KAPITEL 8 - SELFLESS

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! Achtung !

In diesem Kapitel werden Themen wie Vergewaltigung und brutaler Mord behandelt.

All die neuen Informationen überfordern mich stark. Ich habe das Gefühl an diesem Überschuss zusammenbrechen zu können. Zwar komme ich meiner wahren Identität Stück für Stück näher, doch zugleich entferne ich mich von meinem alten Ich. Wer oder was bin ich eigentlich und wohin soll mich mein Weg noch führen?

Natürlich möchte ich unbedingt die komplette Wahrheit über mich und meine Fähigkeiten herausfinden, doch andererseits habe ich auch großen Respekt davor. Vielleicht gefallen mir die Antworten nicht?

Es scheint als würden die Geheimnisse an diesem Ort wie Aasgeier über mir umherkreisen. Sie warten nur darauf in meinem leblosen Leib zu stochern. Ich bin mir unsicher, ob es sich wirklich lohnt einen Blick hinter die Kulissen zu werfen oder ob mich all das, zerstören würde. Zwischen all diesen verwirrenden und beängstigenden Gedanken muss ich versuchen einen klaren Kopf zu bewahren.

„Ich glaube für heute ist es erstmal genug. Wie wäre es, wenn du dich erstmal deiner wohl verdienten Dusche widmest. Dein Gestank ist ja kaum noch auszuhalten", sagt Frau Doktor Fortress mit einem angewiderten Ausdruck in ihrem faltigen Gesicht. Ihre Art lässt mein Inneres aufbrodeln und am liebsten würde ich voller Wut ausrasten, doch die Dusche wollte ich mir nicht entgehen lassen. Nickend danke ich ihr also, wobei ich in meinen Gedanken nach tausend passenden Schimpfworte suche.

Blöde Kuh. Fiese Hexe. Verfickte Schlampe!!

Ein letzter Blick meinerseits gleitet über die schwarze Masse hinter dem zersprungenem Glaß. Ich spüre meine Handknöchel pochen, doch das stört mich kaum. Immerhin fühle ich etwas. Immerhin lebe ich.

Starrend und fast schon hypnotisiert schaue ich auf das Substrat, mit dem Wissen, dass ich es nun verlassen werde. Es wirkt so dermaßen bösartig und doch unglaublich wunderschön zugleich.

Das also steckt in mir? Das also bin ich?

Obwohl es mir direkt gegenübersteht und mir verdächtig vertraut vorkommt, scheint es ferner als alles andere zu sein.

Frau Doktor Fortress gibt einen lauten Pfiff von sich, um mir zu zeigen, dass wir nun losgehen. Sehe ich aus wie ein Hund?

Sie und ihr Wächter bringen mich nun gemeinsam zu den Duschräumen, auf die ich mich seit heute Morgen freue. Derweil sehe ich die Leiterin mit ihren dünnen und faltigen Fingern auf ihrem Handy rumtippen. Wem schreibt sie bloß? Herrn Doktor Fortress?

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mir der glatzköpfige, ältere Herr an meinem ersten Tag hier in dieser Einrichtung berichtete, dass er mein Ansprechpartner sei. Doch merkwürdigerweise bekam ich ihn seit genau diesem Tage nicht mehr zu Gesicht. Es scheint fast, als wäre er wie vom Erdboden verschluckt.

So wie ich es verstanden hatte, ist er derjenige, der eigentlich hier die Fäden ziehen sollte und nicht seine unerträgliche Gattin. 

„Wie geht es eigentlich ihrem Ehemann", frage ich bestimmt, aber höflich. Meine Angst gegenüber Frau Doktor Fortress habe ich so langsam abgelegt, doch mein Respekt ihr gegenüber ist groß.

Sie läuft weiter, schaut auf, sendet ihre Nachricht ab und steckt ihr Handy zurück in eine ihrer tiefen Kitteltaschen.

„Deine Neugierde überrascht mich positiv", antwortet sie mir, während ich weiter nach vorn schaue und wir zu den Duschräumen laufen.

„Mein Mann musste spontan eine andere Einrichtung besetzten. Diese hier unterliegt nun alleine meiner Macht."

Ihr Ton ist von starker Arroganz durchzogen. Angeekelt von ihrem geisteskranken Höhenflug schweige ich still, sodass unser Gespräch ein Ende findet. Dennoch frage ich mich, wo genau ihr Mann stationiert ist und wie viele dieser Einrichtungen eigentlich existieren. Es könnte als sein, dass es noch weitere von diesen Bunkern gibt? Wäre es möglich, dass noch viele weitere Insassen wie ich dort draußen gefangen gehalten werden? Wird mit ihnen ebenfalls geforscht oder was wird dort getrieben?

B L A C K / D E M O NWo Geschichten leben. Entdecke jetzt