-9 Parteinacht

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(AN: In dem Bestreben uns zu steigern, ist dieses Kapitel even more cursed geworden. Holt euch Weihwasser oder Bier, je nachdem. Auf jeden Fall hochprozentig. Ich habe dieses Kapitel größtenteils auch nicht nüchtern geschrieben. In diesem Sinne:)

Mein Hintern brannte, als Phillip ausatmete und sich auf das Bett fallen ließ. Es schien als wäre in diesem Moment ein Großteil der Anspannung von ihm abgefallen.
Ich drehte mich wieder in seine Richtung und wagte es nun ihn wieder anzusehen.
„So habe ich dich noch nie erlebt."
„Das ist ein kleiner, simpler jedoch komplexer Teil meiner Selbst, den ich bisher niemandem offen gelegt habe und auch nicht offenlegen musste."
Wir schwiegen uns an, bis ich erst wieder auf die Knie ging und dann aufstand.
Ich wollte mich jedenfalls nicht zu ihm aufs Bett setzen, weil ich mir das Sitzen gerade relativ schmerzhaft vorstellte.
„Ich bin ohne Vater aufgewachsen. Gewissermaßen kannte ich keine Bilderbuchfamilie, über die Zeit habe ich nur mein eigenes Ideal sowie Moralvorstellungen entwickeln können und mich an Traditionen orientiert", sagte er dann irgendwann.
„Das war bestimmt nicht immer leicht", erwiderte ich und war mir nicht sicher, was ich dazu sagen sollte. Ich hatte Angst ihn zu verschrecken, wenn ich zu forsch nachfragte.
„Nein, keineswegs."
Nachdenklich schaute er an die Decke und dann wieder zu mir.
„Hast du Angst vor Morgen?", fragte ich vorsichtig.
Phillip antwortete nicht, sondern starrte weiter an die Decke.
„Willst du, dass ich gehe?"
Er schien darüber nachzudenken, doch antwortete nicht.
Dass er nun so distanziert war, tat mir wirklich weh. Ohne ein weiteres Wort machte ich kehrt und verließ sein Zimmer.

In meinem eigenen Zimmer weinte ich mich dann in den Schlaf. Was tat ich hier nur? Mein Gesäß schmerzte, aber das war kein Vergleich zu meiner inneren Verletztheit.

Am nächsten Morgen klopfte es erneut an der Tür. Erst hoffte ich, dass es Phillip war, aber... das Klopfen war zwar energisch, dafür dass es Phillip sein konnte, gleichzeitig zu dumpf und zu tief.
„Du wirst bereits erwartet!", rief die Stimme.
CSYOU-Armin geleitete mich durch den Geheimgang weiter in den Reichstag, weiter über viele verschiedene Stockwerke bis zu dem obersten. Und dort in mitten des Flures, erhellt von schönem, hellen Tageslicht war eine riesige, schwere Tür.
Hier war es also. Das Büro der Bundeskanzlerin. 

Als ich die Tür öffnete, saß Phillip bereits vor einem Schreibtisch: die Schultern eingefallen, die Hände im Schoß... er wirkte ein wenig wie ein Schuljunge.
Vor ihm die Bundeskanzlerin, auf dem riesigen Bürostuhl wirkte sie dagegen wie eine Art Imperator. Zu ihrer Rechten Horst Seehofer, der stramm da stand wie ihr Offizier. Wenn auch ein etwas älterer.
Ohne etwas zu sagen, wies sie mir einen der drei Stühle zu.
Ich nahm neben Phillip Platz, spielte mit meinen Fingern und wartete darauf, dass es etwas passierte. Aber Merkel machte das, was sie am besten konnte: Nichts.

Und das machte mich ehrlich gesagt noch nervöser.
Bestimmt hatte sie einen schwierigen Verhandlungspartner einfach nur durch Schweigen zur Verzweiflung gebracht. Sie musterte mich intensiv. Die Stille war mir so unangenehm, dass ich gerade ansetzen wollte etwas zu sagen, als die Tür aufgestoßen wurde.

Andi.
„Oh, sorry. Hatte den Termin nicht richtig notiert und ich musste dann noch was erledigen."
Er zog die Nase auffällig hoch und auf seiner Oberlippe war noch etwas weißes zu sehen.

"Am Schluss eines Verfahrens steht die Konsequenz, das gilt auch für dich, Andi", ermahnte Horst Seehofer.

Dann herrschte wieder Schweigen.
Endlich ergriff Merkel das Wort:
„Es ist nicht so als kämen mir Skandale immer ungelegen. Ich meine... das ist der einzige Grund, warum Andreas noch im Amt ist", es zuckte leicht um ihre Mundwinkel herum, war das ein Lächeln?
Vielleicht war es das einzige Lächeln zudem sie fähig war.

~Chancellor Princess~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt