|Kapitel 17| - Die letzte Stadt

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Minhos Sicht:

"Wie schaffen Sie es eigentlich das alles mit Ihrem Gewissen zu vereinbaren?"

Ava blickt mich überrascht an.
Mich hat es sehr gewundert sie überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Immerhin ist sie hier bei ANGST ein hohes Tier. Obwohl ich mittlerweile nicht mehr weiß, ob sie weiterhin das Sagen hat oder Janson den Laden hier leitet.

"Mein Gewissen ist rein, Minho."

"Rein also", ich muss lachen, meine Stimme trieft nur so vor Spott, "so rein und weiß wie ihr Laborkittel? Haben sie noch nicht das Blut bemerkt, das daran klebt?"

Sie sieht an sich herab.

"Ich sehe kein Blut."

Ist sie wirklich so dumm oder tut sie nur so?
"Da ist ja auch keins. Aber sehen Sie nicht das Blut, das bereits an Ihren Händen klebt? Es droht Ihre reine, weiße Hülle zu beschmutzen, bis sie von innen oder außen zerreißt!"

Sie lässt sich auf dem Stuhl gegenüber von mir nieder.

Ein Versuch sie anzugreifen wäre sinnlos. Ich bin zwar nicht gefesselt, dennoch stehen vier Wachen um uns herum, die Hände an den Griffen ihrer Gewehre. Ich wäre tot, ehe ich nur mit der Wimper zucken würde.

"Du bist klug, Minho. Ständest du nicht auf der falschen Seite, könntest du einer meiner Berater werden."

Ich verschränke die Arme vor meiner Brust und lasse mich tiefer in den gepolsterten Stuhl hinein sinken.

"Erstens haben sie doch schon einen Berater. Eine Ratte, die überall ist, alles mitbekommt und die keiner haben will."

Einer der Männer richtet den Lauf seiner Waffe auf meinen Kopf.

"Schießen Sie nur", sage ich schulternzuckend, "doch was würde der Rattenmann dazu sagen?"

"Runter mit der Waffe, sofort! Lasst ihn aussprechen, ich will hören was er zu sagen hat!"

Die Wache geht wieder in Position.

"Fahre fort", meint Ava Paige dann gelassen und verschränkt ihre Hände in ihrem Schoß.

"Zweitens", ergreife ich wieder das Wort, "stehe ich nicht auf einer anderen Seite, sondern sitze. Und drittens: Wenn hier jemand auf der falschen Seite ist, dann sind Sie es. Gibt es Ihnen wirklich Genugtuung Jugendliche und sogar Kinder zu quälen?"

Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen.
"Natürlich nicht! Denkst du etwa ich sei ein Unmensch?!"

Ich richte mich etwas auf.
"Wenn Sie meine ehrliche Meinung wollen: Ja.
Ich verstehe Sie wollen ein Heilmittel, können die Welt retten und eliminieren dann so das Virus. Aber was bringt Ihnen dieses ganze Geschwafel von Rettung und Frieden für alle, wenn Sie bei der Herstellung nicht an die Zukunft denken."

Der Zorn steht ihr nun ins Gesicht geschrieben. Wutentbrannt steht sie auf.
"So etwas lasse ich mir nicht bieten! Das hier ist unsere Zukunft! Auf diesem Weg kann ich die Menschheit retten!"

Sie geht in Richtung Tür, hält aber bei meinen nächsten Worten inne.

"Schon wieder reden Sie von Zukunft! Ihre Zukunft ist aber wortwörtlich im Keller! Für wen wollen Sie die Rettung erreichen? Für die alten, die früher oder später sterben? Oder für neue Generationen, wie die meine? Die, die Sie quälen, anstatt mit ihnen zu kooperieren! Die, die Sie von Ihren Familien trennen und gegen sich aufhetzen? Reden wir von dieser Zukunft, ja? Na dann mal viel Spaß."

Weil ich dich finde || Maze Runner -Minho FF ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt