-3 Das CDU-Hauptquartier

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Phillip gab einen verächtlichen Laut von sich, aber sagte nichts mehr dazu. Stattdessen tippte er mich an. Es wirkte irgendwie unbeholfen und unschuldig zugleich.

"Wie wäre es, wenn ich dir eine kleine Führung gebe?"

"Gern", erwiderte ich und nickte.

Also verließen wir das Zimmer und schritten über einen langen Korridor. Es war ziemlich dunkel und es fiel kein Licht herein. An der Wand prangten lauter CDU-Plakate und Bilder von Politikern. Ein besonders großes von Merkel war zu sehen. In dieser düsteren Atmosphäre wirkte es jedoch irgendwie bedrückend.

"Es ist etwas finster hier", murmelte ich und versuchte neben den schicken Lampen, irgendeine weitere Lichtquelle ausfindig zu machen.

Phillip kicherte nun.

"Natürlich, was hast du denn gedacht?"

Verwirrt zog ich die Augenbrauen hoch.

"Na ja, das CDU-Hauptquartier ist unterirdisch und, ich gebe zu, etwas finster. Aber im Leben hat alles seine Vor- und Nachteile. Es ist etwas düster hier, aber dafür ist man vor Wutbürgern, AfD-Politikern und Linken sicher. Es gibt einen unterirdischen Gang zum Bundestag und noch einen Ausgang, der direkt nach Lichterfelde führt."

Lichterfelde, ein traumhaftes Stadtviertel in Berlin. Insgeheim träumte ich davon dort einmal sesshaft zu werden, aber ich wusste, dass ich das Geld, um dort in einer Villa oder auch nur einer schicke Wohnung zu leben, wohl nie mit meinem Literaturstudium aufbringen würde.

Es war so nett wie Phillip Amthor sich um mich kümmerte. Ich hatte ihn früher schon etwas aus der Ferne bewundert. Bereits da war er mir wie ein vernünftiger, sympathischer Typ erschienen, auf den man sich verlassen konnte. Vielleicht hatte ich sogar ein bisschen für ihn geschwärmt, aber das häte ich nie zugegeben. Ich war schon immer etwas anders als Jugendliche in meinem Alter, oder jetzt junge Erwachsene gewesen und hatte nie etwas mit allgemeinen Sexsymbolen anfangen können.

Phillip bemerkte, dass ich schwieg. Die Stille zwischen uns schien auch ihn etwas nervös zu machen. Er zeigte dann auf eine der vielen Türen, an denen wir vorbeigingen.

"Hier wohnt Dorothea Bär, sie ist ein bisschen ausgeflippt und ich finde sie etwas anstrengend. Sie kann auch nicht so gut mit Kritik umgehen."

Ein paar Meter weiter zeigte er abermals auf eine Tür.

"Und hier wohnt Jens Spahn. Er macht immer ein bisschen Schabernack, aber ich kann ihn ganz gut leiden. Er ist meistens anständig."

Ab und an zeigte er mir ein paar weitere Türen und ich versuchte mir all die Details zu merken, es fiel mir aber nicht so leicht.

"Und... Angela Merkel?"

"Nein, Frau Dr. Merkel wohnt natürlich nicht hier", erwiderte er mit einem Lachen und brauchte ein paar Sekunden, bis er sich eingekriegt hatte.

"Wo gehen wir eigentlich hin, willst du mir den Bundestag zeigen?"

Phillip schüttelte den Kopf und machte eine beschwichtigende Handwegegung.

"Ich bin vielleicht Abgeordneter, aber das hat ein bisschen Zeit. Morgen können wir dahin. Vielleicht besorgen wir dir erst einmal etwas zu trinken  in meinem Lieblingscafé."

Eine ganze Weile lang folgten keine Türen auf dem Korridor. Stattdessen endete der Korridor in einem Aufzug. Wir stiegen ein und fuhren, bis es schließlich "Bing" machte.

~Chancellor Princess~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt