9. Abschied

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POV Carag
Milling ist zurück. Milling ist zurück. Die Worte hallten in meinem Kopf nach und wirbelten sowohl meine Gedanken, als auch meine Gefühle, durcheinander. Allein das Wort Milling löste viel zu viele Gefühle in mir aus. Hass, Wut, Trauer, Angst...Ja, Angst. Angst das er die Familie, die ich gerade gründete, zerstören würde, bevor sie überhaupt ganz da war. Mein erstes Jahr in der Schule, wo ich mich gehen Milling stellen musste, hatte mich mehr mitgenommen als ich mir je eingestehen wollte. Ich hatte viel gelernt. Über mich, über Menschen, über die Welt. Über alles. Ich hatte aber auch viel verloren und Erfahrungen gemacht die ich manchmal gerne auslöschen würde. Mein zweites und drittes Jahr waren zwar auch an manchen Stellen turbulent und auch in diesen Jahren musste ich mich gegen Feinde stellen, aber es war anders. Nie waren meine Familie und Freunde in solcher Gefahr gewesen, wie damals. Nie war die Menschheit so in Gefahr gewesen, wie damals. Ich bin mir sicher das Milling mich nicht töten will, jedenfalls nicht einfach so. Er will mich leiden sehen und er weiß genau das er das schafft, wenn er meine Familie und Freunde auslöscht. Sowohl Pflegefamilie, Tikaani und meine Puma Familie. Er würde mich und meine Familie finden. Er musste mich heute Nachmittag gesehen haben. Wäre ich nicht da gewesen hätte er...Xamber nicht verletzt. Er wollte sehen wie ich litt. Wenn ich hier weg war und Abstand zwischen mich und meine Familie, Freunde bringen würde. Würde er mich und Tikaani erstens nicht finden. Zweitens würde er mich nicht direkt mit dem Tod eines nahestehenden Menschens konfrontieren können und es daher gar nicht erst versuchen. Es war die beste Entscheidung weg zu gehen. Plötzlich wurde mir etwas klar. Um meine Freunde und Familie zu beschützen musste ich mich komplett von ihnen zurück ziehen. Sie durften nicht wissen wo ich war und ich durfte keinen Kontakt mit ihnen haben. Auch nicht mit...Tikaani.
Ich löste mich ruckartig aus der Umarmung und schaute in Tikaanis leicht gerötete Augen.
Tikaani: „Was machen wir jetzt?"
Carag: „Du machst gar nichts. Du bleibst...bei Mia und Nimca. Lebt euer Leben...ohne mich. In Sicherheit."
Tikaani: „Was?"
Carag: „Milling will das ich leide und ich leide nur wenn meine Familie, Freunde und vor allem du leiden. Die Babys sollen eine glückliche Kindheit haben. Das werden sie nicht haben wenn ich bei euch bin. Milling wird sie töten."
Tikaani: „Nein. Die Babys haben keine schöne Kindheit ohne ihren Vater."
Carag: „Du bist wie ein Vater und eine Mutter in einem. Nimca und Mia sind für euch da. Holly und Brandon sicherlich auch."
Tikaani: „Die Babys brauchen nicht Nimca, nicht Mia, nicht Holly und auch nicht Brandon. Carag. Sie brauchen dich. Nur dich. Ich...brauche dich."
Bei uns beiden flossen nun Tränen und jedes ihrer Worte fühlten sich wie mehrere kleine Messerstich mitten ins Herz an. Ich wollte mich doch auch nicht von ihr trennen, aber es ging nicht anders. Ich war eine Gefahr für sie. Eine große.
Tikaani: „W..Wo willst du überhaupt hin?"
Carag: „Keine Ahnung. Einfach weg von hier. Weit weg."
Tikaani: „Lass mich mit. Bitte, Carag. Ich...die Babys...wir brauchen dich verdammt nochmal."
Ich schüttelte nur den Kopf.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
Carag: „Herein."
Brandon streckte den Kopf zur Tür herein.
Brandon: „Holly und ich wollen jetzt gehen. Es ist schon 1:00 Uhr morgens. Nimca und Mia wollen hier in zweiter Gestalt schlafen. Es war ein anstrengender Tag. Ihr solltet auch schlafen gehen."
Carag: „Ja. Mina hat uns angeboten im Gästezimmer zu schlafen."
Brandon: „Gut. Ich hoffe euch geht es jetzt besser."
Carag: „Ja, ihr seit super zum aufmuntern. Danke, das ihr so spät noch gekommen seit."
Brandon: „Ist doch klar. Wir sind Freunde. Na dann. Gute Nacht ihr zwei."
Wir liefen wieder in den Warte Raum und nahmen Brandon und Holly in den Arm. Ich drückte sie länger und fester als gewöhnlich, da mir gerade klar wurde das ich sie nie wieder sehen würde.
Holly: „Seit wann bist du so eine Schmusekatze?"
Ich zuckte nur mit den Schultern und biss mir auf die Zunge. Weinen wäre jetzt nicht so schlau. Das würde nur Fragen aufwerfen.
Brandon: „Bis bald, Freunde."
Holly: „Tschaui! Bleibt nussig!"
Nimca: „Bis bald."
Mia: „Bye."
Tikaani: „Wiedersehen."
Carag: „...Tschüss."
Ich probierte mir das breite Lächeln und den Wuschelkopf von Holly und die breiten Schultern und braunen Augen von Brandon so gut es ging einzuprägen. Die Erinnerung an beide würde für immer in meinem Herzen bleiben. Genau wie die an meine Mutter und Schwester. Von denen ich mich nun verabschiedete. Beide hatten sich schon in Pumas verwandelt. Ich drückte beide an mich und kraulte sie hinter den Ohren.
Nimca: „Alles okay, Carag?"
Carag: „J..Ja. Ich mach mir nur Sorgen um...Xamber."
Was stimmte, doch in Gedanken fügte ich noch ‚und um euch' hinzu.
Ich starrte die zwei Pumas an und probierte mir jedes Detail zu merken. Alles in mich aufzusaugen und in meinem Herzen zu verstauen. Ganze weit drinnen.
Mia & Nimca: „Bis morgen früh."
Carag & Tikaani: „Gute Nacht."
Tikaani und ich liefen die Treppe hoch. Die schwarzhaarige führte mich zum Gästezimmer. Wir legten uns wortlos in das Bett, dass in der Ecke des Zimmers stand. Sonst nahm ich Tikaani immer zum einschlafen in den Arm, doch ich merkte die Spannung zwischen uns und ließ es bleiben. Wie sollte ich jetzt abhauen? Am besten ich warte bis Tikaani schläft und laufe dann zu unserem Auto.
Und wohin dann? Keine Ahnung. Am besten weit weg. Vielleicht Richtung Osten? Zur Blue Reef High? Nein. Dort kannte ich zu viele Leute. Ich musste wohin wo ich noch nie war.
Nach ein paar Minuten stand ich auf. Das Mondlicht fiel durch das kleine Fenster auf Tikaani hinab. Sie schlief. Ihr Gesicht glänzte weiß. Vorsichtig beugte ich mich zu ihr hinab und gab ihr einen sanften Kuss auf ihre Wange. Auch hier merkte ich mir alles. Ihre schwarzen Harre, dunklen Augen und ihr Gesicht. Ihr wunderschönes Gesicht würde ich niemals vergessen. Eine einzelne Träne verließ mein Auge. Kurz schaute ich Tikaani nochmal, ein letztes mal in meinem Leben, an.
„Möge der Mond für dich leuchten." flüsterte ich.
Dann trat ich aus dem Zimmer und schlich die Treppe hinunter.

WoWa~Jahre später Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt