𝒔𝒊𝒙

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Das Feuer im Slytheringemeinschaftsraum war beinahe vollständig heruntergebrannt und es war weit nach Sperrstunde, als er zurückkam.

Er hatte nicht ahnen können, dass es so lange dauern würde.

Wie viele Verträge er unterschreiben würde müssen.

Wie oft er lügen müssen würde, weil alle nach seiner Identität gegeiert hatten, vielleicht, um sie an den Tagespropheten für eine warme Mahlzeit zu verkaufen.

Aber hier hatte ihn auch keiner vermisst (vermutlich war es ihnen noch nicht einmal aufgefallen, dass er ausgegangen war), wie es aussah.

Nur eine handgeschriebene Notiz lag auf dem Tisch, an ihn adressiert, und in Binns' Handschrift.

Vermutlich eine Beschwerde über seine fehlenden Hausaufgaben.

Ging ihn nichts mehr an.

Er würde nicht mehr lange genug leben, um sich noch damit befassen zu müssen.

Mit einem fast manischen Lächeln im Gesicht warf er die Notiz in die müden Flammen, die sie träge verschlagen.

‚Müde vom Leben', dachte er bitter, als er aus dem schwarzen Mantel schlüpfte und ihn zum trocknen über den Sessel hängte, der einmal Blaises liebster gewesen war.

Eine seltsame Leichtigkeit erfüllte ihn, als er auch noch den Schal abnahm, ihn kurz vorher einmal spielerisch um seine Kehle festziehend, das Gefühl fast genießend.

Oh, es würde so guttun.

Und sie alle...

Sie würden die Zeichnung und die Liste haben, als Beweis dafür, dass es alles ganz und gar ihre Schuld war.

Denn so funktionierten die Pergamente.

Wenn er erst einmal Aktivierungsspruch gemurmelt hatte, war der Bund unausweichlich geschlossen.

Dann würden in Gold geschriebene Zahlen (1-11) auf der linken Seite auftauchen.

Elf Dinge musste er aufschreiben.

Elf Dinge, weil es elf Striche brauchte, um einmal Hangman zu spielen.

Trafen all diese Dinge ein, so war es nicht nur die Zeichnung, die hängen würde.

Nein.

Es war er.

Pfeifend ließ er sich in einen der Sessel sinken, das Gefühl von Luxus genießend, weil er alleine war, denn all die anderen schliefen bereits.

Je eher er den Vertrag schloss, desto eher war alles vorbei.

Das blaue Wachsiegel des zu einem Hexagon gefalteten Pergamentes brechend, räusperte er sich und er schluckte unmerklich, als die ersten Wörter schimmernd golden auf der Innenseite des Blattes in verschnörkelter Schrift auftauchten.

„Guten Abend, Draco Malfoy. Was kann ich für dich tun?"

Seine Stimme war heiser, als er die Worte wisperte.

„Komm spiel mit mir, komm spiel mit mir, bis ich mir dreh' selbst den Strick".

Die Oberfläche des Bogens veränderte sich plötzlich und so abwegig es war, es fühlte sich an, als könnte er das Pergament grinsen fühlen, als auf der linken Seite die goldenen Ziffern auftauchten.

„Wähle klug", stand in verschnörkelten Buchstaben darüber und seine Finger zitterten, als er die weiße Pfauenfeder, die er ebenfalls besorgt hatte, aus ihrem Etui nahm.

Er mochte ja verzweifelt und gebrochen sein, aber er hatte noch immer Stil.

1. Es ist ihre Schuld, dass ich nicht frühstücke.

2. Es ist ihre Schuld, dass ich eine Arbeit nicht abgebe.

3. Es ist ihre Schuld, dass es noch drei Schnitte mehr an meinem Handgelenk werden.

4. Es ist ihre Schuld, dass ich zusammenbreche, weil sie lachen.

5. Es ist ihre Schuld, dass ich etwas wegwerfe, was mich an früher erinnert.

6. Es ist ihre Schuld, dass Pansys Briefe nicht ankommen.

7. Es ist ihre Schuld, dass ich durch eine Prüfung falle.

8. Es ist ihre Schuld, dass ich eine Unterrichtsstunde verpasse, weil sie mich meine Geschichte nicht vergessen lassen.

9. Es ist ihre Schuld, dass ich mein Zimmer nicht verlasse, weil sie einen alten Artikel über mich vorlesen.

10. Es ist ihre Schuld, dass ich aus der großen Halle stürme, weil sie Hermine Granger erwähnen.

Er zögerte eine Sekunde, bevor er den letzten Punkt schrieb und eine Träne hätte die Tinte verlaufen lassen, wenn sie sich nicht schon in das Pergament eingefressen hätte.

11. Harry Potter liebt mich nicht mehr. 

𝕥𝕙𝕖 𝕝𝕒𝕤𝕥 𝕕𝕒𝕟𝕔𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt