Clint's Tochter (Part 1)

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Ich lag in meinem Bett und starrte die Decke an. Dort hatte ich ein kleines Stück Holz an eine Schnur gehängt und versuchte es gerade zum brennen zu bringen und gleich darauf wieder zu löschen, ohne mich zu bewegen. Ich stellte mir vor, wie das Holzstück immer wärmer wurde und schließlich eine Flamme entflammte. Diese Vorstellung ließ ich in meinem Kopf immer mehr Gestalt annehmen, bis ich meine Kräfte auf das Stück Holz los ließ. Und es funktionierte. Das Holz entflammte. Die Flammen fraßen es auf, ließen es schwarz werden. Es war faszinierend. Schnell konzentrierte ich mich auf das Glas mit Wasser neben mir und ließ die Flüssigkeit zum Holz schweben, bis sie das Hölzchen ganz umschloss und die Flamme erloschen war. Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich hatte mich wirklich verbessert.

Vor drei Monaten hatte ich einen wirklich komischen Traum. Irgendeine Stimme hatte mir gesagt, ich sei auserwählt worden. Wozu auch immer. Ich hatte den Traum nicht sonderlich ernst genommen, bis eines Tages aus dem nichts meine Kerze angegangen war. Ich war zu dem Zeitpunkt ziemlich wütend gewesen, sodass ich die Flamme entfacht hatte. Seit diesem Tag hatte ich jede freie Sekunde geübt, neue Fähigkeiten entdeckt und neue Freunde gefunden. Im Wald hatte mich nämlich ein Eichhörnchen angesprochen. Ein Eichhörnchen! Tja, dann hatten wir angefangen uns zu unterhalten. Und ich hatte mich mich ziemlich vielen Tieren angefreundet. Allerdings gab es da noch eine andere Sache. Beim Frühstück habe ich meiner Mutter nur in die Augen gesehen, als wie aus dem nichts Bilder auf mich eingestürzt sind, wie eine Flutwelle. Ich war aufgesprungen und in mein Zimmer gerannt. 

Später hatten mir die Tiere erklärt, ich könnte die komplette Vergangenheit von Personen sehen, nur indem ich ihnen in die Augen schaue. Laut ihnen könnte ich diese Fähigkeit gezielt einsetzten, wenn ich üben würde. Das hatte ich mit den Tieren auch getan, allerdings konnte ich immer noch nicht kontrollieren, ob ich die Vergangenheit der Leute sah oder nicht. Zwar konnte ich gezielte Erinnerungen sehen, aber nur bei Lebewesen, dessen Vergangenheit ich schon kannte. Ich ließ das Wasser zurück ins Glas fließen und nahm das Stück Holz in die Hand. Was Dad wohl gerade machte? Jeden Tag fragte ich mich dasselbe. Meine beiden kleineren Geschwister wussten nicht, das unser Vater bei den Avengers war. Und sie hatten keine Ahnung, das er jeden Moment in Lebensgefahr schweben könnte.

Seufzend richtete ich mich auf, ging zum Fenster, öffnete es und sprang hinaus. Seit diesem Traum hatte ich zusätzlich noch verbesserte Sinne, konnte fliegen und die Elemente kontrollieren. Mit federnden Schritten lief ich in die Scheune und besorgte mir noch mehr Holz. Das legte ich hinter der Scheune auf den Boden, um meine „erdlichen" Fähigkeiten zu trainieren. Nachdem ich es geschafft hatte, das Holz zu einem Baum zu formen und wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu bringen, ließ ich es zurück in die Scheune schweben. Natürlich nicht ohne davor zu schauen, ob mich jemand sah. Niemand wusste im Moment von meinen Kräften und das könnte gerne so bleiben.

Leise schlich ich zu meinem Zimmerfenster und flog hinein. Mein Zimmer war gute drei Meter über dem Boden. "Alida? Es gibt Abendessen!", ertönte die Stimme meiner Mutter von unten. Schnell schloss ich mein Fenster und ging nach unten. Meinen Blick musste ich ihr und meinen Geschwistern gegenüber nicht mehr senken. Zwar sah ich immer, was sie den Tag über gemacht hatten, was aber nicht so schlimm war. Schweigend aßen wir zu Abend, die Stimmung war eher bedrückt. "Alida? Kannst du mir eine gute Nacht Geschichte vorlesen?", bettelte meine kleine Schwester. Lächelnd nickte ich. "Natürlich."

~*~

Am nächsten Morgen wachte ich um sechs Uhr auf. Sechs Uhr?! Mein Schlafrhythmus war definitiv kaputt. Müde schälte ich mich aus dem Bett und zog mir eine bequeme Hose und ein Top an. Dann ging ich in die Küche, um mir Frühstück zu machen. Niemand außer mir war wach, perfekt also um ein bisschen zu üben. Nach einem schnellen Frühstück zog ich mir einen Pullover an, schrieb eine kleine Notiz und machte mich auf den Weg in den Wald. Als ich im Wald verschwunden war, begann ich zu fliegen. Wie ich dieses Gefühl doch liebte. Nach einer Minute bekam ich Gesellschaft von ein paar Vögeln. "Willst du üben?", wollten sie wissen und sahen mich erwartungsvoll an. "Ja, wieso eigentlich nicht", meinte ich nickend und flog mit ihnen zu meinem Baumhaus.

Die nächsten zwei Stunden übte ich mit ihnen. Ich übte die Fähigkeit an sich und die Ausdauer damit umzugehen, ohne mörderische Kopfschmerzen zu bekommen. "Okay, ich glaube das reicht für heute", beendete ich die Übung. "Ich geh dann mal wieder zurück. Nicht das Mama anfängt sich Sorgen zu machen." Die Vögel nicken und fliegen davon. Auf meinem Rückweg sammle ich noch ein paar schöne Dinge, aus denen man sicher gut eine Deko basteln könnte. Fröhlich pfeifend komme ich am Haus an. Langsam machen sich die Kopfschmerzen doch bemerkbar. Notiz an mich. Keine zwei Stunden am Stück trainieren. "Ist alles in Ordnung?", wollte meine Mutter, Laura, wissen. "Ich hab ein wenig Kopfschmerzen. Nichts schlimmes", beschwichtigte ich sie.

"Ich bin in meinem Zimmer. Basteln." Mit diesen Worten lief ich die Treppe hoch, in mein Zimmer. Ich legte mir die Stücke zurecht und wollte gerade anfangen die Holz Stücke mit Magie zu verbinden, als ich eine männliche Stimme von unten vernahm. Kurz darauf hörte ich Schritte vor der Tür, die die Treppe runter rannten. 'War Dad zu Hause?', ging es mir durch den Kopf. Resigniert ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Das hieß wohl, noch mehr Kopfschmerzen. Denn wenn ich Dad nicht in die Augen sah, würde er denken ich hätte irgendetwas ausgefressen. Ich räumte die Bastelsachen Weg und ging die Treppe runter. Gerade wollte ich ins Wohnzimmer gehen, als mir die ganzen Leute ins Augen fielen.

Das veranlasste mich dazu, direkt wieder umzudrehen, in mein Zimmer zu rennen und mich auf mein Bett zu werfen. Wieso standen die Avengers in unserem Wohnzimmer?! Wie sollte ich jetzt bitte nach unten gehen, ohne an Kopfschmerzen zu sterben? Nach ein paar Minuten ertönten Schritte auf der Treppe. "Alida? Darf ich rein kommen?", hörte ich meinen Vater durch die Tür. "Ja", antwortete ich ihm und vergrub mein Gesicht im Kissen. "Hey. Geht's dir nicht gut?", wollte er sofort besorgt wissen. "Kommt drauf an wie du's siehst", murmelte ich in mein Kissen. "Wenn du in dein Kissen redest, kann ich nichts verstehen", merkte er an. Ich drehte mich um und sah meinem Vater direkt in die Augen.

Sofort blitzen wieder Bilder auf. Die neuesten waren ein Roboter, ein Kampf, ein ziemlich gut aussehender junger Mann und eine junge Frau. Als die Bilderflut geendet hatte, blinzelte ich ein paar Mal schnell, um wieder in die Gegenwart zu finden. "Alida? Alles in Ordnung?" Langsam schüttelte ich den Kopf. Vielleicht war es Zeit, mich endlich mal jemandem anzuvertrauen. "Was stimmt denn nicht?", wollte mein Vater wissen und sah mich weiterhin besorgt an. "Ich kann zaubern."

𝕄𝕒𝕣𝕧𝕖𝕝 𝕆𝕟𝕖𝕤𝕙𝕠𝕥𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt