-11 Vollzug

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Ein paar Sekunden später hatte ich meine Stimme wiedergefunden.

„Wer hat es dir gesagt?", fragte ich ernst. Meine Gedanken wanderten gleich wieder zu Jens Spahn.
Phillip hob darauf nur beschwichtigend die Hände.
„Es tut nicht zur Sache von wem ich diese Information erhalten habe. Gewissermaßen war es doch die Pflicht eines verehrten Parteimitgliedes mich darüber zu informieren. Ich meine... du warst etwas verwirrt und hast Schritte in Erwägung gezogen, die mich doch sehr schockiert haben."
„Ich habe doch wohl ein Recht darauf zu erfahren, wer dir von einer Angelegenheit erzählt hat, die sehr privat ist und in erster Linie mich betrifft."
„Nancy, ich verstehe, dass das ein sehr sensibles Thema ist, aber so egoistisch kenne ich dich nicht. Es geht doch nicht mehr nur um dich, sondern auch uns und unseren Nachwuchs. Wir Männer haben auch unseren Anteil an einer Schwangerschaft. Das ist etwas was immer außer Acht gelassen wird."
„Ja, aber ihr müsst auch nicht die ganzen Konsequenzen tragen."
Ich spürte wie sich meine Wangen rot färbten, dieses Mal aber nicht aus Verlegenheit. Dieses Mal spürte ich wie sich Wut in mir breitmachte.
Phillip schien das zu bemerken und berührte mich an der Schulter.
„Sch, du solltest dich in diesem für dich neuartigen Zustand nicht aufregen."
„Sag mir nicht was ich zu tun habe."
„Ich bin nur äußerst überrascht über diese heftige Gegenreaktion und kann diese in Gänze nicht nachvollziehen."
„Ich habe mein Studium nicht einmal abgeschlossen oder mir bei euch einen Namen gemacht."
„Nun, um es ganz rational zu betrachten. War es nicht ein Studium der Geisteswissenschaften? Ich kann es nicht genau eischätzen, aber ich würde behaupten, dass der Arbeitsmarkt in der Branche gerade nicht allzu ergiebig ist.
„Das hast du jetzt nicht gesagt", erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich spürte wie ich noch wütender wurde.
„Konkrete Alternativvorschläge von deiner Seite kamen jetzt ja nicht.
Ich möchte und ich werde Verantwortungsträger sein, so wie es sich für einen anständigen Mann gehört. Mit dem Abgeordnetengehalt alleine ist für dich und das Kind doch bereits gesorgt. Und durch ein paar Connections wie zu Augustus Intelligence kommt da immer noch die ein oder andere Einnahme hinzu."

Das änderte aber nichts daran, dass er mich gerade verärgert hatte. Ich drehte mich ein Stückchen weg, worauf Phillip seufzte. Eine ganze Weile war Stille zwischen uns, bis er im wahrsten Sinne des Wortes einen Schritt auf mich zumachte und mein Gesicht sanft in seine Richtung bewegte, so dass ich ihn ansah.

"Ich habe mir eine traditionelle Familie immer gewünscht. Und jetzt, wo ich diesen Wunsch mit dir realisieren kann, möchte ich das mit allem was in meiner Macht steht, tun."

Ich schwieg und schaute ihn nur an. Die Lichter der Stadt spiegelten sich in seinen grünblauen Augen. Sein Blick war ernst, aber schien aufrichtig.

"Mein Lebenslauf war bisher immer von dem nächsten Ziel geprägt und ich strebe nach Effizienz... Was sich wohl auch auf die Beziehung überträgt und wir damit bereits jetzt verlobt sind und ein Kind erwarten. So hatte ich mir eine Beziehung vorgestellt, aber in gewisser Weise habe ich Verständnis dafür, dass es dich etwas überfordert und du nicht weißt wie du damit umgehen sollst."

Ehrlich gesagt wusste ich nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ja, ich war überfordert. Phillip und ich mussten reden, aber ich war mir ja nicht einmal sicher, was ich in diesem Moment genau erreichen wollte.

"Ich... ich weiß generell nicht, wie es weitergehen soll, es ist..." Ich brach ab und schluckte. Er hatte schon recht, ich war mit der Situation überfordert und er hatte mir soebenmit seinen Worten ein Stück weit den Wind aus den Segeln genommen. Die Verwirrung und meine Überforderung hatten sich so zu einem komplett neuen Level gesteigert und mir rann eine Träne über die Wange.

"Deswegen nimm dir doch die Zeit in der Schwangerschaft für dich, um zu entscheiden, was du möchtest und fokussier dich erst einmal nur auf den nächsten, logischen konsequent folgenden Schritt: Unsere Hochzeit und... wahrscheinlich auch unsere erste, eigene Immobilie in Licherfelde."

~Chancellor Princess~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt