Chapter Six

6 0 0
                                    

Verbrennungen

Juliette


Juliette


Juliette!


Mein Körper schreckt hoch. Habe ich mir die Rufe eingebildet? Schwer atmend sehe ich mich in dem Nacht getränkten Licht, welches in das Zimmer strömt um; versuche meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen.

War das nur ein Albtraum? Wessen Stimme war das?

Ich streiche mit meinem Handrücken den kalten Schweiß von meiner Stirn. Ich kenne zwar den Horror in der Nacht, der mich meistens gar nicht schlafen lässt, jedoch haut es mich jedesmal wieder aufs neue um.

Was wohl möglich daran liegen könnte, dass ich so etwas noch nie geträumt habe; so etwas reales. Die Stimme scheint meinen Kopf nicht verlassen zu wollen. Sie hallt regelrecht nach.

Ich lehne mich wieder in die Kissen und ziehe die Decke weiter hoch. Zwar rennt mein Herz in meiner Brust davon, jedoch versuche ich meine Augen wieder zu schließen.

Denk an deine Atemübungen, Juls.

Vier Sekunden einatmen,

Ein tiefer Atemzug.

Vier Sekunden halten,

Mein Brustkorb stemmt sich unter der
Decke auf.

Vier Sekunden ausatmen.

„ Hilf mir!"

Kerzengerade sitze ich auf der Matratze. Das klang nach der Stimme aus meinem Traum.

Die Atemübungen vergessen, springe ich auf und renne zur Türe. Mein Atem kommt nur noch stoßweise aus meinem Mund als ich mein Ohr gegen das dicke Holz der Türe zum Flur drücke. Das Haus scheint totenstill zu sein. Kein einziger mucks ist zu hören.

„ Juliette!" Ein weiterer Ruf nach mir.

Was wenn ...

Victoria!

Meine Angst vor dieser Stimme vergessen, reiße ich die Tür praktisch aus ihren Angeln und laufe auf leisen Füßen den Flur entlang. Das Haus bleibt weiterhin still. Ich sehe über das Treppengeländer nach unten, jedoch höre ich nur das ticken der großen Uhr im Erdgeschoss.

„ Juliette ..." die Stimme. Dieses Mal viel schwacher ertönt sie.

Ich nehme meine Beine in die Hand und bleibe schließlich in Victorias Zimmer stehen. Ihre Augen sind aber geschlossen. Hat sie nicht nach mir gerufen? Wer war es ... dann?

Ich bleibe wie versteinert stehen, halte die Luft an um irgendwelche Bewegungen von dem Mädchen in dem Bett aus machen zu können. Ein Monitor erhellt die sanften Gesichtszüge von Victoria. Ein leises Piepsen lässt mich tief ausatmen.

Sie schläft. Habe ich mir das nur eingebildet?

Ich kneife meine Augen zusammen. Verliere ich nun völlig den Verstand? So leise wie möglich schließe ich die Zimmertür hinter mir und werde von dem schwach erleuchteten Flur begrüßt. Ich wische mir den kalten Schweiß von der Stirn.

Bad TimingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt