Mit großen Augen starrte er sie an. „Vielleicht hat er sich ja wirklich verändert", flüsterte er, und kaum als er das ausgesprochen hatte, kamen ziegenartige Geräusche aus dem Wasser.

„Fussel will an Bord!"

Schon hatte er den Fischereikorb hochgezogen und Fussel gab ihm einen dicken Schmatz auf den Mund. „Ach, ich bin total verliebt in dich!" Sammy hob seine Robbe überschwänglich in die Höhe. Zu Alea gewandt sagte er augenzwinkernd: „Vielleicht wird Fusselchen mal ernsthafte Konkurrenz für dich!" Das brachte sie ein Wenig zum Lachen.

Plötzlich wurde Sammy wieder leise.

„Wenn es wirklich geklappt hat..." Er schaute die Robbe nachdenklich an. „Sind wir Orion für immer los. Keine Skorpionfische, keine Fluchten, keine Befreiungen. Einfach nur die Alpha Cru."

Mit schief gelegenem Kopf fügte er hinzu: „Wer weiß, ob es uns dann nach einer Weile nicht doch langweilig wird."

Mein Alea Aquarius 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt