-6 Jäger und Gejagte

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"Treten Sie zurück, Andreas Scheuer", wiederholte die Stimme, worauf ich zusammenzuckte.
Erst im nächsten Moment wagte ich es mich umzudrehen und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Es war Dorothee Bär.
„Gib endlich Ruh, du Mistige! Ich hab dir schon zigtausend Mal gesagt, dass ich das nicht witzig finde", erwiderte Andreas.
„Man, habt ihr euch erschrocken. Hab ich euch bei etwas erwischt?", fragte sie und grinste breit.
Andreas brummelte nur etwas vor sich hin, schwieg aber ansonsten. ich dagegen schüttelte sofort den Kopf. Vielleicht sogar etwas zu schnell.
Die Stimmung zwischen uns war angespannt und zum Glück neigte sich die Party dann auch dem Ende zu.
Ich bekam noch einmal eine Kostprobe von Andis Fahrstil, ehe ich mich auf mein Zimmer verziehen konnte. Ich fiel in einen unruhigen Schlaf. Ein Teil von mir erwartete morgen einfach wieder in meiner kleinen Studentenwohnung aufzuwachen und dass alles einem Traum entsprungen war.

Mich weckte am nächsten Tag ein Klopfen, das nicht meinen schrecklichen Kopfschmerzen entsprungen war. Da fiel mir alles wieder ein.

Die Entführung, Mein Spaziergang mit Phillip, die Begegnung mit Andreas, die Party...

und... ich kniff die Augen zusammen. Hatte ich mich gestern von Andi wirklich so mitreißen lassen? Es pochte in meinem Schädel und ich raufte mir das Haar. Was hatte ich getan?

Das Klopfen erklang erneut. Energisch, aber nicht aggressiv.
„Zu fortgeschrittenener Stunde, wollte ich fragen, ob du bereits erwacht bist?"
Phillip. Mein schlechtes Gewissen verdoppelte sich im selben Moment und ich zog mir die Bettdecke über den Kopf.
„Ich... ich hab verschlafen. Geh doch ohne mich."
„Ein guter, anständiger Politiker kalkuliert immer Verspätungen ein. Ich habe eine Stunde Puffer eingeplant für Eventualitäten heute Morgen und die Beschlüsse noch gestern Nacht gelesen."
Er war so perfekt. Und ich lag noch mit Kater im Bett. In meinem Kopf Arbeitete es. Ich suchte nach einer Ausrede:
„ich hab nichts zum Anziehen."
„Schau in den Schrank. Du musst ja nicht so oft in den Spiegel wie Christian Lindner sehen."
Als ich den Schrank öffnete, entdeckte ich tatsächlich ein paar seriöse Outfits.
Damit war meine Ausrede hinfällig, also blieb mir wohl nichts anderes übrig.
Ich entschied mich für ein Sacko und eine Hose, machte mich schnell frisch, ehe ich zu Phillip herauskam.

Der lehnte am Türrahmen und hatte zwei coffee-to-Go-Becher dabei, auch wenn ich bezweifelte, dass in seinem Kaffee war. Er war so perfekt und so gut auf alles vorbereitet, dass ich mich schäbig fühlte.
„Gut siehst du aus, ein bisschen wie Mutti persönlich."
Er zwinkerte, doch ich konnte es nicht erwidern. Ich war zu angespannt. Auch wenn er mir gerade so ein großes Kompliment gemacht hatte.
Dankbar lächelte ich ihn an und folgte ihm dann durch den Geheimgang in den Bundestag.

Wir kamen gerade rechtzeitig und ich setzte mich zu den anderen Parteimitgliedern. Phillip ließ mir den Vortritt und nahm dann neben mir Platz. Andreas Scheuer kam natürlich zu spät und warf mir einen kurzen Blick zu, worauf ich  die Augen niederschlug und ihn ignorierte.
Bald schon war Phillip an der Reihe. Er schien überhaupt nicht nervös, als er sich zum Rednerpult aufmachte. Und dann nahm er sich die AfD vor. Er war so wortgewandt und so kompetent.

Und als er geendet hatte, spürte ich wie ich wieder feucht zwischen den Beinen wurde.
„Wenn du mal erleben willst, wie es ist, wenn ich nicht nur auf die AfD Jagd mache, dann kannst du mich heute begleiten."
Mein Herzschlag beschleunigte sich, als er etwas näher an mich rückte.
Ich war so aufgeregt, dass ich nur ein Nicken zu Stande brachte.

Und tatsächlich meinte Phillip buchstäblich genau das, was er gesagt hatte. So fand ich mich schon bald neben Phillip auf einem Hochsitz in dem Düppel-Forst wieder.
Konzentriert schaute er in das Fernglas und hielt Ausschau, ehe er es mir reichte und hinter mich trat.
Ich blickte hindurch, doch war mir nicht sicher, ob ich neben dem wundervollen Ausblick etwas hätte sehen sollen.

~Chancellor Princess~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt