Mein Alea Aquarius 7

Verändert

Während Alea auf den Wunsch von Sammy hin Kekse backte, lugte sie immer wieder durch die Tür in den Salon, wo Orion saß. Er starrte immer noch mit ausdrucksloser Miene die gegenüberliegende Wand an und sie fragte sich, ob der Doktor wirklich mal ein guter Mensch werden würde. Es war eine irre Vorstellung, sich vorzustellen, wie er vom Boden Müll aufsammelte und in den Mülleimer warf. Alea war so in Gedanken versunken, dass sie die Sauerei erst bemerkte, als es zu spät war. Stöhnend holte sie sich einen feuchten Lappen und wischte damit den Zucker vom Boden auf, den sie aus Versehen verschüttet hatte.

Bald kam Thea herein. In Hajara fragte sie, ob Alea glaube, dass Orion sich ändern würde. Sie bejahte zögerlich, denn zu hundert Prozent sicher war es ja nicht – aber sie glaubte stets an das Gute in einem Menschen. Ihre Schwester blieb noch eine Weile bei ihr, schaute ihr beim backen zu, dann holte sie wieder ihr angefangenes Buch heraus und begann eifrig, darin zu lesen. Es ging um Sternenbilder und ihre mythologischen Bedeutungen.

Erst am späten Nachmittag erwachte Orion aus seiner Starre.

Als hätte er es gespürt, kam in diesem Moment auch schon Lennox rein.

„Was habe ich getan...", murmelte der Doktor. Mit großen Augen blickte Lennox zu Alea.

„Mir war nicht klar, wie viele Magische darunter leiden." Seine Brauen zogen sich zusammen. Und dann fasste er zusammen, was sie schon immer mal aus seinem Mund hören wollte: „Das war nicht richtig."

Sie hatte alles stehen und liegen lassen, als Aquilius Orion seine Taten einsah. Manchmal stammelte er unverständliche Wörter, doch oft hörte man ganz klar und deutlich, wie er mit sich schimpfte, das getan zu haben.

Lennox ging zu Alea und flüsterte: „Glaubst du wirklich, dass es gewirkt hat?"

„Sieht es denn nach etwas anderem aus?", entgegnete sie, während sie den Doktor nicht aus den Augen ließ.

„Vielleicht tut er nur so", wisperte er. Überrascht schaute sie zu ihm hoch. „Glaubst du?

Er zuckte mit den Schultern. „Ich halte es für gut möglich. Es kann doch nicht sein, dass sich dieser Mann auf den Schlag so verändern kann."

Das hatte zugegebenermaßen auch verwirrend auf Alea gewirkt, aber sie zweifelte nicht an der Macht der Laforas.

„Manchmal geschehen eben Wunder", sagte sie.

Die anderen waren ebenfalls nach unten gekommen, um sich das Wunder anzuschauen und sie waren nicht weniger überrascht gewesen als Lennox oder Alea. Sammy hat gleich einen neuen Bandentagebucheintrag gemacht.

„Vielleicht sind wir ihn wirklich ein für allemal los", murmelte Ben.

„Das will ich aber auch hoffen!", erwiderte Tess, deren Angst sich hauptsächlich durch Orion richtig entfaltet hatte. Gleichzeitig wurde ihr auch bewusst, dass sie ohne ihn wieder nach Hause konnte – oder musste. Jedoch wusste Alea nicht, ob sie das für positiv oder negativ hielt. Die Alpha Cru, so sagte Tess, war das beste, was ihr jemals passiert ist. Zu ihren Eltern zurückzukehren, war eine andere Sache.

„Was machen wir jetzt mit ihm?", fragte Sammy, der aber schon längst zum Ofen gewandert war.

„Aussetzten?", schlug Tess vor.

In diesem Moment hörten sie Rufe.

Alea schreckte hoch. Es waren Walrufe, sie mussten von einer ganzen Schule stammen. Da merkte sie, wie jemand sie am Arm festhielt. Es war Lennox. „Verfall jetzt bitte nicht in einen Rausch", bat er sie durchdringlich. Sie blinzelte. Ein Rausch...

Da sah sie, wie ein kleiner Junge die Treppe zum Deck hochlief. Sammy.

Alea fasste sich an den Kopf, sie musste raus! Sie musste zu den Walen! Sie versuchte sich aus Lennox' Griff zu befreien, doch kaum als sie ihn sah, verschwand ihr Bedürfnis mit einem Mal. Du darfst nicht raus!, rief alles in ihr, doch ihr Herz wollte es einfach nicht verstehen. Alea tat es allerdings.

Plötzlich hörte sie, wie über ihnen der Bandenjüngste aufschrie. Aber... es war kein Angstschrei. Ben hastete ebenfalls an Deck, augenblicklich riss auch er die Augen auf. Jetzt musste sie hoch, und zwar nicht nur wegen den Walen. In Begleitung von Lennox stiegen sie die Treppe rauf. An Deck sah alles gleich aus, doch im Wasser schwammen unzählige Wale!

Das war es aber nicht, was Alea in die Höhe fahren ließ.

Die Wale waren nicht allein.