Kapitel 9 - 2.0

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Alex

Grinsend küsst Avery mich und weckt mich mit den Worten „Guten Morgen, Schatz."

Ich lächle über ihre Worte „Nah ...", antworte ich ihr verschlafen und sie legt ihre zierlichen Ärmchen um meinen Hals. Lange und grinsend lege meine Lippen auf die ihre, streichel über ihre Taille und will gerade meinen nächsten Schritt machen und was passiert dann? Richtig ihr Handy klingelt. Wir beide seufze und wissen, dass die aufgebaute Stimmung zerstört ist. „Tut mir leid ... Warte ..." Verdutzt schaut sie mich an, „das ist meine Mum." Ich grinse „perfektes Timing."

Sie nimmt das Telefonat mit einem einfachen „Ja?" An und setzt sich auf. Die Bettdecke rutscht bis zu ihrer schlanken Hüfte und entblößt ihren Rücken.

Sanft lege ich meine Hände an ihre Hüfte und hauche Avery Küsse in den Nacken. Kurz zuckt sie zusammen, kaum merklich, bevor sie zögernd ins Telefon spricht „Was... Oh... Ich weiß nicht... Wie so- was soll ich denn jetzt machen? Mmh okay, das ist – scheiße." Sie legt auf und im selben Moment lässt sie ihr Handy aus der Hand fallen. „Avery?" Versuche ich es vorsichtig. Bis sie anfängt zu hyperventilieren „Oh Gott. Was mache ich den jetzt? Wie soll ich mich jetzt verhalten? Dann muss ich da hin, oder?" Verzweifelt schaut sie mich an „Mensch.. Oh scheiße..." – „Avery hey, was ist denn los? Rede mit mir!" Beruhigend umschließe ich meine Arme um Ihren leicht zitternden Körper. „Mein Stiefvater ist gestorben. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Dann muss ich auf eine Beerdigung und da sind Menschen, die mit mir reden wollen und... was soll ich denn jetzt machen Alex?" Fragt sie verzweifelt. Sanft erwidere ich auf ihre Frage „Hingehen, mit mir kannst du doch auch reden." Immer noch trieft ihre Stimme vor Verzweiflung „Aber ich liebe dich! Da ist es doch viel einfacher!" Murmelnd und immer noch etwas überfordert erwidere ich „Hey, es tut mir unglaublich leid." – „Ist halt scheiße." Antwortet Avery.

Vorsichtig taste ich mich an die Fragen ran, die mir durch den Kopf schießen „Blöde Fragen ich weiß, aber macht dich das traurig oder was empfindest du?" Kurz zögert sie „Ich weiß nicht. Die Zuordnung ist für mich unglaublich schwierig. Außerdem stresst es mich irgendwie einfach unheimlich, da ich nicht beurteilen kann, was ich jetzt machen soll oder besser gesagt, was angemessen ist. Meine Mum weiß das, deswegen ruft sie auch nur an, wenn sie herkommen würde müsste sie mich trösten, nicht du." Ihre Stimme ist leise, eher ein Flüstern. Mit den Worten „Natürlich bin ich für dich da, tröste dich. Ich bin den Freund." Ziehe ich sie näher an mich, um ihr Trost zu spenden, aber auch, um Avery zu zeigen, dass ich da bin. „Ich hasse es. Ich will nicht alleine dort hingehen. Dann steh ich dort, emotionslos, und keiner wird mich verstehen."

„Bescheuert. Das ist deine Familie, die sollten dich am besten verstehen." Leichte Bedrücktheit liegt in meiner Stimme, da ich es nicht fassen kann. Wie kann ihre eigene Familie sie nicht versteh?"

„Pff, als ob die irgendetwas verstehen würden." Erwidert sie auf meine Frage mit einer Belebtheit, die ich von ihr nicht kenne. Mit einem Ruck zieht sie die Bettdecke über ihren wunderschönen Kopf und lässt sich zurück, nach hinten, auf das Bett fallen. Ich beschränke meine Reaktion darauf, ihr Gesicht von der Decke zu befreien, sie zu küssen und mich zu Avery zu legen. Avery reicht diese Geste der Zärtlichkeit, denn ich sehe so etwas wie Dankbarkeit in ihren Gesichtszügen und in ihren Augen. Ein „Ich liebe dich." Murmelt sie und ich ziehe Avery noch näher an mich. „Wie ist es bei dir? Normal?" Frag ich sie, um sie etwas abzulenken. „Nee, ich Check nicht wirklich, wenn ich verliebt bin, normalerweise. Meistens erst, wenn ich die Person küsse oder, aber du warst da von Anfang an anderes. Ich kann es nicht wirklich beschreiben." erklärt sie mir, etwas zaghaft.

„Süß." Antworte ich knapp.

„Ist es? Okay." Damit kehrt eine kurze Zeit Stille ein und jeder hängt in seinen Gedanken.

„Kannst du mitkommen?" Bricht ihre Stimme die Stille. „Auf die Beerdigung?" Sie nickt. „Dicka, dann treff ich deine Eltern die werden mich hassen." Versuche ich, mich vielleicht doch drücken zu können. „Ich weiß, das werden sie wahrscheinlich auch, aber es ist mir egal. Ich kann dort nicht alleine hin. Ich geh dort hin, die sehen mich und dann werde ich versuchen das Weite zu suchen. Gefühlssachen sind nicht so mein Ding." Erklärt Avery mir. „Ja, ich weiß" grinse ich sie dumm an. „Bitte", bettelt sie. „Na gut." Wie könnte ich bei ihr auch nicht nachgeben. „Danke." Avery küsst mich, kuschelt sich an meine Brust und was mache ich, ich seufze und gebe ihr endlich eine Antwort „Ich liebe dich auch."

Der Tag der Beerdigung ist warm und sonnig, als würde dieser Schönwettertag dieses Scheiß Ereignis damit besser machen. Mal ernsthaft muss die Natur so ein gemeiner Bastard sein?

Avery umklammert meine Hand. Vielleicht umklammere ich auch ihre, so genau weiß ich es nicht. Zwei Sachen sind heute aber unausweichlich. Erstens, ich werde ihre Eltern kennenlernen und zweitens, sie werden mich safe nicht mögen. Avery meinte mal, sie waren noch ganz gechillt, als sie meinte, sie würde mich mitbringen, aber dann haben sie mich gegoogelt,... Na ja das kann was werden.

Kurz vor einer Menschentraube bleibt sie stehen und lehnt sich an irgendeine Hauswand „Egal, was dort gleich passieren mag und wie sie mit dir reden. Tu mir ein Gefallen:"sie schaut mir eindringlich in die Augen und ich sehe ihren Willen darin, dass ich genau das machen soll, was sie gleich sagen wird „- ignoriere es. Sie mochten noch nie irgendwelche Partner von mir." Zum Ende müssen wir beide etwas Schmunzeln, denn Averys Eltern werden auch mich nicht mögen, was mir aber sooo egal ist, denn ich liebe sie. Mit einem kurzen Kuss auf die Stirn gebe ich ihr mein stilles Versprechen. Doch eines kann ich mir nicht verkneifen „Du machst es halt auch nicht besser. Setzt denen einen ü 30 Gangsterrapper vor die Nase." Ihr Grinsen wird breiter, genau wie meines.

„Du bist der Beste." Sagt sie liebevoll und küsst mich. In den Kuss muss ich rein schmunzeln „Danke, das pusht mein Selbstwertgefühl total." – „Nicht wahr? Ich sollte Motivationsredner werden." Kurz lachen wir, bis sich ihr Blick etwas versteinert „Oh meine Mutter kommt." Murmelt sie und sofort werde auch ich ernster. Ein leises „Oh Gott, es geht los... "Verlässt meine Lippen

„Hey Mum", sagt Avery etwas sehr monoton zu der Frau, von der ich nicht gedacht hätte, sie sei ihre Mutter, die vor uns steht. Sie sieht so gar nicht aus wie mein Mädchen. Die Frau hat hellbraunes Haar, viel blassere Haut und braune Augen. Ein „Hi" hat irgendwann meine Lippen verlassen, da ich nicht weiß, was ich sagen soll.

Mit einem Zwinkern sagt Averys Mutter ein leises „Besser als die Letzte", aber dennoch in dem Bewusstsein, dass ich es höre. Meinem Mädchen sieht man an, dass es ihr peinlich und unangenehm ist. Es entwickelt sich dennoch etwas Small Talk zwischen den beiden und ich steh wie ein Depp daneben. Doch man spürt eine gewisse Kälte zwischen den Frauen.

„Tut mir leid." Ist der erste Satz von Avery, als ihre Mutter außer Hörweite ist und sich zu anderen Gästen gesellt, um mit ihnen zu trauern. „Besser als die Letzte." Murmel ich lachend. „Waaaarte was? Die?" Frag ich voller ernst. Von Avery kommt nur ein trockenes „Ich bin bi." Ich antworte mit einem nachdenklichen „mmh". Die Frau neben mir muss schmunzeln „Denkst du, ich könnte dich für ein Mädchen verlassen oder was" etwas Belustigung schwebt in ihrer Stimme mit. „Schon, aber für nen anderen Mann ist, glaub ich, schlimmer." Erwidere ich tot ernst. Sie muss über meine Antwort lächeln.

Bis ihr Gesicht plötzlich ernst wird und in ihren Augen etwas auftaucht, was ich bei ihr noch nicht gesehen habe. „Ja, wahrscheinlich. Kannst du mich in den Arm nehmen?

So langsam kommt doch etwas wie Trauer in mir hoch." Averys Stimme ist kratzig zum Ende hin. Wortlos schließe ich sie in meine Arme. Ihr Kopf bettet sich auf meine Brust und meine Arme streicheln beruhigend hoffentlich ihren Rücken auf und ab.

Es war Trauer.

2.0 No words needed [LX]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt