-4 Kein Limit

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Die Frage war nur, was ich zu dieser Party anziehen sollte. Schließlich trug ich noch immer meine Leggins und das alte T-Shirt. In dieser Tiefgarage war es auch etwas kühl und es fröstelte mich. Es hatte sich bereits eine Gänsehaut auf meinen Armen gebildet. Ich hatte zwar zugesagt, aber ich bezweifelte, dass ich so auf die Party passen würde. In genau diesem Moment trat eine Frau aus dem Korridor und stolzierte zu uns herüber. Sie hatte braunes, gepflegtes Haar und lächelte breit. Als sie Andreas Scheuer sah, winkte sie ihm zu.

"Hey, Andi. Wen hast du denn da mitgebracht?"

Sie musterte mich und ihr Blick blieb an meinem Lieblings-T-shirt kleben. Sie lächelte mich jedoch weiter an und verbiss sich wohl einen Kommentar. In diesem Moment erkannte ich sie: Es war Dorothee Bär.

"Nancy Speer", stellte mich Andreas kurz vor.

"Ach genau! Dein Tweet. Ach, es ist mir eine Ehre dich kennenzulernen."

Warum war dieser Tweet eigentlich so ein großes Ding? Ich zog die Augenbrauen hoch, aber nahm ihre Hand entgegen.

Als Phillip Amthor in meiner Tür gestanden hatte, war ich etwas zu perplex gewesen, um zu fragen, aber jetzt wagte ich es doch:

"Wieso sind alle so begeistert von diesem Tweet? Und wieso hat man mich eigentlich hierher gebracht?"

"Hat dir Phillip das nicht erzählt?", fragte sie erstaunt, worauf ich nur den Kopf schüttelte.

"Na ja, der CDU/CSU laufen die jungen Leute weg. Und du... bist jung, hast schon mal Twitter und bist damit besser drin in Digitalisierung als die meisten hier... Du weißt schon, Neuland und so... Du bist auch nicht gegen uns. Das reicht erst einmal."

Sie lachte auf und zwinkerte mir dann zu:

"Und im Gegensatz zu Phillip Amthor kommst du normal rüber. Aber dein Outfit gerade... verzeih mir. Das geht nicht."

Andreas musste also noch etwas warten. Dorothee Bär nahm mich mit in ihr Zimmer und suchte dort ein sehr eng geschnittenes Latex-Outfit heraus. Oben herum war es pink, der untere Teil setzte sich aus mehreren Gürtelschnallen zusammen und glitzerte in Regenbogenfarben. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich das anziehen sollte, aber Dorothee Bär nickte mir aufmunternd zu.

"Das hatte ich mal bei der Verleihung für den deutschen Computerspielpreis an. Kam super an. Andreas mochte es auch sehr gerne an mir."

Da sich Dorothee besser hier auskannte als ich, vertraute ich auf ihren Rat. So umgestylt ging es also zurück zu Andreas Scheuer und seinen schicken VW. Andreas und Dorothee alberten noch etwas herum und machten Insiderwitze, die ich nicht verstand. Ich kam mir ein bisschen Fehl am Platz vor.

(Eindrücke hierzu)

(Das Bild stammt original nicht aus der Geschichte, wir besitzen keine Rechte daran

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(Das Bild stammt original nicht aus der Geschichte, wir besitzen keine Rechte daran. Quelle: https://www.welt.de/ )

"Hast du keinen Fahrer?" Ich hatte mich zumindest ein bisschen von ihrer Stimmung anstecken lassen und duzte Andreas nun, was mir aber im nächsten Moment unangenehm war. Schnell warf ich ihm einen entschuldigenden Blick zu.

Es schien ihn aber nicht zu stören, denn er warf den Kopf in den Nacken und lachte. Von der einen Sekunde auf die nächste wurde sein Gesichtsausdruck aber wieder ernst.

"Nein. Ein echtes deutsches Herz schlägt für den Motor. Ich fahre fast immer selbst. Du fragst sicher, weil Phillip sich herumkutschieren lässt? Wer weiß, ob er überhaupt schon den Führerschein hat."

Der Seitenhieb gegenüber Phillip hätte nicht sein müssen. Was hatten die Beiden nur gegeneinander?

" Aber jetzt, los. Sonst kommen wir noch zu spät", sagte Andi und wirkte nun etwas unruhig.

"Kommen die coolen Kids nicht immer ein bisschen zu spät?", fragte Dorothee mit verwegenem Lächeln.

Andi schmunzelte und ließ mich sogar neben ihm auf den Beifahrersitz Platz nehmen. Dorohtee setzte sich auf die Rückbank, was mich überraschte.

"Das ist übrigens ein zauberhaftes Kleid. Wie soll ich sagen - Es bringt auf Touren", sagte Andreas und ließ den Motor kurz aufheulen.

Und dann fuhren wir los, raus auf die Autobahn durch die dunkle Nacht, unterwegs in eine neue Zukunft.

Andi hatte ein ordentliches Tempo drauf, weswegen ich ihn am Arm berührte und mir kurz der Atem stockte.

"Etwas langsamer, bitte. Es... es ist so schnell."

"Auf der deutschen Autobahn gibt es kein Tempolimit", erwiderte er, warf mir einen herausfordernden Blick zu und drückte noch fester auf das Gaspedal.


~Chancellor Princess~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt