8. Wir müssen hier weg

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POV Tikaani
Ich löste mich wieder von Carag. Es hat mir weh getan ihm sagen zu müssen das sein Vater im Koma lag, doch zu lügen wäre falsch. Und vielleicht war er morgen ja schon wieder wach. Ich hoffte es genauso sehr wie Carag. Aber im Gegensatz zu ihm wusste ich wie schlimm die Verletzungen waren. Die Operation war knapp und notwendig. Es hatte jede Sekunde gezählt und das machte mir Angst. Mina und ich wussten beide das es sein könnte das das Koma länger dauern wird.
Mina: „Tikaani? Du kennst mich ja. Mein Ritual wartet."
Tikaani: „Alles klar. Viel Spaß."
Mina: „Danke."
Sie lächelte und schloss mich fest in ihre Arme.
Mina ging nach jeder Operation, oder anstrengendem Arbeitstag, eine Runde kicken. Ja, sogar Nachts. Meistens in der Sporthalle in der Nähe, oder am Sportplatz.
Fußball war ihr Leben und sie wollte umbedingt mal eine Mannschaft trainieren. Was aber so gut wie unmöglich war. Da unser Job uns ziemlich einspannte. Zu zweit eine ganze Praxis leiten war schwierig. Wir suchten schon länger nach Woodwalker, Windwalker, oder auch Seawalker die uns helfen konnten, aber wir hatten bisher noch niemanden gefunden.
Hoffentlich fanden wir noch jemanden. Mina war so gut im Fußball. Wäre sie nicht Ärztin geworden, wäre sie wahrscheinlich Fußballerin geworden. Obwohl Lehrerin hätte auch gepasst. Deutsch Lehrerin. Immer wenn ich irgendetwas falsch schrieb meckerte sie. Mina eben. Ich musste schmunzeln.
Plötzlich wurde mir schwindelig. Alles drehte sich und ich spürte einen Tritt im Bauch. Die Babys. Ich klammerte mich an Mina fest. Was nicht sonderlich auffiel, da wir uns immer noch umarmten.
„Was ist?" ihre Stimme klang leicht panisch. Sie drückte mich von sich weg, um mich anzusehen. Ihr Blick war besorgt, doch im nächsten Moment versteinerten ihre Gesichts Züge leicht. Sie setzte ihr Arzt Gesicht auf und schaute auf mein sehr weites T-Shirt, unter dem mein Bauch versteckt lag.
„Babys?" flüsterte sie mir leise ins Ohr.
Ich nickte leicht und verzog das Gesicht.
„Das wird schon. Die kleinen wollen sich halt auch mal bemerkbar machen. Mach jetzt lieber auch eine Pause. Die OP war anstrengend und Anstrengung tut denen da drin nicht sonderlich gut."
Ich nickte wieder.
„Was machen wir mit Xamber?" fragte ich ebenso leise.
Mina: „Er ist stabil. Die Halle ist nicht weit von hier. Sollte er aufwachen bin ich sofort zur Stelle. Mein Handy, mit der Live Übertragung, hab ich. Sollte was sein piepst meine Uhr. Du weißt doch das wir die neuste Technik haben. Das wird schon. Koma ist nicht gefährlich für ihn, nur wenn er aufwacht kann es nochmal rundgehen."
Tikaani: „Ich weiß, ich mach mir nur Sorgen."
Mina: „Ich weiß. Du und Carag könnt heute auch im Gästezimmer schlafen, wenn ihr wollt."
Mina wohnte über der Praxis alleine. Wenn was mit den Leuten war die hier übernachten mussten war sie auch mitten in der Nacht zur Stelle.
Tikaani: „Danke. Du bist die beste und jetzt ab mit dir zum Fußball."
Wir lächelten uns an und umarmten uns nochmal. Früher war ich nicht so der Umarmungs Fan. Aber wenn man in der ganzen Schul Zeit eine Holly um sich rum hatte und fast jeden Sontag mit ihr essen ging...
naja..dann ging das nicht anders. Mina warf sich die Sporttasche über die Schultern, winkte den anderen nochmal zu und verließ dann den Raum.
Holly: „Okay. Leute jetzt erst mal chillen. Das mit dem Koma wird sicher nicht so schlimm."
Brandon: „Genau. Es gibt noch viel schlimmeres im Leben. Wie...Pickel."
„Nicht hilfreich." zischte Holly ihm zu.
Wenn Holly flüsterte war das ungefähr so, als würde ich etwas leiser als normal reden. Also hörte es jeder.
Plötzlich ging wieder der Satz durch meinen Kopf, den ich die ganze Zeit verdrängt hatte: Milling ist zurück.
Ich musste das jetzt Carag erzählen. Jetzt. Schnell zog ich Carag in den Empfangsraum der Praxis.
Carag: „Huch. Nicht so schnell! Was ist? Geht es Xamber schlechter als ihr gerade gesagt habt?"
Ich schüttelte den Kopf.
Tikaani: „Nein. Ich wollte dir eher sagen wie es zu den Verletzungen gekommen ist..."
Carag: „Du weißt das?"
Tikaani: „Wieder nein. Ich erzähl dir's jetzt einfach."
Und so erzählte ich Carag wie ich angegriffen wurde, wie Xamber mich wohl beschützt hatte und wie er schließlich leblos auf dem Boden lag.
Carag hatte Tränen in den Augen und auch meine Augen wurden leicht glasig während ich erzählte, dabei kam die schlimmste Stelle noch.
Carag: „Das heißt er hat dich und die Babys gerettet?!"
Ich nickte. Er legte vorsichtig die Hände auf meinen Bauch.
Carag: „Vor wem?"
Tikaani: „Das weiß ich eben nicht..."
Carag: „Sicher?"
Tikaani: „Naja. Ich kann es nur ahnen. Xamber hat noch etwas zu mir gesagt, bevor er bewusstlos geworden ist."
Carag: „Was?"
Seine Stimme vibrierte leicht.
Ich nahm seine Hände in meine und schaute ihm in die grüngoldenen Augen.
Tikaani: „Bitte erschrick jetzt nicht. Er..er hat gesagt...das..."
Plötzlich fehlten mir die Worte.
Carag: „Sag es einfach."
Nun schaute er mir direkt in die Augen.
Tikaani: „Milling ist zurück."
Carags Augen weiteten sich. Der Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sein Griff um meine Hand war fester geworden und er klammerte sich leicht an mir fest. Es herrschte schweigen. Carag durchbrach es schließlich.
Carag: „Wir müssen hier weg."
Seine Stimme war kaum mehr als ein leichter Windhauch.
Carag: „Wenn er ausgebrochen ist und...Xamber ins Koma befördert hat...Er wird uns finden. Er wollte nicht..Xamber...töten. Nein. Er wollte dich...töten. Die Babys. Tikaani. Wir müssen hier weg."
Erschrocken schaute ich ihn an. Eine Gänsehaut schlich meinen Rücken hinab.
Tikaani: „Aber wir müssen kämpfen. Was ist wenn er einen zweiten Tag der Rache plant? Das wird er sicherlich tun. Er wird die ganze Menschheit auslöschen wollen. Deine Pflegefamilie, wir müssen sie beschützen. Carag. Wir können hier nicht weg. Milling muss hinter Gitter."
Carag: „Nicht wenn du schwanger bist. Du kannst nicht kämpfen. Das ganze ist zu gefährlich. Wir müssen hier weg..."
Tikaani: „Aber..."
Carag: „Tikaani, bitte...Ich mach mir doch nur Sorgen um dich..."
Ich wusste das Carag recht hatte, aber...wir konnten doch nicht einfach alles aufgeben was wir uns aufgebaut hatten. Wir konnten nicht alle im Stich lassen.
Tikaani: „Das brauchst du nicht..."
Carag: „Ich mach mir sorgen um dich, um uns und...um die Babys...Ich liebe dich..."
Das gab mir den Rest und ich nickte leicht. Carag nahm mich fest in den Arm. Doch ich spürte wie er zitterte. Die Worte Wir müssen hier weg brannten sich in meinen Kopf wie ein Albtraum.

WoWa~Jahre später Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt