10~ Verwirrung

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C A T H Y S P . O . V

~

Minze.
Ich roch Minze neben mir.
Ich lag in einem sehr weichen Bett und war zugedeckt mit einer großen, schweren Decke. Ich wollte weiter schlafen, bis ich merkte, dass ich garnicht in meinem Schlafsaal sein konnte. Die Decke hier war schwerer und es roch anders. Angenehm, aber anders.
Verschlafen öffnete ich meine Augen und setzte mich auf. Mein Kopf dröhnte und mein Blick war verschwommen. Als er sich langsam schärfte blickte ich mich um.
Wo war ich?
Da regneten die Erinnerungen von gestern Nacht wie ein Platzregen in mein Gedächtnis.
Mir stockte der Atem, als mir klar wurde wo ich war.
Ich lag in Draco Malfoys Einzelzimmer.
Er hatte eins, auf den dringlichen Wunsch und für eine hohe Summe Geld, von seinen Eltern bekommen.
Dann sah ich ihn.
Neben mir lag der Slytherin.
Schlafend.
Er lächelte verträumt.
Wovon er wohl grade träumte?
Nein! Das interessiert mich nicht!
Ich schüttelte verwirrt den Kopf und stand leise auf. Barfuß tapste ich aus seinem Zimmer, raus auf die Korridore.
Es schien wohl noch sehr früh zu sein denn ganz Hogwarts schlief noch, bis auf ein paar Ratten und mrs. Norris.
Ich eilte in meinen Schlafsaal und kroch unter meine eigene Bettdecke.
Mich hatte niemand bemerkt und offenbar auch nicht das ich überhaupt weg war.
Verwirrt über das Vergangene fing ich also an, langsam meine Gefühle zu sortieren und zu verstehen was gestern Nacht passiert ist.
Ich kam auf keinen Grund, weshalb Malfoy mich getröstet hatte und mich in seinen Armen schliefen lies.
Vielleicht...
Nein, ich hatte wirklich keinen Schimmer und war auch zu müde um weiter darüber nachzudenken.
Also schlief ich verwirrt wieder ein.

-

Als ich aufwachte war unser Schlafsaal schon leer. Es war wohl schon recht spät.
Ich zog mich also an und machte mich auf den Weg zum Frühstück.
Kurz vor der großen Halle wurde ich am Handgelenk gepackt und hinter einen Vorsprung gezogen.
Erschrocken entriss ich mich aus dem Griff und sah nach oben in Malfoys Augen.

„Wir sollten reden."
„Worüber?" ich blickte auf den Boden.
„Wieso bist du heute morgen gegangen?" fragte mich Malfoy mit deutlich hörbarer Enttäuschung in der Stimme.
Ich machte meine Augen groß und sah ihn an.
Unkontrolliert kamen die Worte aus meinem Mund.

„Also erstens, weil wir uns überhaupt nicht kennen! Zweitens, weil wir uns eigentlich nicht mögen und was das gestern Nacht war weiß ich nicht. Und drittens, weil ich nicht im Bett einer Person schlafen will die ich nicht leiden kann und auch noch in SLYTHERIN ist!" mit herablassendem Ton in meiner Stimme kränkte ich den großen, blonden, verletztlichen, Jungen.
Seine Mimik änderte sich schlagartig. Von fragend, zu wütend und er machte einen großen Schritt nach hinten.

„Also, wenn das so ist... dann lass doch den 'bösen' Slytherin einfach in Ruhe!".
Er sah mich so wütend an, wie noch nie, drehte mir seinen Rücken zu und verschwand.
Verdutzt stand ich da.
Was hatte ich denn jetzt getan?
Still ging ich also in die große Halle und setzte mich zu meinen Freunden, die den Anschein machten bereits gegessen zu haben.
Ich tat mir ein Käsesandwich und drei Muffins auf den Teller die ich in weniger als drei Minuten verputze.

„Du hast aber lange geschlafen heute."
May sah mich hochgehobener Augenbraue an.
„Ja, hab heut Nacht nicht gut geschlafen."
„Ist denn alles in Ordnung?" fragten mich Fred und George besorgt.

NEIN!

„Ja, alles bestens." Ich lächelte meine Freunde an, hielt mich aber aus ihrem Gespräch raus.
Ich bekam einen zweifelnden Blick von May, sie sagte aber nichts.
Meine Gedanken schweiften ab und ich dachte an Lillith.
Sie hatte es nicht verdient zu sterben. Sie war lieb, und die tollste Schwester die ich mir hätte vorstellen können.
Was hätte ich tun können, um sie zu retten? Ich weiß es nicht.
Und dann die Nacht mit Draco. Ähm, ich meine Malfoy.
Wieso war er so nett zu mir?
Auf diese Fragen gab es keine Antworten, also hörte ich auf, mir darüber den Kopf zu zerbrechen.

Als ich mit dem Essen fertig war verließ ich gedankenverloren den Tisch und machte mich auf den Weg in unseren Schlafsaal. Mein Blick schweifte einmal aus versehen zu den Slytherins. Ich suchte unbewusst nach Malfoy und hörte ihn, lauthals mit Blaise über die Gryffindors lästern.
Er sah, dass ich zu ihm sah und flüsterte Blaise etwas ins Ohr. Dann fingen die beiden lauthals an zu lachen und sahen zu mir. Ich bekam einen bösen Blick von Malfoy, drehte ihm daraufhin den Rücken zu und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.
„Cathy! Was ist los?" rief mir May von hinten zu.
„Nichts alles bestens, ich gehe nur in unser Zimmer, lesen. Ich bin kaputt." rief ich zurück und hoffte man hörte nicht die Gebrochenheit in meiner Stimme.
Ich wurde schneller, lief in unser Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu.
Meine Gefühle überwältigten mich und ich wankte weinend zur Wand. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen sie und rutschte runter auf den Boden.

Fuck.

Es lag ja nicht mal an Malfoy, sondern daran, dass wegen letzter Nacht, alles mit meiner Schwester hochkam und ich alle Erinnerungen noch einmal vor Augen hatte.
Alle unsere Geburtstage, unsere Urlaube und wenn wir unseren Eltern selbst erfundene Lieder vorsangen.

Ich weinte und weinte und wünschte mir insgeheim jemanden bei mir zu haben.
Wie bewältigt man Trauer?
Wie überzeugte ich mich selbst davon, nicht am Tod meiner Schwester schuld zu sein?
Wieder Fragen ohne Antworten.
Mein Schluchzen wurde leiser, bis es endlich aufhörte.

-

Ich öffnete meine Augen.
Ich musste wohl eingeschlafen sein.
Ich saß immer noch auf dem Boden eingemummelt.
In dem Moment, als ich wieder aufstand, besagte ich mir, mir keine Vorwürfe für mehr für Lilliths Tod zu machen und keinen Gedanken daran zu verschwenden. Ich wusste, es war dumm es zu verdrängen, aber ich hatte keine andere Möglichkeit.
Ich setzte mich vor meinem Spiegel und versuchte zu lächeln.
Mein Blick ähnelte allerdings eher dem Gesicht eines Zähne fletschenden Hundes.
Egal.
Gute Laune breitete sich in mir aus und verdrängte die Schuldgefühle und Trauer gegenüber meiner Schwester und Malfoy.
May kam ins Zimmer und setzte sich neben mich.

„Na, alles gut?"
Ich versuchte zu grinsen, schaffte es allerdings nur halbherzig.
„Ja!" lächelte ich May an und sie lächelte zurück.
Hatte sie etwa bemerkt, dass ich weg war? Schien nicht so.
Womit hatte ich so eine Freundin verdient?
Sie erzählte mir steht's alles und ich?
Ich konnte ihr nicht von der Nacht mit Draco erzählen!
Sie würde nicht mehr mit mir befreundet sein wollen, weil ich nicht zu ihr gekommen bin, als es mir schlecht ging!

„Komm wir wandern ein bisschen durchs Schloss... hast du Lust?"
„Aber immer doch!" und Hand in Hand liefen wir durch die Gänge und Korridore und unterhielten uns über alles mögliche.
Alles.
Bis auf Lillith und Malfoy.

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