Fates, melodies of the Gods

Kapitel 6 "Bruder"

Recht schnell war ich an einem Bahnhof. Ein wenig erschrak ich, weil ich jetzt erst bemerkt hatte wo ich war. Schon komisch das ich ausgerechnet hier gelandet war. Tenebrae erstrahlte nur so vor Schönheit. Viele Sylblüten waren wieder gewachsen und alles sah so aus wie früher. Der Aufbau war komplett abgeschlossen.《Ob Noctis und Lunafreya hier gerade lebten?》Es würde mich wundern, Noctis sollte bald König werden und das würde viel Verantwortung mit sich bringen. Der Rat von Lucis hatte bis jetzt alles geregelt aber bald müsste Noctis ein paar Aufgaben übernehmen. Das machte alles umso schwieriger. Und ich hatte das Gefühl, dass es nicht einfacher werden würde. Ein lautes Pfeifen riss mich aus meinen Gedanken. Ein Zug war eingefahren. Kurz überlegte ich ob ich meine normale Gestalt annehmen sollte aber entschied mich es erst im Zug zu tun. Ich konnte zwar eine Menschengestalt annehmen aber außer das ich keine Ohren und Schwanz mehr hätte wäre nichts anders. Noctis und Lunafreya waren einfach zu nah. Also nahm ich ein paar der Sylblüten mit und begab mich zum Zug. Meine Mitfahrt würde wohl nicht auffallen. Der Schaffner bemerkte mich garnicht also ging ich in eine freie Kabine. Endlich konnte ich meine menschliche Gestalt annehmen. Ich trug noch den schönen weiß-pinken Kimono mit den golden Verzierungen. Die Handschuhe, die ich von Gentiana erhalten habe passten perfekt dazu. In den letzten zwei Monaten haben wir vieles geübt aber einige Dinge setzten mir dennoch zu. Ich verbrauche immer meine Kraft und brauche dementsprechend mehr und öfter Blut. Auch über meine Vergangenheit haben sie nochmal mit mir geredet aber einige Dinge sind mir immer noch verschlossen. Und dann die Angst vor Männern. Wir haben vieles versucht aber immer wieder schossen mir diese Bilder in den Kopf. Schnell verdrängte ich diesen Gedanken. "Unser nächster Halt wird Gralea sein." Sprach eine Stimme durch den Lautsprecher. Ich lehnte mich zurück und war schnell eingeschlafen.
Als ich aufwachte, war es bereits dunkel. Müde streckte ich mich und ging aus der Kabine. "Entschuldigen sie?" Kam es vor mir. Da stand ein Mann und eine Frau. "Ja?" Redete ich verwundert. "Was sind sie?" Fragte die Frau plötzlich.《Was ich...?!》Meine menschliche Gestalt war nicht mehr da. Sofort wusste ich warum. Meine Kehle war trocken. Gentiana hat mir beigebracht, dass wenn ich meinen Durst nicht nachgehe, meine Kräfte schwinden. Darunter auch meine menschliche Gestalt, auch sie zieht Kraft. "Ich..." Wollte ich anfangen, wurde aber von einer Durchsage gestört. "Wir fahren jetzt in Gralea ein." Ertönte sie. "Entschuldigen sie mich." Sprach ich zu den paar und ging in die andere Richtung. Dabei musste ich noch durch die ganze Stadt. Dort würden viele Menschen sein. Allein der Gedanke trieb meinen Durst an.《Du musst dich beherrschen Lyna.》Redete ich mir selbst zu als der Zug hielt. Sofort stieg ich aus und lief schnell los. Immerhin kannte ich die Stadt etwas besser und wusste wo ich lang musste. Doch viele Leute starrten mich an und ihre Gerüche kamen von überall. Meine Hand hielt ich vor meine Nase um es zu lindern aber es klappte nicht gut. Vor mir sah ich aber schon das Schloss. Am liebsten wäre ich sofort hinein gestürmt aber Wachen stellten sich mir in den Weg. "Halt, wer sind sie? Was wollten sie?" Sprach einer mich an. Der andere zeigte auf meine Ohren. "Was ist das?! Ein Monster!" Schrie er und wollte sich auf mich stürzen.《Monster...》"Wer wagt es eine Göttin zu beleidigen?" Kam es mit einem mal über mir und geschockt sah ich hoch. Shiva war dort, nur nicht echt, wie ein Geist. "W-was?" Stotterte die Wache. Sie legte ihre Arme um mich und ihre Kälte war zu spüren. "Wag es nicht noch einmal die Göttin des Lichts so zu behandeln." Sprach sie ruhig und verschwand. "Du musst trinken." Flüsterte sie mir noch zu. Irritiert blieb ich wie angewurzelt stehen.《Was war das gerade?》Kaum hatte ich daran gedacht durchfuhr mich erneut ein Schlag. Ein schmerzhafter Laut entkam mir. Eine der Wachen war verletzt. Sie sehen mich geschockt an. Mit einer Hand an meinem Hals ließ ich sie stehen und ging weiter. Eine Welle von Gerüchen kam von hinten und ließ mich erschaudern. Langsam drehte ich mich um und sah eine große Masse an Menschen. Im gleichen Moment knieten sie alle nieder. "Göttin des Lichts." Sprachen sie. "Bitte nicht doch!" Rief ich gequält. "Was fehlt ihr?!" Schrien einige. Die Gerüche überströmten mich. Mit beiden Händen vor dem Gesicht sank ich zu Boden.《Ich hab Durst, so unerträglichen Durst.》"Holt Ravus." Wimmerte ich. Sofort waren Leute zu hören, die die Treppe hinauf rannten und wenige Minuten später knallte die Tür. "Was ist hier los?" Wollte eine mir bekannte Stimme wissen. Langsam richtete ich mich wieder auf und sah den König an. Auch er sah mich an und seine Augen weiteten sich. Kurz drehte ich mich zu der Menge um. "Danke das ihr mich begrüßt habt." Sprach ich zu ihnen und verbeugte mich. Mit aller Kraft stürmte ich an meinem Bruder vorbei ins Schloss. Drinnen war auch meine letzte Kraft aufgebraucht. Ich brach kraftlos zusammen. Der Boden war angenehm kühl. Wieder war ein knallen zu hören und zwei Arme umgriffen mich. Ein Schrei. Mein gesamter Körper began zu zittern.《Nein... nein.》Selbst bei Ravus. Selbst vor meinem eigenen Bruder hatte ich Angst. Aber ich war zu schwach. Zu schwach um mich zu wehren. Dennoch schien er zu verstehen und ließ mich sofort los. Er rief eine sehr vertraute Person zu sich. Mira. Schwach lächelnd sah ich sie an. "Was fehlt ihr? Und ihre Augen, Ravus." Wollte sie wissen. Ihre Stimme klang besorgt. Sie stützte mich auf und half mir zu laufen. "Luna-" "Lyna." Unterbrach ich ihn hauchend. Er schien verwundert aber wir waren schon in einem Zimmer angekommen. "Mein Name, ist Lyna." Keuchte ich erneut als sie mich auf ein Bett legten. Mira legte ihre Hand auf meine Stirn und lächelte. "Ein schöner Name." Flüsterte sie und sah Ravus besorgt an. "Sie hat Fieber, aber das scheint nicht das Problem zu sein, sie doch mal ihre Augen." Meinte das Mädchen. Ich wusste was ich bräuchte aber ich wusste auch, dass ich es nicht bekommen konnte. Oder mal eher wollte. Ravus holten einen Lappen und Mira befeuchtete ihn. Sie legte ihn vorsichtig auf meine Stirn und strich über meine Wange. Die Frau war so nah und auch Ravus Geruch blieb mir nicht entfernt.《Es ist... unerträglich.》Die Gerüche machten mich verrückt aber es war keinesfalls ein Vergleich zu dem Geruch des Prinzens. Hätte ich bei ihm keine Kraft mehr gehabt wäre ich hemmungslos über ihn hergefallen. Sein Geruch war berauschend, so anders als alles andere was ich vorher einmal gerochen hatte. Oder danach. Alleine der Gedanke daran ließ mich erschaudern. Mein Hals schnürte sich immer mehr zusammen. Ravus sah mich an, genau so besorgt wie Mira. "Ihr müsst verschwinden..." Raunte ich erschöpft. Sie sahen einander an und dann wieder mich. "Lyna, das kommt nicht in Frage, es muss doch etwas geben, was dir helfen kann?!" Meinte mein Bruder sofort. Leicht schüttelte ich den Kopf.《Nichts was ich von euch haben kann.》Schoss es mir durch den Kopf. Ich wollte sie nicht verletzen weder Ravus noch Mira. Sie könnten sterben wenn ich zu viel trinke. Langsam hielt ich mir den Oberarm vor den Mund und biss hinein.《Bitte lass es aufhören.》Erschrocken sahen die Beiden mich nun an und rissen mir meinen Arm. Ein Handschuh wäre fast gefallen aber ich befreite meine Arm sofort. "Fasst meine Handschuhe nicht an." Sprach ich leise. Mira reagierte nicht darauf und starrte nur auf die zwei Löcher in meinem Arm.《Hat sie es begriffen?》Vielsagende Blicke tauschten sie auch. "Du brauchst Blut." Ließ Ravus mich wissen.