take thirty nine.

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Das leise Tapsen kleiner Hundepfoten auf dem Parkettboden war zu hören. „Blöder Traum", flüsterte ich und wälzte mich auf dem Sofa etwas hin und her. Ich erhielt als prompte Antwort ein angepisstes Bellen. Der Traumhund nahm Anlauf und sprang mir volle Kanne in die Gegend meiner Eier. Fluchend zuckte ich zusammen. Dieser Scheissschmerz war ziemlich real.

Vorsichtig öffnete ich die Augen und erkannte einen kleinen braunen Hund, der freudig bellte als sich unsere Blicke trafen. „Luki!", quiekte ich freudig als ich Attilas Hund sah. Er hopste zu meinem Gesicht hoch und begann dieses freudig abzulecken. Angewidert und doch lachend verzog ich das Gesicht als die feuchte Hundezunge mich begrüsste. Nichtsdestotrotz kraulte ich seine Ohren.

„Möchte sein Besitzer nicht auch reinkommen?", fragte ich trocken in die Richtung meiner Wohnungstür. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass diese noch immer offen stand. Keine Antwort. Ich blickte Luke auf meinem Schoss an. Dieser legte nur seinen Kopf schief und sah mich mit seinen dämlichen schwarzen Knopfaugen vorwurfsvoll an. Ich rollte mit den Augen. „Hüpf runter damit ich aufstehen kann", flüsterte ich Luke zu. Dieser bellte wie ein bockiger Teenager, sprang aber nichtsdestotrotz von mir und dem Sofa runter.

Etwas ungeschickt stand ich vom Sofa auf und ging zu meiner Wohnungstür. Diese stand zwar einen Spalt weit offen – aber von Attila war keine Spur zusehen. Ich schob die Tür etwas weiter auf und schaltete das Licht im Gang an. Ein kleines blondes Häufchen Elend kauerte an der Wand. Den Kopf hatte er auf die Knie gelegt und die Arme darüber geschlungen.

Leise seufzend kauerte ich mich so gut es ging zu ihm nieder. „Hi", flüsterte ich und wollte meine Hand auf seine Schulter legen. Doch der blonde Strassenjunge schüttelte den Kopf. „Nein", zischte er wich meiner Hand aus. Ein erneutes Seufzend entwich meinen Lippen. „Was ist los Atti?", fragte ich flüsternd. Attila nahm die Arme vom Kopf. Allerdings drehte er ihn von mir fort. Irgendetwas stimmte nicht.

Mit verzerrtem Gesicht erhob ich mich aus meiner Hocke und lehnte mich an den Türrahmen. „Willst Du lieber die ganze Nacht hier draussen im Flur sitzen bleiben oder kann ich Dir was anbieten? Ein heisses Bad? Ein warmes Bett? Oder eine mundwarme Mahlzeit? Vielleicht sogar alles zusammen?"

Attila gab ein unverständliches Muren von sich gefolgt von Fluchen. „Holy Shit", rutschte es mir raus, als Attila mir sein Gesicht zudrehte. Seine Unterlippe war dick und purpurrot angeschwollen. Die Kratzer und blauen Markierungen unter seinen Augen sahen da noch am harmlosesten aus. „Rein mit Dir", diktierte ich dem blonden Strassenjungen auf, der immer noch meinen Blicken auswich.


Wenige Minuten später sass Attila auf dem Toilettensitz und hielt mir wiederwillig sein Gesicht hin. Es war dasselbe Spiel wie vor wenigen Wochen. Nur das er dieses Mal nicht betrunken war und mir (und meinem Arschgesicht von Ex-Freund) allerlei Beleidigungen an den Kopf warf.

„Willst Du mir erzählen, was passiert ist?", fragte ich den blonden Strassenjungen. Er blickte zur Decke meines Badezimmers und schwieg. Leise seufzte ich. „Es brennt gleich", warnte ich ihn vor.

Shit, piss, fuck, cunt, cocksucker, motherfucker", fluchte Attila in feinstem Singsang vor sich hin. Leise grinsend schüttelte ich den Kopf. „tits, fart, turd, and twat", beendete ich sein Fluchen. „Family Reunion von Blink-182 war schon ein echtes lyrisches Meisterwerk", grinste ich in der Hoffnung Attila würde lockerer werden. Doch Fehlanzeige.

Attila blieb stumm. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich so finster er nur konnte an. Die Wunden in seinem Gesicht unterstrichen dieses düstere nur noch mehr. Leise seufzte ich. „Okay", zischte ich genervt, „Ich hab Mist gebaut. Das weiss ich mittlerweile selbst auch. Und ich schäme mich dafür auch, dass ich Dir nicht ehrlich gegenüber war. Aber hast Du Dich vielleicht schon mal gefragt, wie lange ich mit Edgar zusammen war?"

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