Bad Timing

Chapter nine

『Statue』

Dunkles Violett mit blauen Umrissen tritt mir im Spiegel entgegen. Der allmählich immer größer werdende Fleck, der sich an meinem rechten Rippenbogen unterhalb meiner Brust zeigt, lässt mich scharf meine Luft einziehen.

Ich bin an zwar an den Anblick gewöhnt jedoch ... habe ich nicht mehr damit gerechnet je wieder solch einen blauen Fleck an mir selber zu sehen.

Mit meinen Fingerkuppen fahre ich ganz leicht über die verlaufenen Ränder, die auf meiner blassen Haut noch viel schlimmer aussehen, als sie wirklich sind.

Habe ich es mit dem Schlittschuh laufen übertrieben?

Du bist einfach aus der Übung.

Dein Körper ist immer noch zu schwach.

Seufzend lasse ich den Stoff meines Shirts die unangenehme Stelle wieder bedecken. Zwar entsteht allein beim Atmen immer wieder ein stechender Schmerz - wie nicht weggehendes Seitenstechen wenn man zu lange gelaufen ist - jedoch versuche ich es mir weiterhin nicht anmerken zu lassen.

Heute ist Dienstag. Die Tage verfliegen wie im Flug. Dennoch bin ich recht glücklich darüber, wie ich mich in die neue Situation rein finde. Langsam habe ich das Gefühl, dass ich die Routine und die Menschen besser kennenlerne und mich anpassen kann.
Der gestrige Tag hat mir gezeigt wie ruhig und locker es mit den beiden sein kann. Selbst mit Alexander.
Trotzdem kann und will ich möglicherweise niemals die Angst in meinem inneren abschalten.

Auch habe ich gestern gesehen wie sehr ich mich in den letzten Jahren gehen gelassen habe. Meine Ausdauer und Gelenkigkeit sind sehr zurück gegangen.
Vielleicht sollte ich wieder anfangen Eis zu laufen.

Aber zuerst sollte ich wohl erst meinem Körper die Zeit geben zu heilen.

Die Sonne am Himmel verwandelt sich bereits zu einem farbigen Spiel bevor sie komplett untergeht. Ich atme die kühle Luft tief ein. Bevor der Tag vorbei ist, habe ich mich entschlossen einen kleinen Spaziergang zu machen. Selbst wenn es nur um das komplette Grundstück ist. Es würde trotzdem reichen.

Meine Hände sind warm und sicher in den tiefen Taschen meiner neuen Jacke. Als ich Alexander darauf angesprochen habe, hat er nur abgewinkt aber verschwand auch relativ schnell wieder, als sein Telefon geklingelt hat.

Ich schnaufe.
Selbst Victoria schreit mich schon halbwegs an und befiehlt mir meinen blöden Kopf auszuschalten. Bin ich so durchschaubar?

Du verhältst dich wie eine verschreckte Katze

Natürlich bist du durchschaubar.

Dieses Mal lasse ich die Gedanken einfach Gedanken sein und konzentriere mich mehr auf die Umgebung. In diesem Moment laufe an dem gläsernen Gartenhäuschen vorbei, das durch die kahlen Blumen und Sträucher nur noch mehr hervorsticht. Der Kiesel unter meinen Schuhen gibt bei jedem Schritt ein knirschendes Geräusch von sich; die einzigen Geräusche außerhalb der letzten Vögel am Himmel für den Tag.

Der Weg vor mir stoppt und der verrammelte Schuppen kurz vor dem Zaun des Grundstückes lässt mich neugierig werden. Die Bäume verschlucken die letzten Sonnenstrahlen am Himmel; diese fast schon vergessen zu sein scheinende Ecke fühlt sich nur noch mysteriöser an.

Warum sollte solch ein Grundstück so viele gepflegte Häuser beinhalten aber trotzdem so einen Schandfleck beibehalten? Ich drehe meinen Kopf nach links. Ich bin weiterhin allein.
Mein Herzschlag pocht in meiner Kehle. Sollte ich es wagen?