take forty two.

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Es war erstaunlich wie schnell sich Attila im Exodus eingelebt hatte. Ich fragte gelegentlich bei Jon nach, wie er sich benahm. Doch dieser hatte nur Lob für den blonden Strassenjungen übrig. Irgendwie erfüllte mich das alles ja mit Stolz.

„Du solltest Dir auch wieder einen Job suchen", sagte Attila als er gerade dabei war Gemüse fürs Abendessen zu schneiden. Etwas mehr als eineinhalb Monate waren vergangen seitdem Attila sich endlich komplett auf meine Hilfe eingelassen hatte. Mittlerweile war der blonde Strassenjunge bei mir sogar als Mitbewohner gemeldet; Wo er zu Beginn hauptsächlich nur auf meiner Couch sass und sich von hinten bis vorne von mir hatte bedienen lassen, half er jetzt überall mit.

Leise schnalzte ich mit der Zunge und marinierte weiter das Fleisch. Ich tat so, als hätte ich Attilas Kommentar nicht gehört.

„Ich mein das ernst, Nael", sagte Attila mit gefestigter Stimme, „Du kannst nicht von mir Sachen erwarten und sie dann selbst nicht machen." Ich rollte mit den Augen und wollte etwas sagen, doch Attila schüttelte seinen Zeigefinger mahnend. „Jetzt komm mir nicht mit ‚Ich hab so verdammt viel Geld auf dem Konto' oder ‚Mir gehört schliesslich die Wohnung, also entscheide ich!' – das geht so nämlich nicht, Nael."

„Und warum geht das nicht?", fragte ich mit einem Hauch von Sarkasmus in meiner Stimme. Genervt warf Attila das Messer in seiner Hand klangvoll auf das Schneidebrett. „Unser Plan lautete zwar: Klein Atti besorgt sich einen Job und zieht hier ein, damit Flu bald nachkommt – aber es wäre nur fair, wenn der grosse Nael sich auch einen Job suchen würde. Es ist nämlich alles andere als in Ordnung, dass ich mir während meinen Schichten im Exodus den Arsch abrackre und Du hier zuhause faul auf dem Sofa sitzt."

„Ich sitze nicht faul auf dem Sofa", zischte ich und rollte mit den Augen, „Ausser Du siehst es als faul an, wenn ich putze, einkaufe, wasche und sonst ziemlich viel im Haushalt schmeisse." Zugegeben, den Stänker gegenüber Attilas früherem Verhalten in der Wohnung konnte ich mir nicht verkneifen. Dieser zeigte mir auch prompt als Konter den Mittelfinger.

Attila nahm das Messer in die Finger und begann das Gemüse auf dem Schneidebrett weiter zu verarbeiten. Doch mit melancholisch werden war er noch nicht fertig: „Und das noch immer kein definitives Feedback wegen Flu kam nervt mich auch ziemlich."

„Da kann ich aber nicht eingreifen und etwas ändern, Atti", seufzte ich und ging um den Tresen herum auf die Seite, an der Attila stand und Gemüse schnippelte. Vorsichtig schob ich ihn beiseite und nahm ihm das Schneidebrett weg. „Das Gemüse ist schon klein genug." Ich ging zurück an meinen eigentlichen Platz und warf das Gemüse zum Fleisch in die Pfanne. „Kannst Du Wasser für die Nudeln aufsetzen?"

„Umgehst Du gerade jegliche Probleme, die ich angesprochen habe?", fauchte Attila genervt.

Verglichen mit Edgar war Attila alles andere als ein einfacher Mitbewohner. Man musste jetzt nicht denken, dass beim Rotschopf und mir immer alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Wir hatten gelegentlich auch unsere Phasen, in denen wir einander auf den Sack gingen – aber Attila war echt ein Meister darin etwas zu finden in dem er mit mir zanken konnte. Manchmal versuchte ich mir einzureden, dass er es nicht anders von zu Hause und seinen Eltern kannte und deswegen aus Gewohnheit so mit anderen umging.

„Zum Mitschreiben: Ich bin nicht dafür zuständig zu entscheiden ob Flurina jetzt weiterhin im Heim lebt oder zu uns ziehen darf. Dafür gibt es etwas namens Behörden, weisste?", fauchte ich den kleinen Blonden an. Dieser runzelte die Stirn: „Und warum gehst Du bei denen nicht einfach vorbei und kackst ihnen auf den Tisch?"

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