11. Im Regen

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POV Tikaani
Ich hörte ein Motoren Geräusch.
Im Augenwinkel nahm ich gleißendes Scheinwerfer Licht war. Ein, von Tränen erstickter, Schrei. Mein eigener.
Plötzlich spürte ich eine unglaubliche Kraft an meiner Hüfte, die mich zur Seite katapultierte.
Ich klatschte hart auf dem nassen Boden auf. Das Auto brauste hinter mir vorbei und spritze das Wasser einer Pfütze direkt in mein Gesicht. Ich spürte zwei starke Arme um mich, die mich umklammerten. Ein Schluchzen und sandfarbenes, nasses Haar, das von einer Laterne beleuchtete wurde.
„Carag." schluchzte ich unter Tränen und drückte ihn näher an mich.
Erst jetzt realisierte ich richtig das ich gerade beinahe überfahren worden war.
Carag: „T..Tikaani. W..warum bist du über...die St..Straße vors Auto g..gerannt? Warum? Ich will nicht noch..jemanden verlieren den ich l..liebe."
Er schluchzte in mein T-Shirt.
Xamber lebt. Wollte ich sagen, doch ich konnte es nicht. Es kam kein Wort über meine Lippen.
Carag: „Warum bist du nicht bei Mina geblieben? Warum musstest du hinter mir her? Warum bringst du die Zwillinge und...d..dich so in Gefahr. Warum willst du bei mir sein? Warum?"
„Weil ich dich liebe." hauchte ich leise. Der Wind trug die Worte fort und ich bezweifelte das er mich gehört hatte.
Doch plötzlich schaute er auf. Direkt in meine Augen.
Es war als würde die Zeit stehen bleiben. Als würde es keinen Regen geben, keinen Wind, keine Straße, keine Autos, keine Angst, keine Laterne...einfach Nichts. Nur diese grüngoldenen Augen. Aus denen so viel Selbsthass, Sorge und gleichzeitig unendlich viel Liebe quoll.
Carag: „E..es tut mir leid. Ich hätte dich beschützen müssen. Ich hätte dich nachhause fahren sollen, anstatt weg zu rennen. Das ist alles meine Schuld. Alles ist nur meine Schuld. Alles. Ich fahr dich jetzt heim und dann..."
Tikaani: „Nein! Carag, nein. Egal wo du hingehst ich komm mit. Ich folg dir bis ans Ende der Welt, wenn es sein muss auch bis in den Weltraum! Carag, bitte."
Er senkte den Blick und stand auf. Ich sprang auch auf.
Tikaani: „Ich bin gerade nicht fast gestorben weil du da warst! Ich bin gerade fast gestorben weil du NICHT da warst! Du hast mich gerettet."
Carag: „Sag so was nicht."
Tikaani: „Ohne dich...das geht einfach nicht, Carag."

POV Carag
Das war mir einfach alles zu viel. Ich war eine Gefahr. Warum sah sie das nicht ein? Ich drehte mich um.
Bei Tikaani schien eine Sicherung durchgebrannt zu sein, den sie schrie: „Lass mich mit. Ich...Ich...ich werd sonst hier und jetzt auf das nächste Auto warten!"
Die Worte trafen mich wie ein fester Schlag ins Gesicht. Das konnte sie nicht ernst meinen. Das würde sie nicht tun. Das durfte sie nicht tun. Ich drehte mich abrupt zu ihr um. Durch verweinte Augen starrte ich sie erschrocken an.
Carag: „D..das würdest du nicht...das..nein..."
Meine Stimme brach weg.
Tikaani verschränkte die Arme vor der Brust, in ihrem Blick lag trotz.
Tikaani: „Lass es drauf an kommen."
Sie zog eine Augenbraue hoch und schaute mich durch den Regen herausfordernd an. Als ich nicht reagierte drehte sie sich um und lief auf die Straße. Ihre kurzen, nassen Haare wirbelten durch die Luft. Schnell beugte ich mich nach vorne, umfasst ihr Handgelenk und zog sie zurück auf den Gehsteig.
Carag: „Bitte nicht..."
Tikaani riss sich los und schaute mich wieder trotzig an. Plötzlich hatte sie unglaublich Ähnlichkeit mit Holly, wenn man ihr ihre Nüsse weggenommen hatte.
Tikaani: „Versprich mir das du nie wieder ohne mich wegfährst, mich nie wieder alleine lässt und das du mich verdammt nochmal mit nimmst."
Carag: „Aber..."
Ihr Blick war scharf und ließ keine Wiederworte zu.
Carag: „V..Versprochen."
Da kam sie mit zwei großen Schritten auf mich zu und küsste mich vorsichtig. Als sie sich von mir löste, flüsterte sie: „Ich lieb dich."
Carag: „Ich lieb dich auch..."
Tikaani fing an zu weinen.
Carag: „Warum weinst du? Oder besser gesagt..warum weinst du überhaupt? Du weinst so gut wie nie."
Tikaani: „Hormone."
Sie schluchzte und fragte dann: „Carag?"
Ich nickte.
Tikaani: „Es tut mir leid."
Carag: „Was?"
Tikaani: „Das ich gerade vors Auto rennen wollte und dir damit Angst gemacht habe..."
Carag: „Und mir tut es leid das ich alles im Alleingang machen will, aber das liegt nur daran das ich mir solche Sorgen um dich und die Babys mache. Und dann auch noch das mit...Xamber und Milling...Ich hab einfach das Gefühl das ich Schuld daran bin was Milling gemacht hat..."
Tikaani: „Das ist nicht deine Schuld...Vergeben und vergessen?"
Carag: „Vergeben und vergessen."
Ich gab ihr einen zweiten Kuss und meinte dann: „Lass uns lieber ins Auto gehen. Die werdende Mama sollte lieber nicht erkältet sein."
Trotz der ganzen Situation musste Tikaani schmunzeln. Ich nahm ihre Hand. Zusammen liefen wir zu unserem silbernen Auto zurück. Ich setzte mich an den Fahrersitz und Tikaani auf den Beifahrersitz.
Tikaani: „Wo willst du hinfahren?"
Carag: „Ich hab mir überlegt nach Nevada zu fahren."
Tikaani: „Und dann?"
Carag: „Irgendeine Wohnung mieten und mich vor Milling und dem Rest der Welt verstecken."
Tikaani: „Gut, ich bin dabei."
Carag: „Bist du dir sicher?"
Ich schaute ihr direkt in die dunklen Augen. Sie erwiderte meinen Blick und nickte.
Tikaani: „Ja, das bin ich."
Carag: „Aber was ist wenn..."
Ich wollte die Tausend Gründe aufzählen warum ich eine Gefahr war, doch sie stoppte mich mit ihrem Blick.
Tikaani: „Nichts was ist wenn! Ich bin stark, du bist stark. Wir schaffen das. Zusammen?"
Carag: „Zusammen."
Tikaani: „Versprochen?"
Carag: „Versprochen."
Wir lehnten unsere Stirn gegeneinander und schauten uns in die Augen. Was für uns wie ein Schwur war.
Carag: „Für immer?"
Tikaani: „Für immer."
Sie küsste mich sanft auf die Lippen. Was in mir immer noch ein wohliges Kribbeln verursachte.
Ich setzte mich wieder aufrecht hinters Steuer und fuhr los. Richtung Nevada, Richtung neue Heimat, Richtung Zukunft.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 12, 2021 ⏰

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