take seven.

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[Side/Top: Attila :D]

                   „Es geht um Flu“, sagte ich zu Attila nachdem ich leer geschluckt hatte. Kritisch hob er eine Augenbraue. „Hab ich dir nicht gesagt, dass Du die Finger von ihr lassen sollst?“, schnaubte er durch seine zusammengebissenen Zähne.

Der Seufzer, welchen ich ausstiess, war zum einen voller Abneigung gegenüber Attilas Verhalten. Zum anderen war er auch voller Verzweiflung – eben weil sich Attila so verhielt wie er es tat. Seine Hand wanderte in die Tasche seiner Jacke. Ich erwartete, dass er ein Messer rauszog und mir damit drohen wollte. Doch alles was er hervorholte, war eine Schachtel Zigaretten. Er holte eine heraus und steckte sie sich zwischen die Lippen. Zu meiner Verwunderung bot er mir eine an. Ich schüttelte den Kopf und begann den Jungen zu mustern.

Seine Fingernägel waren bis zum letztmöglichen Punkt abgeknabbert. Auch das Fleisch rund um die Nägel wiesen Spuren der Selbstverletzung durch wildes Nagen auf. Ich musterte die vielen kleinen Kratzer und Schnitte, welche seine Hände aufwiesen. Die komplette Haut war trocken und rissig.

Is‘ was?“, brummte Attila grimmig als er meinen Blick bemerkte. Ich schüttelte hastig den Kopf. „Ich frage mich gerade nur warum ich in der Meinung war, dass Du mir zuhören oder überhaupt gewillt wärst deiner eigenen Schwester weiterzuhelfen.“

Attila schnauzte spöttisch und blies mir den Rauch ins Gesicht. „Du nervst mit deinen Vorurteilen.“

Ich lachte kurz und leise auf. „Oh, der feine Herr hat gerade keine Beleidigung gegen mich verwendet.“

Flus älterer Bruder schnaubte gereizt: „Nerv mich nicht.“ Ich musste wohl mehr Masochist sein, als ich bisher gedacht hatte. Es belustigte mich, wie Attilas Nasenflügel nervös zuckte. Vielleicht wäre es jetzt Zeit gewesen um mein Leben zu rennen, da der blonde Mini-Iro mir wohl jederzeit das zweite Veilchen verpassen konnte.

Doch das tat er nicht.

 Attila stand einfach nur da. Er klemmte sich die Zigarette zwischen die Zähne und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schön“, spottete er, „Lass mich Dich vom Gegenteil überzeugen, du Schamhaarschädel. Los. Erzähl. Warum mischst Du Dich in anderer Menschen Leben ein?“

Bezüglich des Schamhaarschädels  schmunzelte ich schwach. Attila jetzt zu fragen, wo man solch hübsche Worte erlernt, wäre wohl der grösste Fehler gewesen, welchen ich jetzt noch begehen konnte. Also biss ich mir auf meine selbstgefällige Zunge ich schluckte leer. „Hör zu. Die vom Jugendheim waren heute bei mir im Büro. Ich weiss nicht welcher tollwütige Fisch die Schnepfe gebissen hat … aber sie hat mir alles erzählt.“

Attila sagte nichts. Stattdessen zog er ein letztes Mal an der Zigarette ehe er sie achtlos zu Boden warf und sie zertrat. Still schweigend holte er sich eine weitere aus der Packung und zündete diese an. Wartend blickte ich ihn an. Ich wollte, dass er irgendetwas sagt. Von mir aus auch etwas Beleidigendes. Hauptsache irgendetwas.

Cool“, sagte Attila trocken und wich meinem Blick aus. Angespannt pustete er den Rauch heraus.

Cool?“, schrie ich Flus älteren Bruder an. „Ist das alles was Du dazu zusagen hast? Das alles cool ist? Am Arsch, Du Peroxid blonder Köter. Nix ist cool. Checkst Du denn nicht wie deine Schwester im Heim leidet?“

Attila kam einen Schritt näher auf mich zu und hielt mir die beiden Finger, welche seine Zigarette festumklammerten, drohend vors Gesicht. „Hör mir zu, Du reicher Grünschnabel“, fauchte er, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Nein. Du hörst mir zu. Deine kleine Schwester leidet in diesem Heim und sucht einen Zufluchtsort. Jemanden, der ihr Geborgenheit gibt.“

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