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(Mittwoch Abend)

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als die Tür aufschwung. Ich bewegte mich nicht. Auch nicht als ich sanft in eine Umarmung gezogen wurde.
Langsam erwiderte ich sie und entspannte mich mehr. Ich hatte mich bereits in dem Moment besser gefühlt, als ich Minhos Gesicht gesehen hatte.

Wir saßen zusammen auf Minhos Bett. Er hatte aufmerksam zugehört, während ich ihm erzählte, was geschehen war.

"Ganz ehrlich, du solltest mit ihm reden und fragen, was los ist. Sein Verhalten muss ja einen Grund haben. . . und, naja, wenn du ihn in letzter Zeit ignoriert hast, versteh ich auch irgendwie, dass er sauer ist. . ."

"Im Grunde genommen weiß ich ja auch, dass es meine Schuld ist. . ."

"Das hab ich nicht gesagt, ich finde seine Reaktion auch etwas übertrieben - so wie du sie mir geschildert hast - aber du meintest ja, dass es ihm scheinbar nicht so gut geht- da steckt mehr dahinter."

"Hmm"

"Ihr seid doch gute Freunde, red mit ihm. Denn so machst du dir doch nur die ganze Zeit n'Kopf."

"Wenn du meinst. . .", murmelte ich lethargisch.

"Hey, nur um es nochmal gesagt zu haben: Du hast dafür nicht die alleinige Verantwortung und es ist somit auch nicht deine Schuld."

Er stubste aufmunternd meine Schulter an.

"Eigentlich weiß ich das auch, . . . ich komm mir nur immer wie ein echt schlechter Mensch vor. Vermutlich weil ich irgendwie auch einer bin . . .
Ich kann manchmal meine Gefühle nicht so gut kontrollieren, handle ohne dabei Rücksicht auf andere zu nehmen und selbst wenn ich weiß, dass ich grad echt nicht recht hab. . .
bin ich zu stur, es zuzugeben und werde wütend."

Minho schaute mich konzentriert an, während ich sprach.

"Bevor du was dazu sagst- ich bin noch nicht fertig. Weil, auch wenn mir das alles bewusst ist, ändere ich mich nicht.
Was hilft mir bitte diese beschissene Selbstreflektion dann? Soll ich stolz auf mich sein, dass ich mir wenigtens im Klaren bin, was für ein Versager ich bin?!!!"

"Ich krieg eh alles was ich versuche nicht hin...", fügte ich schließlich matt hinzu.

"Wir alle haben unsere Fehler, Jisung. Das macht sie nicht besser, aber du bist nicht der einzige, dem es so geht.
Und, ja, Einsicht ist bestimmt ein wichtiger Schritt, aber reicht alleine nicht, da geb ich dir ja recht - manche Menschen ändern sich nie wirklich, aber andere eben schon. Daran glaub ich zumindestens.
Und außerdem, wenn du so ein schlechter Mensch wärst, würde ich dann so viel Zeit mit dir verbringen? Hmm?"

"Weiß nicht, vielleicht leidest du an Geschmacksverirrung. . .", grummelte ich.

"Ja, ja, ganz sicher, dass wird's sein: Meine Vorliebe für Arschlöcher ist Schuld.", zog er mich auf.

Ich pickste ihn zu Strafe in Seite.
Er lachte darauf hin ein wenig.

"Jisung?"

"Mm"

"Kann ich dich in den Arm nehmen?"

Ich schaute auf und sah ihn an.

"Okay."

Anfangs war ich etwas starr, aber mir der Zeit verschand die Akwardness und ich lehnte mich gegen ihn.

"Weißt du-", brach Minho die Stille, "ich fühle mich auch oft wie ein Versager."

"Bist du nicht", entgegnete ich sofort.

"Schhh, hör zu"

Ich war ja schon still.

A Song For You |MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt