-2 Rivalen

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"Okay... Philipp", brachte ich hervor, auch wenn das noch keine Antwort auf die tausend Fragen war, die ich im Kopf hatte. 

Ich entschied mich diese langsam abzuarbeiten und erst einmal tief durchzuatmen. Luft füllte meine Brust und fühlte sich gut an.

"Wo sind wir?", fragte ich, als ich endlich einen klaren Gedanken hatte fassen können.

"Wir sind im CDU-Hauptquartier. Normale Bürger haben hierzu keinen Zutritt."

Normale Bürger? Ich schaute an mir herunter. Momentan trug ich eine Leggins und mein altes Lieblings-T-shirt. Philipp Amthor, oder sollte ich besser sagen Philipp, stand in einem schicken Anzug vor mir, der wahrscheinlich sogar maßangefertigt war. Im Vergleich zu ihm fühlte ich mich ehrlich gesagt nicht nur wie ein normaler Bürger, sondern ziemlich underdressed. Aber ich hatte ja nicht damit gerechnet am Vorabend entführt zu werden, sonst hätte ich mir sicherlich etwas anderes angezogen. Oder etwa nicht? Ich war nach wie vor verwirrt.

Er schien mich durch seine Brillengläser zu lesen, also zumindest meine Verwirrung. Den Teil mit der Kleidung wahrscheinlich nicht.

"Es tut mir leid. Ich verstehe nicht, was hier gerade passiert."

"Doch, doch. Ich werde dir alles anständig erklären.", im nächsten Moment hielt er mir ein Handy unter die Nase, "Mir kam zu Ohren, dass dieser Tweet von dir ist."

Ich nahm das Handy mit zitternden Händen entgegen und las. 

"Wenn die #CDU so korrupt wäre, warum stellt sie dann seit 4 Legislaturperioden den Kanzler? Meckern kann jeder, regieren nicht."

Ja, das war mein Tweet, eindeutig. Aber ich verstand nicht wieso man mich deshalb entführt hatte. Es war doch etwas Positives gewesen oder hatte ich damit jemanden verärgert?

Ich zog die Augenbrauen zusammen, doch nickte.

"Mit diesem Tweet hast du die Prophezeiung erfüllt und deine Treue zur CDU bewiesen. Du hast dieser Tage so viele Leute und mich zum Nachdenken gebracht."

Ich wusste gar nicht, dass mein Tweet so hohe Wellen geschlagen hatte, da ich die Nacht vorher so müde gewesen war und meinen Account gar nicht mehr so gecheckt hatte.

Da war wieder dieses jugendliche Schmunzeln in seinem Gesicht. Und irgendwie wirkte es auf mich ansteckend. Ich lächelte ebenfalls zaghaft und spürte wie meine Wangen sich leichtrot färbten.

"Wir suchen neue Social-Media-Mitarbeiter, Verkehrsminister und Verteidigungsminister. Und eben Leute wie dich, die traditionell und... doch so... neu sind, brauchen wir."

"Ich... ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich war bisher immer nur ein normaler Bürger."

Er legte den Kopf kurz schief und musterte mich aus seinen grünblauen Augen. Und auch, wenn er es nicht aussprach schien da noch so viel mehr zu liegen.

Doch in diesem Moment öffnete sich die Tür erneut und ich hörte eine weitere Stimme:
"Ich werde natürlich nicht zurücktreten."

Philipp fuhr herum.

"Oh Andi, ich wusste nicht, dass du zuhörst."

"Da begeht man einmal einen Fehler und alle wollen gleich, dass man zurücktritt." Andreas Scheuer trat ein und mit ihm füllte ein ganz besonderer Duft den Raum. Ich konnte nicht so richtig sagen, was es war, ehe er zwischen Philipp und mir stehenblieb. War das Diesel?

"Einen Fehler und dabei hast du wie viel Geld in den Sand gesetzt?", fragte Philipp Amthor und zog die Augenbrauen hoch.

"760 Millionen Euro für die Steuerzahler, aber du bist noch nicht solange im Amt wie ich Philip, also sei still."

"Vielleicht bist du ja auch nicht mehr lange im Amt."

"Sagt der, der sich schon mit 27 einen Lobbyismus-Skandal hat erwischen lassen. Komm erstmal in mein Alter und dann reden wir weiter."

Andreas Scheuers Blick ging dann zu mir und ein Leuchten trat in seine Augen.

"Wer ist denn deine neue Bekanntschaft?"

"Nancy Speer, Ihr Tweet..."

"Oh, ich weiß bescheid", unterbrach Andreas Scheuer ihn.

Er machte eine kurze Verbeugung und gab mir dann einen Handkuss.

"Eine Freude Sie persönlich kennenzulernen. Überlegen Sie aber gut, mit wem Sie hier Zeit verbringen wollen." Sein Blick ging kurz in Richtung Philipp und ein Blitzen war darin zu sehen. Selbst ein Blinder mit Krükstock würde die Feindschaft zwischen den Beiden erkennen.

"Vielleicht sehen wir uns nachher auf der Partyyyy", sagte Andreas und drehte sich um, warf mir aber noch einen Blick über die Schulter zu.

~Chancellor Princess~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt