- 1. Woche später-
Ich sitze schmollend im Auto und sehe die Landschaft am Fenster vorbeirauschen. Meine Mutter und ich fahren bereits seit 2 Stunden und ich beginne einige Dinge in der Umgebung wiederzuerkennen. Das Denkmal an das ich im Sommer immer wandern musste, wenn wir bei meinen Großeltern waren und am Horizont kann man bereits die Sonne untergehen sehen. Schließlich fahren wir durch das große Hoftor meiner Großeltern.
"Benimm dich aber!" , ermahnt mich meine Mutter noch bevor wir aussteigen. Da rennt mir bereits meine aufgeregte Oma entgegen, mit den Worten: " Endlisch soin er do. Loss disch emol ogugge Avasche, du bisch awwer groß geworre!" ( Endlich seid ihr da. Lass dich mal anschauen Avachen, du bist aber groß geworden).
Ich setze mein freundlichstes Lächeln auf und antworte: " Ich freue mich auch hier zu sein." Und umarme sie flüchtig. Meine Mutter wirft mir noch einen letzten mahnenden Blick zu und wir folgen meiner Großmutter in das alte Bauernhaus.
Das Haus an sich ist ja eigentlich ganz schön, mit der kleinen Treppe davor und den dunkelgrünen Klappläden, es liegt nur furchtbar, hier in Arsch-der-Welts-hausen.Trotzdem versuche ich so freundlich wie möglich zu sein und mir nichts anmerken zu lassen.In der Küche sitzt mein Opa bereits am gedeckten Esstisch, er schenkt mir zur Begrüßung nur ein stummes Nicken, welches ich erwiedere. Wir setzen uns und meine Oma beginnt mich und meine Mutter auszufragen.
"Isch hun geheert er bleiben jetzert a Zeitsche do, gell?" ( Ich habe gehört, ihr bleibt jetzt eine Zeit da, stimmts?). " Ja l..." , beginne ich, aber meine Mutter unterbricht mich mit einem Fußtritt unter dem Tisch. "Ja werden wir, ich möchte einfach, dass meine kleine hier eine genauso schöne und sichere Jugend hat wie ich. Ihr glaubt ja garnicht was in der Stadt so alles abgeht" , beendet meine Mutter den Satz. Mit einem Augenrollen schalte ich ab und schaue mich etwas weiter in der Küche um. Alles hier scheint schon etwas älter zu sein und plötzlich fragt meine Oma: " Wu gesche dann uff die Schul jetzert do?"( Wo gehst du denn jetzt auf die Schule hier?) "Ich gehe ab Montag auf den ... wie heißt es doch gleich? " "Auf das Heyerhof Gymnasium" antwortet meine Mutter. Es ist ein Wunder, dass ich dieses Dialekt Gerede noch verstehe.Als ich am Abend im Gästezimmer im ersten Stock in meinem neuen Bett liege, beginne ich zu realisieren, was in den letzten 2 Wochen alles passiert ist. Ich denke an die Party und versuche krampfhaft die Lücke zwischen dem 8. Shot und dem Erwachen im Krankenhaus zu füllen, kriege es aber nicht hin. Warum musste nur dieser blöde Unfall passieren? Und warum schleppt mich meine blöde Mutter deshalb gleich hier her? Ich denke an meine Freunde und werde traurig. So viele Jahre haben wir zusammen verbracht und Scheiße gebaut und jetzt trennen uns 300 km. Ich hole mein Handy aus dem Nachttisch hervor und scrolle durch meine Kontakte, bis zu meiner besten Freundin.
Ich: Ey Ashley das hier is der letzte Dreck...
Ash: Was passiert?
Ich: Ich sterbe jetzt schon vor Einsamkeit und Langeweile.
Ash: So schlimm kanns doch gar nicht sein
Ich: Dooooooch es ist fürchterlich hier. Ab Montag neue Schule gar kein Bock...
Ash: Bah neue leute. Reden die nicht alle dieses Dialekt-gedöns?
Ich: Hoffentlich nicht haha
Ash: No shit du schaffst das.
Ich: Ich hoffs mal... Gute Nacht
Ash: NachtiiiIch lege das Handy zurück und bereite mich seelisch und moralisch auf die neue Schule vor. Dann bin ich wohl die gehasste neue, die alle nur nervt. Am liebste würde ich gar nicht mehr aufstehen. Oder zumindest so lange nicht bis ich von hier wieder weg kann.
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50 Shades of Schorle
RomanceEin absolutes Stadtkind wird von ihrer Mutter aufs Land verschleppt. Warum? Nachdem Ava die Ich-Erzählerin bei einem schweren Autounfall fast gestorben wäre, beschließt ihre Mutter mit ihr zu ihren Großelternzu ziehen und somit auch auf das Land, in...