Die Schneeflocken waren spitz wie Messer, als er sich durch die nebelverhangenen Gassen von Hogsmeade kämpfte und der Schneesturm machte es noch schlimmer.
Nur noch 200 Meter bis er endlich apparieren konnte, dann hatte er es geschafft.
Seine Finger waren eiskalt, seine Wangen gerötet.
Er hätte etwas von der heißen Schokolade trinken sollen, die Harry ihm angeboten hatte, bevor er gegangen war, aber es hatte sich plötzlich falsch angefühlt, zusammen an einem Becher zu nippen.
Er müsse noch Besorgungen machen, hatte er gesagt, als er mit steifen Gliedern von der unbequemen Sitzbank in der großen Halle aufgestanden war.
Früher hätten Harrys Augen geleuchtet und er hätte ihn spöttisch angelächelt.
„Ach... Besorgungen, huh, Malfoy? In welchem Sex Shop darf ich dich nachher abholen?", hätte Harry gesagt und dabei gegrinst.
Und er hätte auch angefangen zu lachen, wäre gegen seinen Willen ein bisschen rot geworden (was Harry dazu veranlasst hätte, nur noch mehr zu lachen) und er hätte Harry an der dunkelroten Krawatte zu sich gezogen.
„Wenn du so weiter machst, gehe ich gar nirgends hin, Potter", hätte er geantwortet, ein provokantes Lächeln auf den Lippen und dann hätte er ihn geküsst.
Er schien sich wirklich gerne selbst weh zu tun.
Mit einem verächtlichen Schnauben wischte Draco sich eine der verräterischen Tränen aus dem Augenwinkel und schob sie auf das fürchterliche Wetter.
Hinter den Schaufenstern der Läden war es dunkel, manche sogar mit Brettern versperrt. Ein Aushängeschild quietschte müde im Wind und irgendwo raschelte es in einer der überquellenden Mülltüten, die vor einem geschlossenen Geschäft für magische Kunstraritäten stand.
Soweit abseits der Schule war die Gegend rauer.
Schneller Blick über die Schulter, ob er auch wirklich alleine war.
Hinter ihm lag lediglich die leere Straße und der Schnee ließ seine Fußspuren in Sekundenschnelle verschwinden.
Gut so.
Sie sollten nicht wissen, wohin er ging.
Er zog den dunkelgrünen Wollschal fester um seinen dünnen Hals und steckte seine zitternden Hände in die ungefütterten Taschen des schlichten, schwarzen Mantels, der einmal seinem Vater gehört hatte.
Wenn er der Spiegelung in dem staubigen Ladenfenster von „Zauber&Plauder" (ein Zeitungsladen) glauben wollte, dann waren seine Lippen mittlerweile blau und seine grauen Augen funkelten unmerklich.
Er zuckte zusammen, als sein Mantel etwas verrutsche, er ihn unbewusst wieder nachjustierte und der Stoff aus Versehen den Ärmel seines weißen Hemdes zurück schoppte und damit eine Art Reibung an seinem linken Handgelenk erzeugte.
Er konnte von Glück reden, wenn er nicht gleich wieder Blutflecken auf dem frischen Hemd hatte.
Sie ließen sich katastrophal schlecht auswaschen und jedes Mal, wenn er es in die Reinigung schickte, gab es Fragen.
Der Gegenwind war stark und so brauchte er noch fast zwei Minuten, bis er endlich hinter den türkisenen Briefkasten mit der riesigen violetten Blume trat, den man als Markierung der Appariergrenze aufgestellt hatte und der sogar in diesem Schneegestöber einigermaßen gut auszumachen war.
Einmal tief durchatmen.
Er konnte nicht mehr.
Aufgeben war zwar feige, aber es tat so gut.
Sicher, es würde ein kurzer Tiefpunkt für Harry werden, für all die anderen sowieso nur ein anderer Grund zu feiern.
Kein Verlust.
Und, nun rein realistisch gesehen, was hielt ihn denn groß zurück?
Seine Chancen auf eine gute Zukunft waren gleich null; Harry brauchte vermutlich selbst therapeutische Hilfe und könnte ohne ihn vielleicht endlich die Erinnerung ablegen und niemand glaubte mehr daran, dass er es schaffen würde.
Als er noch jünger gewesen war, hatte er immer gewollt, dass man sich an ihn erinnern würde.
Dass da noch etwas wäre, das sie in die Hand nehmen konnten und an ihn denken.
Oh, sie würden sich erinnern.
Und die Zeichnung würde auch bleiben.
Vielleicht würden sie dann endlich realisieren, was sie getan hatten.
Wozu sie ihn gebracht hatten.
Und außerdem war es nur ein bindender Vertrag, wenn wirklich alle elf Dinge eintraten.
Und das war doch unwahrscheinlich.
Er musste nur eine Sache aufschreiben, die wahnsinnig unwahrscheinlich wahr, aber er, falls er es wirklich wollte, auslösen konnte.
Das würde seine Garantie werden.
„Komm spiel mit mir, komm spiel mit mir, bis ich mir dreh' selbst den Strick".
Der Aktivierungsspruch für die Pergamente. Als er noch kleiner gewesen war und sein Vater ihm das erste Mal von ihnen erzählt hatte, hatten sie ihm Angst gemacht.
Etwas, das fähig war, mit einem binden Schwur das Leben eines Menschen zu nehmen...
Er war nicht auf die Idee gekommen, dass der Mensch vielleicht genau das wollen könnte.
Und vor allem hatte er nie gedacht, dass er einmal selbst in eine Situation kommen würde, in der er auch nur das geringste Bedürfnis nach einem dieser Pergamente verspüren würde.
Aber Zeit veränderte Menschen, machte sie unglücklich oder glücklich und am Ende doch jeden kaputt.
Was war nur Zeit?
Ein leises Plopp, dann war er verschwunden.
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𝕥𝕙𝕖 𝕝𝕒𝕤𝕥 𝕕𝕒𝕟𝕔𝕖
Fanfic"ᴰᵘ ˢᶜʰᵘˡᵈᵉˢᵗ ᵐⁱʳ ⁱᵐᵐᵉʳ ⁿᵒᶜʰ ᵈᵉⁿ ˡᵉᵗᶻᵗᵉⁿ ᵀᵃⁿᶻ..." "ᴱˢ ᵗᵘᵗ ᵐⁱʳ ˡᵉⁱᵈ..." Man brauchte elf Striche, um einmal Hangman zu spielen. Dann hing die Figur. Und vielleicht war es irgendwann nicht mehr nur die Figur.... ------- written by tory; finished