-7 Zusammenbruch

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"Phillip, es war wunderschön", fing ich an, doch wusste nicht wie ich weitermachen sollte, "Es ist nur... Ich.."

Phillip runzelte die Stirn und rückte seine Brille zurecht.

Wie unromantisch war es nach dem Sex gleich über die "Pille Danach" zu sprechen? Ich druckste herum und brachte kein Wort heraus. Wer wusste schon wie Phillip darauf reagieren würde?

"Ich habe schon verstanden und natürlich weiß ich wie wir die aktuelle Situation konstruktiv und effektiv angehen können. Keine Sorge, die CDU kommt vielleicht ein bisschen konservativ rüber, aber als junger Abgeordneter habe ich in gewisser Weise  eine flexible Seite" Er zwinkerte mir zu.

Erleichtert atmete ich aus und nickte. Ich hätte nie gedacht, dass er es einfach so verstehen würde.

Im nächsten Moment drehte er sich um, rückte seinen Jägerhut noch einmal zurecht und griff nach seinem Handy. Keine 5 Minuten später stand ein SUV mit getönten Scheiben vor dem Jägerhochsitz. Ich hatte es noch gerade rechtzeitig geschafft mich anzuziehen, Phillip ebenso.

Wir stiegen ein, Phillip hielt meine Hand und so fuhren wir los. Es war so gut zu wissen, dass er auch hierbei hinter mir stand und ich konnte mich in diesem Moment kaum glücklicher schätzen.

Phillip war während der Fahrt ständig dabei zu telefonieren und sagte, dass es "noch genau an diesem Tage" sein musste, "dass er jeden Kontakt nutzen würde, der ihm zur Verfügung stehen würde." Gleichzeitig bot er mehreren Menschen irgendwelche Fördergelder an,  ehe er zufrieden auflegte.

Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig sein könnte eine Apotheke zu finden, die noch aufhatte und uns die "Pille Danach" verkaufen würde. Nervös drückte ich seine Hand und schaute aus dem Fenster.

Unser Weg führte jedoch nicht zu einer Apotheke, sondern... zu einem großen Gebäude. Ich war mir nicht genau sicher, aber... war das nicht...

Mir klappte der Unterkiefer herunter und ich konnte Phillip nur anstarren.

War das nicht... das Standesamt?

"Siehst du es gibt für alles eine Lösung", sagte er und hatte wieder dieses unschuldige, schelmische Grinsen im Gesicht, das ich so mochte.

Und trotzdem war ich mit der Situation überfordert.

"Ich kann doch nicht..."

Phillip unterbrach mich und machte eine kurze, wegwischende Handbewegung

"Denk mal an die lukrativen Seiten: Kein Skandal für uns beide oder die CDU, eine bessere Steuerklasse, ein höherer Freibetrag..."

"Aber ich wollte nie heiraten, weil ich es muss."

"Hattest du denn noch andere Pläne für dein Leben fernab einer Heirat?", fragte er mich und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. "Natürlich könntest du dann noch immer ein bedeutendes politisches Amt erreichen. So als verheiratete Frau, denk an Frau Dr. Merkel, aber... ich würde sagen das ist nicht zwingend die Regel."

Ich schüttelte den Kopf, schneller und heftiger als ich es eigentlich gewollt hatte.

"Ich wollte mir sicher sein mit einer Hochzeit und jetzt geht alles etwas schnell. Vorher wollte ich ein bisschen mehr über mich herausfinden, weißt du?"

Er schwieg kurz und kam mir dann ein paar Zentimeter näher.

"Ich bin phasenweise schon schockiert, wie emotionslos junge Frauen wie du die christliche Ehe mit Füßen treten."

Schmerz, ehrliche Entrüstung und vielleicht auch gekränkter Stolz lag in seinem Blick.

Ich hatte ihn verletzt und das tat mir leid. Vorsichtig berührte ich ihn am Arm, doch Phillip schüttelte den Kopf.

"Lass uns zurück zu dem CDU-Hauptquartier." Das war das einzige, was er sagte. Da war er also, unser erster Streit.

Im Wagen versuchte ich mehrere Male ein Gespräch mit ihm anzufangen, aber er antwortete nicht.

Im Hauptquartier wurde Phillip auch bereits erwartet. Ein kleiner Teil von mir hatte Angst, dass es mit den letzten Stunden  zu tun hatte, die wir miteinander verbracht hatten.

Hatte uns jemand beobachtet? 

Aber anscheinend ging es um einen Beschluss zur Haushaltsplanung, der noch heute besprochen werden musste. Auch, wenn Phillip nicht mit mir sprach, war ich mitgekommen. Ich wollte mit ihm sofort nach der Besprechung reden und dafür sorgen, dass wir uns endlich wieder vertragen konnten.

Die ganze Situation stresste mich, setzte mich enorm unter Druck und ließ mich kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich war alleine im Reichstag, hatte soeben meine Jungfäulichkeit verloren, war mit Phillip Amthor zusammen, aber wir hatten jetzt schon Streit.

Ich hatte mich noch nie so alleine gefühlt. Schließlich kannte ich auch kaum jemanden hier. Meine Knie zitterten, als ich mich von dem Stuhl erhob und auf den Flur lief. Blicke folgten mir, doch das war egal. Tränen rannen meine Wangen herunter. Was tat ich hier nur?

Ich suchte erst einmal Flucht auf der Frauentoilette und betrachtete mich ratlos im Spiegel. Was sollte ich tun? Gehörte ich überhaupt hierher oder war ich doch nur ein gewöhnlicher Bürger? Wie sehr wünschte ich jetzt mit meiner besten Freundin darüber reden zu können.

In genau diesem Moment ging die Tür auf. Jens Spahn trat ein -mit einem Duplo im Mund.





~Chancellor Princess~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt