WoWa~Jahre später

7. Die Antwort

POV Carag
Plötzlich ging die Tür vom Behandlungsraum auf...
Mein Atem stockte. Plötzlich war all die Angst, Verzweiflung und Traurigkeit zurück, die Holly gerade eben noch erfolgreich vertrieben hatte. Meine Hände begannen wieder zu schwitzen und das Lachen blieb mir im Hals stecken. Meine ganze Aufmerksamkeit lag auf dieser einen Tür.
Die Tür hinter der die Antwort wartete. Ob gut oder schlecht. Ich war bereit es zu erfahren. Dank Holly.
Tikaani, mit Mina im Schlepptau, trat aus der Tür. Genau wie in meinem Traum hielten sie den Kopf gesenkt. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Die Leere, in meinem Herzen, war zurück. Verzweiflung füllte den Platz.
Alle lehnten sich ein Stück weiter nach vorne.
Holly: „Oh, maaaan! Spannt uns doch nicht so lange auf die Folter! Was. Ist. Los?"
Die Spannung im Raum war quasi zum Greifen nah. Holly lehnte sich noch ein Stück weiter nach vorne. Zu weit. Sie fiel auf den Boden. Geschickt rollte sie sich ab und sagte: „Geplant. Aber jetzt saaaaagt!"
Tikaani schaute auf. Genau wie in meinem Traum schaute sie mich an. Doch dieses Mal sah ich das funkeln in ihren Augen und das leichte Lachen von Hollys Tollpatschigkeit.
Tikaani: „Er lebt!"
Erleichtert atmete ich die angehaltene Luft aus. Er lebte! Xamber lebt!
Holly sprang in die Luft. Mia tat es ihr nach.
Holly: „Ich wusste es!!!"
Schon sprang sie zu Mina und umarmte sie stürmisch. Ob sie sich kannten oder nicht, das war Holly egal.
Mia: „Seht ihr? Kein Grund zur Sorge. Hab ich ja gesagt!"
Nimca lehnte sich einfach nur in ihrem Stuhl zurück. Die Erleichterung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre Augen waren leicht glasig.
Mir rollte mittlerweile schon die erste Freudenträne über die Wange. Während ich Tikaani fest in die Arme schloss.
„Danke." flüsterte ich.
Tikaani: „Nichts zu danken."
Tikaani trat wieder ein Stück von mir weg.
Holly schloss alle nacheinander fest in die Arme.
Tikaani: „Was machst du eigentlich hier, Holly?"
Holly: „Mia hat mich vorhin von deinem Handy aus angerufen."
Tikaani: „Soso."
Holly kam bei mir an und umarmte mich.
Carag: „Danke fürs aufheitern, kleines Horrorhörnchen."
Holly: „Hey! Ich bin seit der Schulzeit ganze 3 Zentimeter gewachsen! Ich bin jetzt 1,66 groß!"
Carag: „Bei der alten Urgroßkatze! Du bist ja so groß das du mir bis zum Kinn gehst. Wow."
Holly boxte mich spielerisch gegen den Arm.
Holly: „Wie alt bist du? Neun?"
Carag: „Das musst DU gerade sagen."
Ich hörte eine Tür hinter mir und eine Männerstimme die sich räusperte.
Ich fuhr herum. Ein junger Mann, Breitschultriger, Dreitage Bart, mit braunen Augen und braunen lockigen Haaren stand vor mir.
Carag: „Brandon!"
Erfreut gab ich ihm einen Faustcheck und nahm ihn dann in den Arm.
Carag: „Lass mich raten. Mia hat dich angerufen?!"
Brandon: „Erst mal Hallo. Und ja. Wie geht es Xamber? Warum seit ihr so gut drauf?"
Holly: „Er lebt!!!"
Sie sprang hoch in die Luft und dann in Brandons Arme.
Brandon: „Na Maiskolben sei dank, du kleiner Wirbelwind."
Holly ließ ihn los und schaute ihn gespielt böse an.
Holly: „Jetzt fängst du auch noch damit an! Ich bin grooooß. Ganze 1,66."
Brandon zog verwirrt eine Augenbraue hoch.
Brandon: „Okay."
Sein verwirrtes Gesicht brachte mich noch mehr zum Lachen.
Tikaani: „Woher weißt du das? Also das mit Xamber. Holly wusste es nicht so genau."
Brandon: „Mia hat es mir erzählt."
Carag: „Aha. So genau?"
Ich zog provozierend eine Augenbraue hoch.
Mia: „Hey! Ich dachte es müsste schneller gehen. Doch nachdem ich Holly angerufen hatte war Mina noch nicht da. Also hab ich Brandon noch angerufen und hatte noch Zeit um ihm das ganze zu erklären..."
Carag: „Aha."
Plötzlich räusperte Mina sich hinter uns.
Alle schauten zu der blonden Gazellen Wandlerin.
Mina: „Ich denke es wäre besser euch das ganze etwas genauer zu erklären. Oder?"
Sie schaute Tikaani aus fragenden blauen Augen an. Diese nickte und verschränkte ihre Hand mit meiner.
Tikaani: „Xamber lebt, aber....e...er...."
Tikaani stotterte. Ermutigend drückte ich ihre Hand. In mein Herz hatte sich zwar schon wieder Angst geschlichen, aber ich wollte jetzt wissen was los war.
Holly: „Er lebt, aber....? Er lebt, aber...er ist schwach? Er lebt, aber...es war knapp? Er lebt, aber...es war eine schwere OP? Er lebt, aber...er wird sterben? Bitte nicht. Er lebt, aber...ihm geht es nicht gut? Jetzt sagt schon! Mir fallen langsam keine Möglichkeiten mehr ein."
Tikaani: „Würd ich Ja, wenn du mich mal ausreden lassen würdest."
Holly: „Sorry. Trifft eine meiner Vermutungen zu?"
Tikaani schüttelte den Kopf.
Holly: „Jetzt weiß ich nicht ob ich erleichtert sein oder Angst haben sollen."
Nimca: „Kannst du es uns einfach sagen? Bitte."
Aus Nimcas Stimme hörte man die Besorgtheit. Sie hatte sich seit Stunden nicht mehr bemerkbar gemacht. Wahrscheinlich waren ihre Gedanken noch schlimmer als meine gewesen. Allein bei dem Gedanken an noch schlimmere Gedanken schüttelte es mich.
Tikaani schaute mir noch einmal in die Augen und drückte meine Hand.
Dann begann sie zu reden.
Tikaani: „Also. Xamber lebt, aber er...er...Wolfskacke! Er liegt im...Koma..."
Ich fiel zurück in meinen Stuhl. Koma? Ernsthaft? Das konnte doch nicht wahr sein. Zwei Gefühle durchfluteten mich im gleichen Moment. Erleichterung und Trauer. Erleichterung das er lebte. Trauer das er nicht wirklich lebte.
Nimca: „Was...ist das?"
Brandon: „Das ist wie ein langer Schlaf, oder auch wie längere Bewusstlosigkeit, oder?"
Mina: „Ja. Er wird künstlich ernährt und beatmet. Meistens dauert das ganze nur ein paar Tage. Manchmal Wochen. Und in seltenen Fällen sogar mehrere Jahre. Ich glaube der längste bekannte Fall waren 27 oder 28 Jah...Tut mir leid. Ich wollte euch keine Angst machen."
Sie hatte wohl unsere erschrockenen Blicke bemerkt. Ich war ihr dankbar das sie aufgehört hatte zu reden. Nimca saß wieder in ihrem Stuhl und hielt ihren Kopf in den Händen. Mia saß neben ihr und starrte Löcher in die Luft. Holly nahm Mia fest in den Arm. Während Mina und Brandon nur etwas hilflos Nimcas Schulter tätschelten.
Tikaani hatte mich in den Arm genommen und strich mir beruhigend über den Rücken.
Tikaani: „Das wird schon. Xamber ist stark. Vielleicht ist er morgen schon wieder wach."
Carag: „Ich hoffe es."

Ähm...Ja. Weiß jetzt nicht wirklich was ich dazu sagen soll. Besser als tot.
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