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Zwei dunkelbraune Augen starrten mich an. Sie waren nach dem Schlafen noch etwas zugeschwollen.
Der dazugehörige Junge öffnete seinen Mund und steckte sich eine Zahnbürste in den Mund.

Manchmal kam es mir so vor, als würde mich ein Fremder ansehen, wenn ich in den Spiegel schaute. Klar ich erkannte mich aber mein Gehirn konnte das Bild nicht mit meinem Bewusstsein verknüpfen. Auch heute kam mir mein Spiegelbild wie das eines Anderen vor.

Ich putzte still weiter meine Zähne und betrachtete meine Reflektion. Ein ovales, langes Gesicht, ein rundes Kinn, das kleine Muttermal auf der Backe, zwei große Augen und diese Backen, denen ich den Spitznamen Eichörnchen zu verdanken hatte.
Ich mochte mein Gesicht und war sehr froh darüber, eher keine Selbstzweifel bezüglich meines Aussehens zu haben.

Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, schnappte ich mir meine Schlüssel und machte mich auf den Weg zu Hyunjin.

Eigentlich wollten wir bei ihm rumhängen, Knabberzeug essen, Videospiele spielen, kurzum etwas entspanntes ohne Bewegung.

Nicht etwa einen fünfundvierzig minütigen Spaziergang durch gefühlt alle Parks der Gegend.

Das hatte ich Kkami zu verdanken. Der kleine Hund lebte nun schon seit über einem Jahr bei Hyunjin, welcher sehr vernarrt in den süßen Vierbeiner war. Jedenfalls wollte er unbedingt raus und so kam es, dass wir mit ihm Gassi gingen.

Große Pfützen und das feuchte Gras erinnerten an das gestrige Gewitter. Der Himmel war bewölkt und die Temperaturen waren gefallen, weshalb ich mir zum ersten Mal in diesem August eine Jacke angezogen hatte.

Wir gingen gerade einen langen Feldweg entlang und unterhielten uns. Irgendwann kamen wir auf Samstag zu sprechen. Ich hatte den beiden natürlich erzählt, dass ich bei jemandem aus dem Musikstudio eingeladen war. Ich riss kurz herunter was passiert war. Scheinbar etwas zu kurz, denn die Verwirrung war ihnen anzusehen.

"Also du meinst, du wurdest von diesem Minho in eine Geheimkammer geschleppt, wo ihr die ganze Nacht über geblieben seid, bis du dich am Morgen, während er noch schlief, davon schleichen konntest, versteh ich das richtig?", wiederholte Seungmin.

"Hört sich eher an wie die Handlung eines schlechten, unlogischen Thrillers. Als wärst du entführt worden und konntest gerade so entkommen", kommentierte Hyunjin, die Hände dramatisch erhoben.

"Ach so war das gar nicht. . . Es war viel gruseliger!" Ich lächelte verschwörerisch und begann mit verstellter Stimme übertrieben zu schildern, wie ich beinahe im Verließ meines Entführers verhungerte und nur über das Dach fliehen konnte.

"Ich klettere die Regenrinne herunter, doch von den quitschenden Geräuschen wird er wach und ich muss schnell handeln. Ich hatte nur die Wahl zu springen, also tat ich es, um mein Leben zu retten. Bei meiner Landung im Gebüsch habe ich mir diese schrecklichen Verletzungen zugefügt!", ich zeigte auf die Kratzer an meinem Kinn, "Er sucht mit einer Taschenlampe den Garten ab und die Verfolgungsjagd beginnt..."

Meine beiden Freunde waren mit eingestiegen und spielten die Geschichte nach. Seungmin stellte mich dar, Hyunjin übernahm die Rolle von Minho.

Das Ganze endete damit, dass wir uns brüllend im Kreis hinterher rannten und versuchten uns gegenseitig einzufangen und in den Schlamm zu schubsen. Kkami war zuerst sehr verstört und erschrocken, bis er bellend seinem Besitzer hinterherlief.
Das ganze wurde diesem zum Verhängnis, da er über das Fellknäuel stolperte. Er versuchte sich an Seungmin abzufangen, was zur Folge hatte das dieser mit ins Verderben gerissen wurde. Die beiden waren mitten in den Schlamm gefallen.

Ich lachte die beiden aus, woraufhin sie mich mit geballter Kraft zu ihnen zogen.

Wir waren also drei von oben bis unten verdreckte Jugendliche und ein kleiner, erstaunlich sauberer Hund, der neben uns unschuldig auf dem Boden saß, als ein altes Ehepaar um die Ecke bog. Kurzgesagt, wir waren die Definition von Talent.

A Song For You |MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt