『Abendessen』
„ Bist du noch anwesend, Julie?"
Ich blinzle die Tränen in meinen Augen weg. Ich sehe zu Victoria runter. Der Wind peitscht meine Haare in mein Gesicht.
„ Klar, was gibts?" Das blonde Mädchen sieht bedrückt auf meine linke Hand, die in einer dünnen Schicht Verband teilweise eingewickelt ist.„ Tut es sehr weh?" Victoria bleibt kurz an der Hand hängen bevor sie mit zusammen gezogenen Augenbrauen zu mir hoch blickt.
Mit einem Kopfschütteln lasse ich mich auf der gepolsterten Doppelschaukel nieder um neben ihr zu sitzen. Ohne ihren Blick zu erwidern verstecke ich meine Hand in meiner Jackentasche.
„ Nein, es geht schon. An der kühlen Luft merkt man es kaum."„ Alexander macht sich wahnsinnige Vorwürfe. Ich habe ihm schon tausendmal gesagt, er soll sich nicht immer so anschleichen!" Bei ihrer Aussage muss ich Lächeln.
„ Es war ein ... Unfall. Nicht seine Schuld." Munkel ich vorsichtig.
Ich bin so wahnsinnig erschöpft. Ich möchte ins Bett.
Es ist eine Zeit lang still zwischen uns. Nur das Rauschen des Windes und die zwitschernden Vögel sind zu hören. Ich Kuschel mich weiter in meine Jacke. Ich genieße die Ruhe.
Ich genieße meist Ruhe ... bis meine Gedanken zu laut werden.
Drei Panikattacken in kurzer Zeit.
Mein Verstand spielt nicht mehr mit.
Was ist nur falsch mit mir? Gebe ich jetzt schon auf?
Schwächling.
Versuchend meine Augen aufzuhalten, reibe ich mit meinen kalten Finger darüber.
„ Bist du sicher das es dir gut -" ich unterbreche Victoria direkt.„ Wann ist dein Geburtstag?" Werfe ich aus dem nichts ein. Kurz wird es wieder still; nur ein abgehacktes Geräusch kommt aus Victorias Kehle.
Ich Puste die Luft aus meiner Lunge heraus. Es fühlt sich leichter an, wenn man die kleinen Wölkchen sieht, die es verursacht.„ 22. Februar ... wir feiern es aber nie wirklich. Alexander hat Angst, das wenn zu viele Menschen ins Haus kommen, das ich davon krank werde. Also ja ... es ist nie etwas besonderes gewesen." Ihre Stimme als sie die Wörter erzählt, scheint als ob sie nicht wollen würde, dass ich ihr Mitleid mit mir ihr habe; sie erzählt es so ... nebensächlich.
„ Heißt das nicht das du gerade mal in zweieinhalb Monaten 15 wirst?" Das glitzern in ihren Augen als sie meine aufgeregte Stimme hört, erwärmt mir das Herz.
Sie bewegt ihren Kopf wild auf und ab, so das ihre locken umher wippen.
„ Na dann sollten wir es aber größer feiern! Man wird nur einmal 15!" Sage ich und schnappe mir ihre dünnen Hände.„ Ich kümmere mich persönlich darum, versprochen." Sage ich aufrichtig.
Ob es so ist, das ich mich bei Geburtstagen von anderen mehr freue als auf meinen eigenen, kann gut möglich sein. Immerhin habe ich meinen nie als etwas spezielles gesehen.Victoria strahlt mich an.
„ Ich werde wahrscheinlich von deinem Bruder höchstpersönlich mit einem Arschtritt hier raus geworfen aber das werde ich auf mich nehmen." Das junge Mädchen neben mir lacht lauthals. Ich muss automatisch mit lachen.Wenn ich diese zwei Monate bis dahin überhaupt aushalte.
Mein Lachen verstummt. Die Zeit wird zeigen, ob ich es schaffe oder nicht.
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Bad Timing
RomanceSie verschwand vor zwei Monaten aus ihrer Heimatstadt um endlich all den Fehlern ihrer Vergangenheit entfliehen zu können. Sie bekam einen Job. Sie sollte auf ein todkrankes Mädchen aufpassen und sie pflegen. Das Ganze wirft aber immer mehr Fragen...