take thirteen.

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[Top: Attila mal wieder :)]

                   Je mehr Attila um mich herum wuselte, desto mehr erinnerte er mich an Edgar.

Ich warf meinen Kopf genervt in den Nacken und liess mich auf mein Bett fallen, auf dessen Kannte ich mich erst gerade gesetzt hatte. Attila war im Badezimmer und stand vermutlich das erste Mal seit Monaten wieder unter einer Dusche. Ich hatte ihm gezeigt, welche Produkte er problemlos nutzen konnte und ein paar frische Handtücher herausgelegt. Jetzt kam erst der spassige Teil des Abends: Kleidung für Attila besorgen.

Flus älterer Bruder war wenige Zentimeter kleiner als Edgar. In meinem Kopf machte dieser Fakt einfach alles nochmal tausendfach schlimmer. Es wäre so leicht gewesen für Attila neue Klamotten zu organisieren. Ich hätte einfach nur Edgars Seite des gemeinsamen Schranks in meinem Schlafzimmer aufschliessen und etwas Passendes herausholen müssen. Aber das überstieg meinen Stolz mehr als nur um ein paar Zentimeter. Attila musste jetzt einfach mit meinen überlangen Beinen und Armen leben. Wenn’s sein musste würde ich diese ihm noch zu Recht schneidern, sodass er nicht komplett wie ein Clown zu seinem Bewerbungsgespräch auftauchen würde.  

Wenn ich ehrlich sein durfte, dann war es mir mehr als nur ein wenig bewusst, dass Attilas Plan ein grosser Schuss in den Ofen sein würde. Wenigstens war es schön mitanzusehen, dass er sich wirklich ändern wollte, damit Flurina endlich das Heim verlassen und zu ihm ziehen konnte.

Seufzend griff ich nach dem Bilderrahmen, der auf dem Nachttischchen neben meiner Seite des Bettes stand und drehte ihn nervös in den Händen hin und her. „Kannst Du mir nicht irgendein Zeichen von Dir geben, dass mir sagt, dass mein Plan nicht allzu beschissen ist?“, brummte ich und setzte einen Schmollmund auf.

Etwas in Wehmut schwelgend fuhr ich mit dem Daumen über das Glas, welches das Bild vor meinen Fingerabdrücken schützte. Es hatte schon ein paar Jahre auf dem Buckel und sah trotzt dem Rahmen Drumherum dementsprechend aus. Das Bild wurde auf Edgars achtzehnten Geburtstag aufgenommen. Nach blau und grün waren die Haare endlich rot geworden und sollten von nun an auch in dieser Farbe bleiben. Sie wurden zu seinem Markenzeichen, genauso wie die leicht kratzige Stimme in Kombination mit Texten, die einem direkt aus der Seele sprachen und jene, welche gesellschaftliche Probleme nicht mit Samthandschuhen und Pinzette anfassten.

Mit einem schwachen Lächeln im Gesicht musterte ich das Bild, welches nun doch schon ein paar Jährchen auf meinem Nachttisch stand. Etwas zitternd fuhr ich die Konturen der Gesichter mit meinem Finger nach. Edgards achtzehnter Geburtstag fand ziemlich genau zwei Monate vor dem tragischen Tod meiner Eltern statt.

Wenn ich ehrlich sein durfte, dann dachte ich öfters an Edgar als an meine Eltern. Das sollte man jetzt keines Weges falsch verstehen. Ich war dankbar, dass ich derart offene und tolerante Eltern hatte – aber durch das ihr vieles Arbeiten hatte ich als kleiner Knirps nie die Chance eine tiefere Beziehung zu ihnen aufzubauen.

Okay, ich gebe es ja zu. Nachdem ich meine Eltern verloren hatte und bei meinem Patenonkel sowie dessen Familie lebte, beneidete ich Edgar um das Verhältnis zu seinem älteren Bruder Jacob sowie seinen Eltern immer mehr. Schon damals, als Edgar und ich noch keinen Kontakt hatten, verspürte ich einen gewissen Neid auf den Jungen aus dem Haus auf der anderen Strassenseite. Meine Eltern waren viel zu oft ausser Haus, sodass ich mehr Zeit mit mir alleine oder unserem Hausmädchen als meinen beiden Erzeugern verbrachte. Ich schätze die Zeit alleine mehr, als wenn Olga, so hiess unser Hausmädchen, mit mir eine Partie Mensch Ärgere Dich Nicht spielen wollte. 

Alleine Sein bedeutete für mich, dass ich meine Nase in dicke Schinken stecken konnte und durch all die Seiten der heimischen Bibliothek schmökern konnte. Allein Sein bedeutete für mich aber auch, dass ich von meinem Schlafzimmerfenster aus Edgar und seine Familie beobachtete. Oftmals habe ich mir gewünscht, dass der Ball, welchen die beiden Brüder zum Fussballspielen nutzten, in unseren Garten flog und Edgar dann hinüberrennen würde, ich ihm den Ball überreichen und er mich dann fragen würde, ob ich mitspielen wollte. Denn hinüberzugehen und selbst zu fragen wäre mir bis heute nicht in die Tüte gekommen. Viel zu sehr war ich damals mit acht davon überzeugt gewesen, dass der Junge mit dem Topfschnitt aus dem Haus auf der gegenüberliegenden Strassenseite mich auslachen würde.

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