KAPITEL 11 - CLUELESS

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Sind die Menschen, die du liebst, wirklich die, die sie vorgeben zu sein?

Ist das alles Realität oder doch nur ein einziges Spiel?

Gierig trinke ich meine volle Tasse Kaffee in einem Schluck leer. Die Wärme und der bittere Geschmack geben mir die Hoffnung, dass der Koffeingehalt meine einkehrende Müdigkeit verringert und mich für den Tag vitalisiert. Obwohl ich heute Morgen kaum negative Auswirkungen des Durchmachens verspürte, scheint sich der Schlafentzug mittlerweile bemerkbar zu machen.

Zudics Brief, sowie das Gespräch mit Lumine und dem Wachhund trieben meinen Adrenalinspiegel dermaßen in die Höhe, dass ich das Gefühl hatte, aufgeweckter denn je zu sein. Doch je länger ich nun hier im Speisesaal sitze, desto träger werde ich.

Immer öfter überkommt mich ein tiefes Gähnen, infolgedessen mich ein starker Rausch aus Erschöpfung durchdringt. Meine Muskeln machen schlapp und mein Geist wirkt wie alkoholisiert. Ich kann förmlich spüren, wie meine Auffassungsgabe nachlässt. Am liebsten würde ich meinen Kopf auf den Tisch legen, um nur für einige Minuten die Augen schließen zu können. Allerdings hält mich die Angst, dass einer der Wärter mich mit seiner Fernbedienung bedroht, davon ab.

Stattdessen versuche ich mich abzulenken, den letzten Funken an Konzentration aus mir rauszuholen und mich im Saal umzusehen. Um einen guten Ausbruch zu planen, muss man schließlich wissen, wie es im Inneren zugeht.

Ich blicke also zu den Toren und zähle insgesamt neun von ihnen, die sich an drei Wände verteilen. An jedem großen Tor, welches zu einem der Flure führt, in denen die Insassen ihre Zimmer haben, zähle ich zwei in schwarz gekleidete Wärter. Sie sind allesamt groß, muskulös und haben diese gewisse militärische Wirkung, die sie so unverletzlich wirken lässt.

Ihre Ausrüstung besteht aus einer schwarzen Uniform, ebenso schwarzen, stramm zugeschnürten Stiefeln, sowie einem Gürtel mit mehreren Holstern. Doch darin sind keine Pistolen oder Messer versteckt, nein einzig diese kleine, aber sehr bedrohliche Fernbedienung, trägt ein jeder dieser Männer mit sich. Die Vorstellung, dass auch mir dieser qualvolle Schmerz des anfallsähnlichen Zustandes widerfahren könnte, lässt mich schlucken.

Anscheinend hat man hier in Fortress nicht mal die Chance durch sein aggressives Verhalten eine Erlösung durch den Tod zu finden. Nein anstatt einer Kugel ins Herz oder Hirn, wird man aufs Äußerste gequält.

Ich spüre wie beim bloßen Gedanken daran, die längst in mir angestaute Wut nur noch weiter aufkocht. Was für ein Mensch muss man sein, um die Arbeit eines solchen Wärters ausführen zu können? Sind diese Männer wirklich im Glauben etwas Gutes zu tun, indem sie uns von der Gesellschaft abschotten, oder macht es ihnen einfach nur Spaß uns zu quälen? Hat Frau Doktor Fortress sich eine Armee aus Verrückten zusammengestellt, die allesamt ein Problem mit Machtverhältnissen haben?

Angewidert schüttle ich den Kopf.

Doch warum scheint der Wachhund dann so anders zu sein? Ist es wirklich nur die Solidarität zu Zudic und ihrer Tochter, oder steckt tatsächlich mehr dahinter?

Zwar möchte ich eigentlich gar keine große Sympathie für den Wachhund, sowie Lumine aufbauen, allerdings haben sie mit ihren Tränen, mein tiefsten Mitgefühl geweckt. Dennoch fühlt es sich sehr fremd und merkwürdig an mit solchen Menschen zusammen arbeiten zu müssen, auch wenn es hierbei um die eigene Freiheit geht. Ich bin mir unsicher, ob ich ihnen wirklich vertrauen kann und ob ich ihnen überhaupt vertrauen sollte. Vielleicht steckt doch noch mehr hinter ihrer Fassade, was mich im Nachhinein überraschen könnte?

Auch Zudic habe ich zu Anfang als sehr kaltherzig und brutal in ihrem Umgang empfunden, doch seitdem sie mich vor Frau Doktor Fortress geschützt hat und sich mir durch sie die Tür zur Freiheit öffnet, bricht dieses negative Bild von ihr immer mehr zusammen. Ich bin ich zutiefst dankbar dafür und bete, dass ihr nichts Schlimmes widerfahren ist.

B L A C K / D E M O NWo Geschichten leben. Entdecke jetzt