Chapter One

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Familie DeVilliez

Die geschwungenste Schrift, die ich bis zu diesem Tag je gesehen habe, schmückt das leicht eingerostete Schild an der hohen Mauer, die in der Mitte zu einem schwarzen Gittertor zusammen läuft. Sie grenzt den langen Waldweg mit dem häuprigen Schotterweg von dem Grundstück ab. Ich sehe mich verdutzt um.

Das Taxi welches mich vor noch nicht mal einer Minute hier abgesetzt hat, ist schon lange aus meiner Sichtweite verschwunden und somit auch die letzte Hoffnung, dass ich einfach wieder verschwinden könnte bevor mein Herz aufhören würde so stark zu schlagen.

Ich schließe meine Augen, nehme einen tiefen Atemzug und schüttle meinen Kopf.
„ Reiß dich zusammen, Julie. Du bist nicht umsonst den ganzen Weg hier her gereist um ein Feigling zu sein."

Mit einem mich wahnsinnig machenden Gefühl von Übelkeit, welches sich langsam aber sicher in meinen Brustkorb hochfrisst, Hebe ich nun also meine Hand um auf den kleinen Knopf der Klingel zu drücken.

Einige Sekunden später, lässt mich eine tiefe Stimme aus dem Hörer gegenüber von mir aufspringen.
„ Haus DeVilliez, Sie wünschen?" Die alt wirkenden Stimme hat einen monotonen Klang.

Ich lehne mich ein bisschen vor, In der Hoffnung, dass er mich gut verstehen würde obwohl ich üblicherweise ziemlich leise spreche.
„ Äh ... Hallo, Juliette Wattson. Ich bin hier wegen des Jo-", das summende Geräusch des Gittertores, welches sich von alleine in diesem Moment öffnet, lässt mich innehalten.

„ Treten Sie ein, Miss Wattson."
Das ging ja einfach. Wahrscheinlich sind auf diesem ganzen Grundstück Kameras, die alles und jeden aufzeichnen.

Zögernd werfe ich einen Blick auf den Weg vor mir. Hörbar schlucke ich; meine Kehle wird immer trockener.
Ich sehe einmal hinter mich bevor ich meinen Weg auf das Grundstück beschreitete.

Ich lasse meine Sporttasche locker über meiner Schulter baumeln, um mir bloß nicht anmerken zu lassen, dass sie eigentlich viel zu schwer ist.

Gib dir ein Ruck, Julie. So schlimm wird es wohl nicht sein.

Langsam tritt ein riesiges Gemäuer in mein Auge. Meine Beine bleiben bei dem Anblick wie angewurzelt stehen. Die vielen blumenranken die das Haus rumherum verzierten lassen es freundlich aber gleichzeitig auch wahnsinnig alt aussehen.

Mal abgesehen von dem riesigen Innenhof auf dem ich mich befinde, dessen Eleganz mit einem Brunnen in der Mitte abgerundet wird.

„ Was soll schon schief gehen?" Flüstere ich.
Ich setze mein bestes Lächeln auf, Kralle meine Nägel in den Gurt meiner Tasche und laufe auf den imposanten Eingangsbereich vor der Haustüre zu.

Der Balkon, der von den Säulen neben den Türen getragen wird, gefällt mir besonders. Zu welchem Zimmer er wohl gehört?

Oh Gott, wie viele Zimmer würde es sowieso geben? Ich werde mich sicherlich verlaufen.

Die Tür vor mir wird mit einem lauten knarzen geöffnet. Hinter ihr erwartet mich ein älterer Herr in einem schicken schwarzen Anzug. Seine weißen Haare sind pfleglich zurück gekämmt und sein linker Unterarm war hinter seinem Rücken versteckt. Mit einem nicht vielsagenden Blick sieht er mich an.

„ Miss Wattson. Treten Sie ein. Sie werden bereits erwartet." Das war also seine Art von Begrüßungen. Ein Butler in seiner Klischeehaftesten Form also.

Mit einem Nicken, setze ich meinen Fuß über die Türschwelle. Direkt schlägt mir eine angenehme Temperatur, im Gegensatz zu draußen, entgegen. Jedoch ist es wesentlich dunkler, was vermeintlich daran liegt das die Wände und Böden aus dunklem Holz bestehen. Zwar sind viele große Fenster vorhanden aber die Vorhänge die in einem dunklen rot gehalten sind, lassen nicht viel Tageslicht durch.

Bad TimingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt