𝒔𝒆𝒗𝒆𝒏𝒕𝒆𝒆𝒏

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Elfter Tag

„Dray, wir müssen reden."

Harry sah ihn aus müden, abgekämpften Augen an.

„Ah. Okay."

Harry vergrub seine Hände in den Taschen seines Hoodies, draußen war es mittlerweile kalt, immerhin war es schon nach acht. In den Taschen des Hoodies, den er immer so gerne aus seinem Kleiderschrank gemopst hatte.

„Jetzt gleich vielleicht? Am See?"

Er wollte es wohl hinter sich haben.

Ein kleiner Teil von ihm freute sich auf irgendeine schräge Weise darauf, was kommen würde, weil er dann morgen nicht mehr aufwachen würde. Der andere, viel größere Teil... Nun, der war taub.

„Sicher."

Schweigend schlenderten sie nebeneinander zum See, wie ein ganz normales Pärchen.

Nur waren sie das nicht.

Ganz normal.

Sie waren Potter und Malfoy und das würde nie normal sein.

Das verwitterte Holzbänkchen unter der Eiche stand da, unerschütterlich wie immer.

Es hatte nichts daran geändert, dass Harry ihn hier zum ersten Mal bei Vollmond geküsst hatte und es würde auch nichts daran ändern, wenn es jetzt hier endete.

Sie setzten sich nebeneinander, sicher im Schatten der Eiche.

Harrys Stimme war leise und er starrte auf seine Fingerspitzen, während er redete, um ihm nicht ins Gesicht sehen zu müssen.

Ihm, den er einst geliebt hatte.

„Dray... Ich.... Okay, verdammt, ich konnte dir damals schon nicht sagen, dass ich dich liebe und jetzt bekomm ich es andersrum auch nicht besser hin..."

Sein Herz bekam einen kleinen, feinen Riss. Er hatte nicht geglaubt, dass Harry es wirklich tun würde. Dass er wirklich Recht behalten sollte. Dass die Augen nicht gelogen hatten, so sehr er es sich auch insgeheim gewünscht hatte.

„Scheiße verdammt, es ist Hermine, verstehst du?"

Nein, verstand er nicht.

Und wollte er auch nicht verstehen.

Man musste es ihm wohl in den sturmgrauen Augen ablesen können, denn Harry seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch die unordentlichen Haare, die vermutlich seit drei Tagen schon keinen Kamm mehr gesehen hatten.

„Ich... Jedes Mal, wenn ich dich ansehe, sehe ich sie wieder, verstehst du? Ich sehe jedes die Szene aus dem Manor in Dauerschleife..."

Oh, die Szene. Er zwang das bittere Lächeln zurück.

„Bitte, bitte, nicht sie! Mich! Nimm mich, nicht sie!"

„Aber, aber Potter... Der dunkle Lord will dich doch lebend... Wäre ja schade um dich... Wohingegen sie am Ende des Tages doch nur eine Verunreinigung des magischen Blutes ist, nicht?"

„Ich flehe dich an, bitte-"

„Der große Harry Potter fleht auf Knien um Gnade für ein Schlammblut... Der Tag wird in die Geschichtsbücher eingehen..."

„Draco, bitte-"

„Hüte deine Zunge, Potter- Nur, weil der dunkle Lord dich lebend will, heißt das nicht auch, dass er dich unverletzt will... Nimm seinen Namen noch einmal in den Mund und sie und du bezahlt bitter..."

„Bitte..."

„So vielleicht nur sie..."

„Bitte, bitte... Ein Tausch?"

„Was bietest du mir denn an?"

„Alles."

„Alles?"

„Alles."
„Nun gut... Dann sag mir...Wieso hast du vorhin Dracos Namen im selben Zusammenhang wie Hilfe verwendet?"

„Das kann ich nicht..."

„Oh, nicht? Wie schade... Dann ist unser kleiner Deal wohl geplatzt... Avada Kedavra!"

Ja, vielleicht war es am Ende seine Schuld.

Seine Schuld, weil er Harry aus flehenden Augen angesehen hatte, es unter keinen Umständen zu verraten.

Und Harrys Loyalität hatte ihn gezwungen, das Versprechen zu halten, sogar wenn es das Leben seiner besten Freundin kostete.

„Draco?", fragte Harry leise, eine Hand vorsichtig nach ihm ausgestreckt, „Es tut mir so leid... Aber... Ich- Ich kann das nicht mehr... An dir hängt einfach das Manor und ich vermisse sie so sehr und diese Szene..."

„Ist schon okay"

Harry sah ihn aus großen, verblüfften Augen an.

„Ehrlich?"

„Ja, ehrlich.", er zwang sich zu einem Lächeln, „Nur.... Beantworte mir eine Frage."

„Natürlich"

„Liebst du mich denn noch?"

Himmel war das erbärmlich.

„Nein, Draco. Ich kann nicht... Nicht unter diesen Umständen. Es tut mir leid."

Es tat ihm leid.

Das war es jetzt also.

So endete es, denn in diesem Moment war der Pakt endgültig besiegelt worden.

Ihm blieben elf Stunden, um es freiwillig zu tun, ansonsten würde er einfach so zusammenbrechen und nicht wieder aufwachen.

„Okay. Bis morgen. Ich sehe dich beim Frühstück", antworte er monoton, als er aufstand und Harry den Rücken kehrte.

Denn als die Uhr Mitternacht schlug, erschien der elfte und letzte goldene Haken und der elfte und letzte Strich.

𝕥𝕙𝕖 𝕝𝕒𝕤𝕥 𝕕𝕒𝕟𝕔𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt