Cecilias rasanter Fahrstil begleitete uns auch auf dem Rückweg. Sie fuhr einmal so dicht auf das Auto vor uns auf, dass ich es schon scheppern hörte. Im Kreiverkehr rechnete ich damit gleich aus der Kurve genommen zu werden und als sie die Auffahrt zum Strand nahm schnitt sie die Kurve derart, dass ich froh war, dass keiner entgegenkam. Wieder sagte ich darüber kein Wort. Nachdem wir auf einer Klippe standen, reichte mir das aber auch an Nahtoderfahrungen. Beim Einparken riss Cecilia das Lenkrad stark herum und blieb mit quietschenden Reifen in der Parklücke stehen. Ein wenig neidisch stellte ich fest, dass sie perfekt darin stand. Natürlich.
Auf dem Rückweg hatte sie widerwillig zugestimmt mich an den Strand zu begleiten. Nachdem ich sie darauf hinwies, dass sie sonst alleine in ihrem riesigen Zimmer versauerte, stimmte sie dann doch zu. Auf dem Weg vom Parkplatz bis dahin zündete sie sich eine Zigarette an und zog einmal kräftig daran. Die nahm ich ihr aus der Hand, zertrat sie auf dem Boden und warf sie in den nächstgelegenen Mülleimer. ,,noch nie was von 'rettet die Schildkröten gehört?", fragte ich bei ihrem beleidigten Blick.
,,Seit wann bist du Umweltschützer?", fragte Cecilia augenverdrehend, tat mir aber glücklicherweise den Gefallen keine weitere mehr anzuzünden.
Wir erreichten nun den Sand, weshalb ich meine Schuhe auszog und barfuß weiterging. ,,Stell dir vor die Schildkröten halten das für Futter. Du vergiftest sie", fuhr ich fort. Ob das stimmte wusste ich nicht, ich erfand es einfach. Es war ein eindeutig besseres Thema als Lily oder Bree.
,,Von mir aus. Für die süßen Schildkröten rauche ich nächstes Mal nicht mehr am Strand. Zufrieden?" , fragte Cecilia seufzend.
Dass ich damit ernsthaft Erfolg hatte kam unerwartet, aber ich grinste leicht. ,,Die Schildkröten werden es dir danken."
Dann zog ich mir das T-Shirt aus und ließ es in den warmen Sand fallen. Im Gegensatz zu der Klippe vorhin war es hier unten am Strand verdammt warm und es gab ein paar sanfte Wellen. Der perfekte Tag um ins Wasser zu gehen.
,,Kommst du mit?", fragte ich Cecilia, die mal wieder eher skeptisch wirkte. Da ich nach der Schule oft schwimmen ging, trug ich meistens eine Badehose drunter. Im Meer konnte ich immer abschalten und es erinnerte mich an Dad. Der hatte immerhin immer gewollt, dass wir herziehen und jeden Morgen mit dem Meer vor unseren Augen aufwachen.
,,Ich habe keinen Bikini an", kam ihre lahme Ausrede, die ich schon erwartete.
Augenverdrehend streckte ich die Hand nach ihr aus. ,,Seit wann interessierst du dich für Regeln?"
Seltsamerweise reichte Cecilia das, um sie zu überzeugen. Sie zog ihre Klamotten aus und stand in ihrer schwarzen Unterwäsche vor mir. Obwohl ich das schon bei ihrer Poolparty derart freizügig gesehen hatte würde ich lügen zu behaupten, dass mir der Anblick nicht gefiel. Zwar schlug sie meine Hand weg, aber ich fand es trotzdem einen Fortschritt sie überredet zu haben.
Nebeneinander gingen wir ins Meer. Die Wellen schlugen sanft an meine Beine und unter meinen Füßen spürte ich angespülte Muschelschalen. Nach etwa drei Schritten wurde es sandiger und deshalb weicher. Cecilia ging ohne eine Miene zu verziehen über die piecksigen Muscheln. Das kalte Wasser interessierte sie auch nicht. Zimperlich konnte man sie sicher nicht nennen.
Ich folgte ihr eilig und wir lieferten uns einen kleinen Wettkampf, wer schneller hineinrennen konnte. Wir schubsten uns hin und her, bis ich schließlich ins Wasser eintauchte und mir das brennende Salzwasser aus den Augen blinzelte. Plötzlich tat sie etwas, was ich noch nie gehört hatte. Cecilia begann zu lachen. All die Härte verschwand aus ihrem Gesicht und ihre strahlend weißem Zähne kamen zum Vorschein. Mit spitzen Fingern zupfte sie mir eine Alge aus dem Haar.
Ich glaube ich hatte noch nie so fassungslos einen Menschen angestarrt, der lachte. Cecilia rang sich normalerweise kaum ein einfaches Lächeln ab. Hier und jetzt wirkte sie so unbeschwert wie ich sie noch keine einzige Sekunde erlebte. Offensichtlich bemerkte Cecilia ihren 'Fehler' und verstummte. Ebenso schnell wie es begann hörte es wieder auf. Trotzdem kam es mir vor wie eine Ewigkeit, obwohl es sich in Wirklichkeit nur um wenige Sekunden handelte.
,,Ich sollte besser gehen", antwortete sie, legte sich einmal ins Wasser um ihre Haare komplett nasszumachen und richtete sich wieder auf. Die ganze Zeit sah ich sie dabei an.
,,Nein. Diesmal nicht. Du kannst nicht immer davonlaufen", hielt ich sie zurück und stellte mich in ihren Weg.
Cecilia watete durchs Wasser um mich herum. Es stand etwa auf Brusthöhe und bei mir etwas niedriger. ,,Ich laufe nicht davon, ich will nur..."
Diesmal hielt ich sie am Arm fest und schüttelte energisch den Kopf. ,,Du willst nur weglaufen so wie immer. Es hat sich gut angefühlt zu lachen oder?"
,,Nein", log sie. ,,Wenn überhaupt hab ich dich ausgelacht."
,,Das spielt keine Rolle. Es stand dir eigentlich sogar sehr gut", antwortete ich grinsend.
Einen Moment starrte sie mich finster an. Wahrscheinlich stellte sie sich die Frage wieso ich es schon wieder wagte, alles infrage zu stellen und sie immer wieder mit denselben Dingen nervte. Auf der anderen Seite fiel ihr vermutlich ein, dass ich der einzige Mensch auf dieser Welt war, den das überhaupt noch interessierte.
Ihre Reaktion stand in den Sternen. Entweder sie blieb bei mir, sie verpasste mir eine oder sie ging...
Es passierte etwas anderes.
Etwas, was ich niemals auf meine Liste ergänzte, weil ich es für einen unmöglichen Ausgang der Situation hielt.Cecilia zog mich an sich und küsste mich. So überwältigt hatte ich mich noch nie gefühlt. Ihre vollen Lippen auf meinen fühlten sich an wie eine Explosion meiner Gefühle. Es war nicht das erste Mal, dass wir uns küssen. Das erste Mal passierte bei der Party, aber es war ein Spiel gewesen. Nichts ernstes. Das hier war anders. Cecilia küsste mich ohne dass sie betrunken war oder andere Leute uns dabei zusehen. Sie küsste mich, weil... gut, das wusste ich nicht. Sie küsste mich aus unbekannten Motiven.
Der Grund spielte für mich keine Rolle. Ich erwiderte den Kuss und packte Cecilia an ihrer wohlgeformten Hüfte. Die zarte Haut fühlte sich im Wasser eigentlich nicht so kalt an wie in meiner Erinnerung. Cecilias gesamte Körperhaltung verhielt sich angespannt und bestimmend.
Ihre Hände strichen über meinen Oberkörper und ihre Lippen erkundeten die meinen. Das alles fühlte sich so unfassbar gut an. Cecilia wusste was sie tat und sie nahm sich was sie wollte. Immer.
Atemlos löste sie sich von mir, strich sich eine verlorene blonde Haarsträhne zurück und machte einen Schritt rückwärts. Einen Moment sahen wir uns beide an, unwissend was wir sagen sollten. Keiner wagte den Anfang zu machen, keiner fand eine Erklärung. Es brauchte auch keine.
,,Du hast dich auf das falsche Mädchen fixiert, Leroy. Gefährlich."
Cecilia wäre nicht Cecilia, wenn sie nicht versuchte alles wieder zunichte zu machen.
,,Du hast mich zuerst geküsst", widersprach ich der Blondine. Auf meinen Lippen fühlte ich noch immer die ihren.
Cecilia wusste darauf nichts mehr zu sagen. Stattdessen drehte sie sich schwungvoll um und ging aus dem Wasser. Diesmal folgte ich ihr nicht.
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Barbie Devilish ✔
Ficção Adolescente,,𝘴𝘩𝘦'𝘴 𝘴𝘸𝘦𝘦𝘵, 𝘣𝘶𝘵 𝘢 𝘭𝘪𝘵𝘵𝘭𝘦 𝘣𝘪𝘵 𝘰𝘧 𝘢 𝘱𝘴𝘺𝘤𝘩𝘰" Cecilia Colorado ist in der Schule nur als "Barbie Devilish" bekannt. Stolz trägt sie diesen Titel wie eine eiskalte Krone und ist die selbsternannte Königin der Schule. Mit...