take six.

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[Side/Top: Nael]

                   „Ich habe ein verdammtes Hühnchen mit Ihnen zu rupfen, mein Herr“, begann sie und verschränkte mit wütendem Blick die Arme vor der Brust. Wenigstens hatte sie mich mein Herr und nicht Freundchen genannt. Unbeeindruckt runzelte ich die Stirn. Meine Reaktion schien sie kalt zu lassen, da sie mir ihre in Wut getränkten Worte nur so gegen den Kopf schleuderte.

„Hören Sie – ich belästige ja wirklich ungern in meiner Freizeit andere Leute in ihrem Büro – aber Sie werden leider nun mal verdächtigt einer unserer Insassinnen bei einem Diebstahl in unserem Institut geholfen zu haben.“

„Und ich dachte wir sprechen hier von Jugendheim und nicht dem Jugendknast“, brummte ich mit rollenden Augen, worauf die Dame mir gegenüber einen lauten und ziemlich entsetz-genervten Ton ausstiess. „Machen Sie mich nicht noch wütender als ich es bin. Aus unserer Kasse fehlen 250£. Miss Cavegn wurde von mehreren Heimeinsassen dabei beobachtet, wie sie es entwendet und an jemanden weiter gegeben hat.“

Ich schenkte der aufgebrachten Heimleiterin ein bitterböses Lächeln. „Hören Sie Miss Costa“ „Mrs“, korrigierte sie mich, worauf ich nickte. „Mrs Costa – ich verstehe ihr Anliegen bezüglich Flu…rina bestens. Niemand wird gerne bestohlen. Aber ich kenne dieses Mädchen erst seit wenigen Wochen. Weswegen sollte ein Mädchen in ihrem Alter sowie Charakter ausgerechnet zu jemandem wie mir Vertrauen aufbauen?“

Nun war sie diejenige, die bitterböse lächelte. „Ihr Nachname lautet doch Balthazar, oder? Sie sind doch der einige Nachkomme ihrer Eltern – welche einstige Grössen der Immobilienbranche war, richtig? Ich kenne Ihr Schicksal noch von damals aus den Medien – schliesslich gab es kaum jemand aus dieser Gegend, der sein Haus nicht durch Ihre Eltern gekauft hat. Das Schicksal von Ihnen unterscheidet sich nicht grossartig von jenem welches Miss Cavegn wiederfahren ist.“

Wie…?“, fragte ich verwirrt und verliess damit den Schutzmantel, welchen ich stets trug. Ich wusste, dass mit Flus Eltern etwas faul sein musste. Aber wieso musste ihnen ausgerechnet so etwas wiederfahren sein wie meinen vor zehn Jahren?

Ich hasste dieses selbstgefällige Grinsen in ihrem Gesicht. Sie schien sich für etwas Besseres zu halten. Solche Menschen hasste ich. Der Hass wurde grösser, als sie zu erzählen begann: „Lesen Sie denn überhaupt die Zeitung, Mr Balthazar? Es war doch ein paar Wochen lang täglich auf der Titelseite von dem Familiendrama zu lesen. Die Familie war dem Jugendamt schon länger bekannt, da der Vater mit seiner Spielsucht alle ziemlich in die Schulden getrieben hat. Durch die Sucht in Verbindung mit Alkohol schien er gelegentlich dazu geneigt gewesen zu sein seine Frau zu schlagen. So auch als das Drama seinen Lauf nahm und er seine Frau so schwer verprügelte, dass sie an ihren Verletzungen erlag. Scheinbar schien er das nicht zu verkraften und sprang noch am selben Tag vor den Zug.“

Ob es ihr überhaupt gestattet war, über diese Dinge zu plaudern, welche sie hier gerade spöttisch erzählte, wusste ich nicht. Jedoch war ich angewidert von der Art und Weise, wie sie mit Flus Schicksal umging. Und plötzlich verstand ich. Alles.

„Ich schätze es sehr von Ihnen, dass Sie mich als Komplizen von Flurina Cavegn ansehen. Aber ich muss leider passen. Sie sieht mich, im Gegensatz zu Ihnen, als eine Art Stütze für ihr Leben, welches bereits mehr als nur einmal aus den Fugen gerissen worden ist. Sie braucht jemanden, der sie bei der Hand nimmt und für sie da ist. Daran scheitern Sie und Ihre Institution anscheinend leider. Sie entschuldigen mich.“

Damit stand ich auf und griff nach meinem Gehstock. Ich humpelte an ihr vorbei geradewegs aus dem Büro. Ich musste mit Flu sprechen.

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