Chapter Four

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Ein Garten voller Hunde

Der Wind bläst den bunten Laub auf dem riesigen Grundstück herum. Mir fällt ein Mann ins Auge der in diesem Moment versucht die ganzen Haufen beisammen zuhalten aber kläglich scheitert. Er tut mir irgendwie leid.

Bei einem weiteren Windstoß halte ich Victoria und mich an um den Reißverschluss meiner Jacke zuzuziehen. Es ist trotzdem nicht viel wärmer. Mit meinem ersten Gehalt müsste ich mir wohl wärmere Sachen zum anziehen zulegen.

Das Hauptgebäude, wie die kleineren Gebäude um uns herum raten lassen, rückt immer weiter in den Hintergrund als wir einen kleinen ebenerdigen Weg entlang laufen. Der graue Himmel zusammen mit der kühlen Luft, die kleine Wölkchen bildet sobald man ausatmet, lassen trotz allem ein warmes Gefühl zurück. Der Herbst und Winter sind meine Lieblinge.

„ Bist du sicher, dass dir nicht zu kalt wird, Victoria?"

Ich sehe selbst von meiner Position hinter ihr wie sie leicht ihre blauen Augen verdreht. Sie atmet hörbar aus und klopft auf die Wolldecke, die auf ihrem Schoß liegt und ihre Beine umhüllt.
„ Gerade nicht mal einen Tag bist du hier und schon klingst du wie mein Bruder." Schnauft sie und pustet ihren Atem in die eisige Luft. Ich lächle nervös.

Vielleicht sollte ich nicht übertreiben.

Kurzerhand bleibt sie an einer Stelle stehen und guckt zu mir hoch.
„ Wie gefällt dir mein Geschenk?" Fragt sie strahlend und deutet auf meinen Hals.

Stimmt, ich habe mich noch gar nicht bei ihr bedankt. Wie dumm von mir.

Ich fühle mit meinen Fingerspitzen die rauen Ecken und Kanten des blass roten Steins, der an einer silbernen Kette um meinen Hals hängt. Augenblicklich fange ich an zu lächeln.

„ Ich habe noch nie so etwas schönes geschenkt bekommen. Danke, Victoria." Sage ich aufrichtig und lasse meine rot angelaufenen Hände in meine Jackentaschen gleiten. Es ist doch ein bisschen zu kalt.

„ Das kann ich mir nicht vorstellen. Bei deinem Aussehen musst du etlich schöne Geschenke bekommen haben." Meint das Mädchen mit einem verschmitzten Grinsen und fährt selber davon.

Als ich nichts erwidere und nur langsam hinter ihr her trotte, blickt sie wieder zu mir.
„ Das war ein Kompliment, versteht sich." Fügt sie todernst hinzu.

Eine Wärme schießt mir ins Gesicht. Ich mag Komplimente überhaupt nicht. Also verstecke ich mein erhitztes Gesicht in den Kragen meiner Jacke.

„ Wenn du ganz ruhig bist, wirst du sie gleich hören." Auf einmal bleiben wir beide wieder stehen und verdutzt sehe ich mich um. Wer kommt?

Mein Puls beschleunigt sich wie von selbst. Böse Erinnerungen verursachen das schlimme Schlagen meines Herzens. Wie in einer Trance erwarte ich jedes Szenario, was ich mir nur ausmalen könnte.
Suchend schaue ich mich um bevor mein Körper sich komplett versteift.

Plötzlich hört man weiter entfernt einzelnes Bellen. Ein erleichtertes schnaufen ist von mir zu hören bevor Sekunden später eine kleine Gruppe von Hunden in der Richtung von den großen Bäumen, die zu einem Wald zusammen laufen scheinen, kommen.

„ Da sind ja meine Babys!" Schreit Victoria mit offenen Armen über den gesamten Platz während die Hunde nur weiter Tempo aufnehmen. Ein warmes Gefühl krabbelt in meinem inneren Hoch als ich all die braun gefleckten Hunde auf uns zugelaufen kommen.

Bad TimingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt