17 / it's over

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Als Cecilia Colorado und ihr idiotisches Schoßhündchen auf mich zukamen, stand ich vor meinem Spind und schlug diesen nachdrücklich zu.

Ansonsten stand keiner mehr im Gang, weil es vor etwa zwei Minuten zum Unterricht klingelte. Die Klassenzimmer befanden sich einige Meter entfernt im nächsten Gang. Vincent musste sich leider beeilen, weil er in der ersten Stunde eine Klassenarbeit schrieb. Deshalb blieb es wohl alleine an mir hängen Cecilias Lügengeschichte auszubauen.

Wenigstens ohne Publikum. Ich hasste es, wenn die ganze Schule mir dabei zusah meine Privatangelegenheiten zu klären.

Die beiden blieben vor mir stehen. Cecilias Gesicht zeigte wie immer keinerlei Emotion. Wie in Stein gemeißelt blieb sie stehen. Aufrecht und elegant wie eine Königin. Die blonden Haare lagen glatt an ihrem Rücken und ihre grünen Adleraugen beobachteten jeden meiner Schritte. Kurz fiel mein Blick auf die rot bemalten Lippen. Die Erinnerungen vom Wochenende waren durchaus sehr präsent in meinem Kopf. Dennoch ging mir ihre Lügengeschichte auf den Keks. Was bekam sie dafür wenn die ganze Schule glaubte, wir hätten miteinander geschlafen?

Wenn ich Jordan ansah beantwortete sich die Frage schnell. Für Cecilia sprang vermutlich nicht viel heraus. Für mich ein blaues Auge.

Seltsamerweise schüchterne er mich nicht ein. Obwohl sein tatoowierter, muskelbepackter Arm einem definitiv Respekt einjagte und er mich um wenige Zentimeter überragte, machte es mir nichts aus. Ich wusste, dass ich nichts getan hatte.

Und er konnte mir nur leid tun. Er ließ sich von Cecilia benutzen. Glaubte er etwa wirklich, dass er ihr etwas bedeutete?

,,Schönes Wochenende gehabt?", fragte ich die beiden und ignorierte Jordan. Stattdessen sah ich Cecilia herausfordernd an. Ich gab ihr die Chance ihre Lüge selbst zu klären. Jedoch schien sie das nicht zu wollen.

Natürlich nicht.

Lügen konnte sie mehr als die Wahrheit zu erzählen.

,,Du bist schön ruhig, Kleiner", knurrte Jordan wütend.

Ich beschloss ruhig zu bleiben und klopfte ihm nur freundschaftlich auf die Schultern. ,,Ich sehe schon... Cecilia hat dich um ihren kleinen Finger gewickelt. Glaubst wohl alles was aus ihrem verlogenen Mund kommt."

Immer noch sah ich Cecilia dabei an. ,,Komm schon. Selbst für dich ist das armselig."

,,Du bist das einzige armselige hier", erwiderte Jordan und schubst mich gegen den Spind. Dieser Typ sollte dringend ein Anti-Aggressionstraining belegen.

,,Ich habe nicht mit ihr geschlafen, okay? Und selbst wenn es so wäre, dann könnte es dir egal sein. Sieh es doch endlich ein, Jordan. Sie interessiert sich nicht für dich. Sobald der nächste um die Ecke kommt bist du Geschichte", fuhr ich ihn an und befreite mich aus seinem Griff, als er kurz Unaufmerksamkeit zeigte. Ärgerlich schnaubte Jordan und drehte sich zu mir um.

,,Das stimmt nicht. Du hast keine Ahnung von unserer Beziehung!"

Wieder schubste er mich.

Wieder ließ ich mich nicht provozieren.

,,Eure Beziehung interessiert mich nicht. Ich weiß auch so, dass sie nicht echt ist. Und wenn du mich hier zusammenschlagen willst, dann seid ihr immerhin auf demselben Niveau. Wie füreinander geschaffen."

Ich hatte nun wirklich keine Lust mich für etwas rechtfertigen, was ich nicht getan hatte. Cecilia würde es nicht zurücknehmen, aber wenn Jordan ein bisschen sein Gehirn einschalten, dann würde er begreifen, dass Cecilia nur mit ihm spielte.

,,Du bist wirklich vorlaut, Leroy. Tut dir nicht gut. Hat dein Vater dir nicht beigebracht, dass man so nicht mit anderen redet?"

Ich erstarrte. Ich verstand wirklich viel Spaß, aber nicht bei meinem Vater. Es machte mich rasend, dass Cecilia ihm offensichtlich erzählte, dass er nicht mehr lebte. Obwohl es mir hätte klar sein sollen, konnte sie nicht einfach so rücksichtslos mit persönlichen Informationen herumspielen. Immer wieder überraschte es mich wie tief sie sinken konnte.

,,Lass meinen Vater aus dem Spiel", sagte ich plötzlich todernst. ,,Kein Wort mehr davon."

,,Wieso?", fragte Jordan. Offensichtlich fühlte er sich jetzt bestärkt, weil er einen wunden Punkt gefunden hatte. ,,Dein Vater hat dir offenbar wirklich nicht viel beigebracht. Denn sonst wüsstest du, dass man nicht mit Freundinnen von anderen Personen schläft!"

Das reichte. Ohne es zu wollen landete meine Faust reflexartig in Jordans Gesicht. Erschrocken stolperte dieser zurück und hielt sich die Wange.

Normalerweise hätte ich mich sofort entschuldigt, aber das verdiente er nicht. Er redete schlecht über meinen Vater. Den besten Menschen, den ich jemals kennenlernen durfte.

,,Stop", mischte sich überraschenderweise Cecilia ein. Sie sah weder mich noch Jordan an. Wahrscheinlich meinte sie uns beide, aber das überraschte mich dennoch. Bislang war sie wie eine Statue neben uns gestanden und nun forderte ausgerechnet sie uns auf, aufzuhören?

Sie zettelte den Streit doch überhaupt erst an.

,,Hättest du wohl gerne", erwiderte Jordan kopfschüttelnd. Nun ging er auf mich los und warf mich überraschenderweise zu Boden. Seine Kraft unterschätzte ich gewaltig. Er trainierte wohl wirklich mehrmals die Woche. Kampflos aufgeben wollte ich aber nicht. Als er zuschlagen wollte drehte ich mich hastig zur Seite weg und versuchte ihn von mir zu stoßen.

Jordan hörte trotzdem nicht auf. Immer wieder versuchte er verbissen mich zu treffen und tat es bald auch. Schmerzhaft landete seine Faust in meinem Gesicht und so eskalierte der Streit mehr als gewollt.

Als ich es endlich schaffte ihm zu entkommen stand ich hastig auf. Auf dem Boden liegend konnte man sich nur schwer wehren.

Jordans nächster Schlag landete auf den Schließfächern. Hastig stolperte ich rückwärts und knallte gegen jemanden. Wir beide verloren das Gleichgewicht und landeten ein zweites Mal auf dem Boden. Cecilia riss ich mit mir und drückte sie mit meinem Gewicht auf den Boden.

Im Moment war es mir egal. Sie verdiente es genauso. Anstatt aufzustehen drehte ich mich um, sodass ich auf ihrer Hüfte saß und ich drückte sie an den Schultern auf den Boden.

,,Bist du jetzt zufrieden, Cecilia? Hast du jetzt genug zerstört?", fuhr ich sie an und hoffte, dass Jordan sich nicht weiter einmischte.

,,Lass mich sofort los", antwortete sie kalt, die Augen zu wütenden Schlitzen verzogen.

,,Runter von ihr", forderte Jordan zeitgleich.

,,Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, danke. Verschwinde jetzt", fuhr Cecilia fort und sah an mir vorbei zu Jordan. Als dieser sich nicht bewegte, wurde sie noch ernster. ,,Sofort. Das zwischen uns ist vorbei. Leroy hat recht. Du bist mir egal. Ihr beide seid mir egal."

Jordan setzte an etwas zu sagen, aber glücklicherweise wollte er sich diese Demütigung nicht geben. Diskussionen gegen Cecilia verlor er sowieso. Jeder verlor gegen sie. Also ging er tatsächlich.

,,Jetzt zu dir", wandte sich Cecilia an mich. ,,Wenn du nicht sofort aufstehst, schmücke ich meine Geschichte vom Wochenende noch weiter aus."

Ich bewegte mich nicht. Diesmal nicht. Ich würde mich nicht so einfach von ihr herumkommandieren lassen. Sie machte das schon viel zu lange. Cecilia wand sich erfolglos unter mir. Endlich trieb ich sie in die Enge und nicht andersrum.

Zu meiner Überraschung hörte sie bald schon auf sich zu wehren und atmete tief durch. Natürlich kam keine Entschuldigung. Dafür aber etwas anderes, was mich stark überraschte.
,,Ich habe Jordan nichts von deinem Vater erzählt. Und jetzt runter von mir. Wenn du weiter so herumschreist kommt gleich ein Lehrer vorbei. Im nächsten Gang sind die Klassenzimmer falls du das vergessen haben solltest."

Hatte sie nicht? Ich wusste nicht so recht ob ich ihr das glaubte. Doch wieso sollte sie diesbezüglich lügen?

Nach wenigen Sekunden stand ich auf und atmete tief durch. Freundlicherweise hielt ich Cecilia sogar die Hand hin, aber die schlug sie aus. Lieber stand sie etwas umständlich und unelegant auf und strich sich die Kleidung glatt.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen wollte sie gehen, aber ich hielt sie am arm fest und zog sie zurück. ,,Ich denke wir beide sollten uns jetzt ernsthaft unterhalten. Glaub nicht, dass ich mir das alles von dir gefallen lassen werde."

Barbie Devilish ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt