Kapitel 10

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„Oikawa, willst du nicht so langsam aus dem Wasser kommen?" Iwaizumi richtete seinen Oberkörper auf, so dass er aufrecht auf dem Handtuch saß und zu Oikawa blicken konnte, der sich auf dem beinahe ruhigen Meer treiben ließ.

„Oikawa!" Iwaizumi rief lauter. Jetzt hatte der Junge ihn gehört.

„Ja! Schon gut ich komme schon!"

Er änderte seine entspannte Haltung auf dem Rücken, indem er sich umdrehte und behutsam ein kleines Stück Richtung Küste schwamm, bis seine Füße den weichen Meeresboden berührten. Er trottete das letzte Stück durch das Wasser, bis er vor dem trockenen Sand stand. Das Meereswasser, das durch die leichten Wellen an den Strand gespült wurde, umspielte sanft Oikawas Fußknöchel, während er sich konzentriert, bereit machte, den heißen Sand zu betreten.

Er atmete einmal kräftig ein und betrachtete die Strecke, die er zu Iwaizumi laufen musste, mit einem Blick, dem man kurz vor dem Beginn einer Schlacht aufsetzten würde.

„Alles klar, dann wollen wir mal.", murmelte Oikawa zu sich selbst und setzte einen Fuß auf den vor Hitze flimmernden Sand, der sich vor ihm erstreckte.

„Ehy, Iwaizumi! Es ist gar nicht mehr so heiß!", rief er überrascht in Iwaizumis Richtung, der Oikawa belustigt beobachtete.

„Das wird sich gleich ändern!"

„Was? Ich hab' dich nicht gehört Iwa-chan." Oikawa stapfte nichtsahnenden durch den Sand und bevor Iwaizumi wiederholen konnte, was er eben gesagt hatte, bekam Oikawa die Warnung zu spüren. Seine noch bis eben vom Wasser gekühlten Fußsohlen wurden nun durch die Hitze des Sandes aufgeheizt.

„Oh scheiße!" Oikawa hetzte das letzte Stück mit großen Schritten zu Iwaizumi und warf sich schwer atmend neben ihm im Schatten nieder, der inzwischen von dem Felsen auf die Stelle, an der sie es sich bequem gemacht hatten, geworfen wurde.

„Alles okay?" In Iwaizumis Stimme schwang ein Unterton von Sorge mit.

„Hm, es geht schon." Oikawa lag auf seinem Bauch, seinen Kopf auf den über ihn geschränkten Armen liegend. Er hatte seine Augen geschlossen und bemühte sich seine unregelmäßige Atmung zu kontrollieren.

Iwaizumis Blick ruhte auf dem Gesicht des Jungen, dessen nassen Haare, vor seine Augen gefallen waren. Er drehte sich auf die Seite und stütze seinen Kopf auf seiner linken Hand ab, während er seine rechte Hand bedachtsam auf Oikawa hinzubewegte. Kurz vor seinem Gesicht hielt er inne. Er zögerte einen Augenblick. Sein Herz pochte so stark gegen seinen Brustkorb, dass er fürchtete es würde jede Sekunde aus ihm herausspringen und über Oikawa herfallen. Iwaiuimi zwang sich jedoch aus seiner Starre und berührte sanft mit seinen Fingern die braunen Haare des Jungen vor ihm. Er strich die nassen Strähnen aus seinem Gesicht und wanderte dann mit seiner Hand weiter über Oikawas Kopf bis hinunter zu seinem Nacken. Er betrachte den definierten Rücken von Oikawa und seine Haut, welche durch die kleinen Wassertropfen schimmerte. Der salzige Geruch des Meereswasser und der erdige Geruch des Sandes, der an einigen Stellen seines Körpers klebte, kribbelte ihm in der Nase. Zärtlich strich er mit der Spitze seines Zeigefingers über den Nacken von Oikawa hinunter, weiter über jedes einzelne Element seiner Wirbelsäule.

„Mhm" Oikawas Gesichtsmuskelatur entspannte sich und seine Atmung wurde allmählich regelmäßiger.

Iwaizumi strich weiter behutsam über Oikawas Rücken.

„Hast du Angst?", brach Iwaizumi die Stille.

Oikawa ließ seine Augen geschlossen: „Hm, wovor soll ich Angst haben?"

„Vor dem Tod.", sprudelte es aus Iwaizumi heraus und seine Hand stockte in der Mitte von Oikawas Rücken, als er realisierte was er ausgesprochen hatte.

Am Rande der Welt (Iwaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt