Kapitel 5

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Die Neonlichter flackerten in meinem Auge und augenblicklich drang mir der Schweiß und übertriebene Parfüm Geruch in die Nase nachdem ich die ersten Schritte in den überfüllten Club gemacht hatte.

Keine Ahnung warum ich hier war. Schon zuhause hatte ich nicht wirklich Lust zu feiern. Immerhin gab es dafür auch keinen Grund, aber ich dachte, wenn ich hier wäre würde es anders sein. Tja, falsch gedacht. Genau jetzt hatte ich eher das Verlangen so schnell wie möglich wieder den Rücktritt anzutreten. Allein schon durch den schmierigen Typen direkt am Eingang der mich so anschaute, als wäre ich eine Prostituierte, die mich nur nach ihm sehnte. Jedoch müsste ich bei diesem Typen dann auch noch Schmerzensgeld verlangen so wie er aussieht.

Ich wollte nicht das Geld verschwenden und einfach wieder aus dem Club flüchten, weshalb ich mir selbst einfach mal sagte, dass es schon gut werden würde. Nico war ja nicht hier um es mir zu sagen.

Ein Lächeln huschte mir kurz über die Lippen als ich wieder daran zurückdenken musste. Als ich ungefähr 17 war, ist eines Tages mein Vater wieder für eine Woche nachhause gekommen und meinte, dass ich langsam mal einen Jungen finden sollte, bevor ich noch alleine sterben würde und dass Nico ja der perfekte Mann dafür wäre, um mich vor dieser Zukunft zu bewahren. Klar, es war mein Vater dessen Worte ich nie wirklich ernst nahm, doch trotzdem war es mein Vater der mir das sagte. Es war einfach so, als hätte er mir damit sagen wollen, dass ich hässlich und unbrauchbar war. Eben ein Mensch, den man nicht haben wollte. Wäre es von einer fremden Person gewesen, wäre es nur halb so schlimm gewesen, aber es war mein Vater der auch noch ein Teil der Familie ist, so traurig es auch ist. Danach war ich wirklich niedergeschlagen und Nico hat mich zu einer Party geschleppt. Ich wollte dort nicht sein und war wie jetzt am Eingang schon so weit, wieder den Rückweg anzutreten. Doch mein bester Freund hielt mich an meinem Arm fest und sagte mir noch, dass es gut werden würde.

Deshalb sprang ich jetzt einfach mal über meinen Schatten und bewegte mich auf den einzig freien Platz an der Bar zu. Lustlos sackte ich auf dem Barhocker nieder der zwar ein bisschen versifft war, mir jedoch jetzt vollkommen egal solange es trocken war. Ich saß einige Stunden dort auf dem schmierigen Barhocker und trank einen Trink nach dem anderen. Öfters sah ich auf die Tanzfläche und überlegte, ob ich mich doch langsam darauf begeben sollte, verwarf diesen Gedanken dann aber genau so schnell wieder, wie er mir aufgekommen war.

Ich saß lieber noch länger hier auf diesem ekelhaften Hocker in diesem abartig riechenden Club und trank diese überteuerten Getränke, was ich zu Hause eigentlich auch machen konnte. Da hätte ich mich wenigstens bis in die Besinnungslosigkeit getrunken. Das konnte ich sogar alleine in Ruhe machen. Annalise hat sich ja zum Glück schnell verpisst.

Ich hockte da an der Bar und dachte über mein Leben nach. Mein Resultat war: Ich kann mich gerne töten. Schließlich hatte ich nichts und niemanden mehr. Mein bester Freund ist abgehauen ebenso wie meine Stiefmutter, mein Vater und Mutter. Was gibt es schöneres, als zu wissen, dass man selbst alle vergrault hat?

Ich war nun bereits seit einer Stunde in dem Club und hatte mir merkbar etwas angetrunken. Es würde mich nicht stören, auf dem Nachhauseweg zu sterben. Zumal ich mir schon die ganze Zeit Gedanken darüber machte, wie ich am liebsten sterben würde. Trotzdem wollte ich nicht noch auf dem Weg vergewaltigt oder ausgeraubt werden, also sollte ich mich langsam auf den Weg machen.

Ich war gerade dabei den Barkeeper zu mir zu rufen, damit ich bezahlen konnte, da setzte sich ein blondhaariger Mann mitte-ende Zwanzig zu mir. Es war schwer, sein richtiges Alter herauszuraten. Er setzte sich neben mich und sprach mich mit einem angeheiterten Lächeln an "Warum willst du den jetzt schon gehen?", seine Stimme war tief und etwas herrisch.

Er hielt mich am Arm fest, damit ich nicht aufstehen konnte. Ich fand es schon etwas komisch, wie sich dieser Typ verhalten hat, aber da hat er mich eben im perfekten Augenblick getroffen. Ich fühlte mich alleine und war glücklich, dass sich jemand zu mir gesellte. Also blieb ich ruhig sitzen und ging ein Gespräch mit dem Typen ein, der noch recht nüchtern schien.

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