Kapitel 10 "Lügen"

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Einen knappen Meter vor mir blieb der Prinz stehen. Er sagte nichts, sah mich nur an. Sein Blick blieb an meinem Bauch hängen und seine Pupillen weiteten sich. "Ist das von damals?" Wollte er von mir wissen. Seine Stimme klang heiser und leise. "Ja." Antwortete ich direkt. Für mich gab es im Moment keinen Grund ihn anzulügen. Außerdem war es offensichtlich. Daraufhin schlucke er und in seiner Mimik änderte sich etwas. "Darf ich sie sehen?" Kam es erneut von ihm.《Er will die Wunde sehen, warum?》Als ich etwas erwidern wollte wurde mir schwindelig und ich taumelte einen Schritt nach vorne. Eher ich mich versah lagen meine Hände auf der Brust von Noctis. Ich wollte ihn von mir stoßen aber da kam wieder sein Geruch. So nah war ich ihm lange nicht mehr und jetzt spielten meine Sinne verrückt. Die Schnüre um meinen Hals zogen sich immer mehr zu, so fühlte es sich jedenfalls an. Meine Hände krallten sich in seinen schwarzen Umhang. So sehr ich auch wollte, ich schaffte es nicht mich von ihm loszureißen. Mein Körper gehorchte mir nicht. Selbst diese Angst die ich bis ebend verspürt hatte, war wie weggeblasen. Das war das erste mal. Und so ein Geruch war mir noch nie unter die Nase gekommen. Auch wenn ich noch nicht lange hier war. Noctis bewegte sich, sein Kopf war neben meinem Ohr. "Du brauchst Blut." Raunte er mir ins Ohr. Seine Stimme klang nun rau und tief und hinterließ eine Gänsehaut bei mir. Dann lag sein Kopf auf meiner Schulter. Seinen Umhang ließ er achtlos auf den Boden fallen und sein entblößte Hals kam zum Vorschein. Diesmal musste ich schlucken. Ich wollte es. Ich wollte sein Blut. Aber ein winziger Widerstand war noch in mir. Gentiana sagte das er und ich eine Verbundenheit teilten und es durch viele Berührungen oder gar Blut trinken des anderen zu einer noch stärkeren Verbindung kommen könnte. Einer, die sich nicht mehr brechen ließ. Sie sagte nicht um welche Art von Verbindung es ginge aber gerade jetzt schrie der letzte Widerstand in mir genau das.《Das würde sein Leben zerstören.》Es war wie ein Schalter, der sich umlegte. Vorsichtig schob ich den Lucis von mir. "Ich kann nicht." Meine zittrige Stimme schien fast zu zerbrechen aber trotzdessen ging ich mitsamt der Verbände ins Bad und schloss ab. Nichts war zu hören. Einmal atmete ich tief durch und stürzte mir auf das Waschbecken. Langsam tastete ich nach der Wunde. Dabei fiel mir nicht nur auf, dass sie geschlossen war, sondern das ich Noctis mit meinen nackten Händen berührt hatte und nichts passiert war. Sie schienen auch nicht mehr so doll zu leuchten.《Wieso ist das so?》Im moment während ich nachdachte nahm ich den Verband um meinem Bauch ab. Es sah schlecht aus, sehr schlecht sogar. Diese Welt hatte in so kurzer Zeit viel an mir gezerrt. Ein wenig Blut sickerte noch hinaus und die Nähte schienen kurz vor dem reißen zu sein. Vorerst entschied ich keinen Verband zu tragen und reinigte die beiden Wunden. Die am Arm verband ich. Wegen der anderen zog ich nur einen Bademantel an. Meine Haare band ich zu einem seitlich geflochten Zopf zusammen damit sie mich nicht störten. Eigentlich machte ich dies selten aber jetzt war es angebracht. Als ich wieder in mein Zimmer ging, war niemand dort.《Es ist sicher besser so.》Kopfschüttelnd ging ich zum Bett und setzte mich. Die Wunde an meinem Bauch tat wieder konstant weh. Gerade wollte ich mich ein wenig hinlegen als es heftig gegen meine Tür klopfte.《Diese Tag ist wirklich anstrengend.》Langsam stand ich auf und schon ertönte eine Stimme durch die Tür. "Lyna, Lyna, komm schnell, es ist wegen Ravus, ihm geht es überhaupt nicht gut!" Diese Stimme erkannte ich als Miras. Ich riss die Tür förmlich auf und sah das Mädchen, welche schon Tränen in den Augen hatte. Sofort hielt sie mir meine Handschuhe entgegen. Kurz war ich erschrocken zog sie aber sogleich an und lief mit ihr. Auch wenn mein Bauch wehtat, es ging um meinen Bruder. Durch den Bademantel, den ich nur trug drückte es wenigstens nicht. Keuchend kamen wir an seinem Zimmer an. Die Tür öffnete uns Ignis. Er schüttelte den Kopf. "Keine Besserung." Bestätigte er noch einmal und ließ uns zu ihm. Der Weißhaarige lag zusammengerollt auf dem Bett und atmete schwer. Mehr als ein Shirt und Unterwäsche trug er nicht. Auch die anderen waren da. Auch Noctis. Im ersten Moment war ich auf Ravus konzentriert sodass ich nicht bemerkte das etwas anders war. Da ich nun Handschuhe trug nahm ich den Arm meines Bruders. Es war deutlich zu sehen. Die Bisswunde war angeschwollen und blau. Es war nur ein kurzer Moment aber der Mann stöhnte unter meinen Berührungen. Schlagartig nahm ich meine Hand weg und ging ein paar Schritte zurück.《Was war das gerade?!》Die anderen schienen genau so verwundert wie ich. "Du hättest es wissen müssen." Meinte plötzlich eine Stimme in meinem Kopf.《Was?》Das war zwar nicht das erste mal, dass eine Stimme in meinem Kopf war, aber diesmal kannte ich sie. Shiva. "Ich hab es dir doch erklärt." Anscheinend war ich die einzige, die sie hörte. Obwohl Noctis mich komisch ansah. Lunafreya sah mittlerweile bei Ravus und versuchte es mit ihren Kräften. Da viel es mir wieder ein. Die Wassergöttin hatte ich auch nicht mehr gesehen, einen Tag nachdem ich sie gebissen hatte. Aber irgendwie konnte ich mich nicht erinnern was Shiva damals dazu sagte. Mal eher ich hatte es nicht verstanden und vergessen. "Ich habe es nicht gut erklärt ich weiß. Ich kann auch nicht mehr lange mit dir reden." Ließ sie mich wissen.《Warum?》"Meine Zeit ist begrenzt, wie die von Regis damals." Erklärte sie. "Du musst mir jetzt zuhören, bei uns Göttern ist das normal, sobald wir einen Menschen oder anderen Gott beißen, verfallen die Gebissenen in diesen Zustand. Es ist... schwierig, sie spüren eine hohe sexuelle Anspannung, es wird unertragbar. Sie müssen diese Spannung abbauen. Es ist so wie bei den meisten Götter wenn sie dringend Blut brauchen. Aber es gibt dennoch Unterschiede. So wie bei dir, du kannst jetzt wo du den Gott der Finsternis kennst..." Auf einmal war ihre Stimme weg.《Gentiana? Hörst du mich?》Keine Antwort.《Scheiße!》"Ahh." Holte mich ein Schrei aus meiner Gedankenwelt. Es war Ravus. Mira hielt sich die Augen zu und jeder anderen starrte mit hochrotem Kopf in alle Richtungen. Mein Blick wanderte zu meinem Bruder und jetzt wusste ich auch warum.《Und ich bin daran Schuld.》Noctis war zwar auch rot sah aber immernoch mich an. Ein schmerzliches Gefühl kam wieder in meinen Bauch. "Alle raus." Sprach ich. "Was?!" Meinte Ignis und auch die anderen schienen auch dagegen. Lunafreya meldete sich zu Wort. "Weißt du was er hat?" 《Ich bin mir sicher das er nicht wollen würde das es alle erfahren aber ich hab wohl keine Wahl.》Als ich wieder einen Schritt auf ihn zuging fühlte ich einen reisendes Schmerz in meinem Bauch und hielt inne. "Ja ich weiß es und ich bin mir ganz sicher das ihr es nicht hören wollt." Antwortete ich ihr. Langsam ging ich auf Gladio zu, der mir am nächsten Stand. Egal wie sehr die Angst an mir zerrte, meine Kraft war am Ende. "Darf ich mich kurz bei dir abstützen?" Fragte ich ihn und darauf kam die nächste Welle an Schmerz. Mein Gesicht verzog ich. "Was ist los?!" Kam es von Prompto und er bat sich als Stütze an als Gladio nur an mir hinunter starrte. Einen kleinen Moment verharrte ich so bis der Schmerz verging. Nachdem es wieder einigermaßen ging sah ich Prompto an. "Danke." Flüsterte ich zu ihm und ging nun endlich zu Ravus. Seine Hand ruhte auf seinem Gemäch um es zu verdecken. "Ravus, es tut mir leid." Sprach ich leise. Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich, mit verschleierten Augen, an.《Was auch immer Shiva noch sagen wollte, es hatte mit Noctis zu tun.》Nur wusste ich nicht was es war. Das einzige was ich wusste das mein Bruder diese Spannung abbauen musste. "Warst du das?!" Wollte Noctis wissen. Kurz blickte ich aus dem Augenwinkel zu ihm und lächelte leicht. "Ihr müsst doch wissen wie das hier abläuft Majestät, ich bezweifle das ihr es noch nie gesehen habt." Meine Augen schweiften zu Lunafreya und eine Weile sah ich sie an. Sie schien es zu verstehen und wurde rot, wich meinem Blick aus.《Also doch.》So sehr es mich auch in Rage brachte, ich musste meinem Bruder helfen. Einmal sah ich die anderen noch an ehe ich mich über Ravus beugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. "Was wird das?" Erfragte nun meine Schwester und ihre Stimme klang hoch. "Ich hab ihm gesagt was er zu tun hat damit es aufhört." Erwiderte ich monoton. Eigentlich wollte ich gehen aber Gladiolus hielt mich auf indem er sich vor die Tür stellte. "Öffne deinen Mantel." Befahl er schon fast. Mit festem Blick sah er mich an.《Er will was?!》"Nein! Warum sollte ich das tun?" Gegenfragte ich stattdessen. "Mach den Mantel auf Lyna, sieh dir doch mal den Boden an!" Seine Stimme wurde bedrohlich laut.《Den Boden?》Genau während ich auf den Boden sah wurde es mir klar. Überall Blut und das reisenden Geräusch kam wieder. Es waren die nähte meiner Wunde, die dabei waren alle samt zu reißen. "Nein. Und jetzt lass mich durch, sofort." Meinte ich zu Gladio, der immer noch die Tür versperrte. Doch er machte keine Anstalten zu gehen. Das keuchen meines Bruders brachte wieder Aufruhe. "Du bist verletzt oder?" Kam es von Ignis. "Was ist denn jetzt mit meinem Bruder?" Wollte Lunafreya wieder wissen ehe ich Ignis hätte antworten können.《Ich fass es nicht. Es reicht mir.》

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