Kapitel 8

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"Ihr scheint euch zu kennen.", die Stimme von Dorson klang allein schon bei diesen Worten provokant wie auch misstrauisch. Sofort schossen mir zwei Möglichkeiten in den Kopf. Entweder er hatte mich beobachtet und wusste damit auch davon, dass Raphael was mit mir zu tun hatte oder ich schaute meinen Arzt zu böse an. Zwar wäre das für normale Menschen kein Grund, um misstrauisch zu werden. Jedoch muss man an dieser Stelle bedenken, dass Dorson der letzte Mensch auf diesem Planeten war, der als normal durchgehen konnte.

Ich versteifte meinen Körper, allerdings nur für wenige Sekunden bevor ich wieder meine erschöpfte Lage einnehmen konnte. Zwar war allein schon meine Reaktion auf diese Frage suspekt, doch die von Raphael war auch nicht gerade üblich. Wie auch ich hatte er sich verspannt und meinen Blick fast schon im gleichen Augenblick gesucht. In einem Augenblick, in dem er mich so warnend ansehen konnte, dass mir bereits in dieser kurzen Zeit bewusst war, was er mir damit sagen wollte.

Ich sollte ruhig sein.

Kurz drehte Raphael seinen Kopf von meiner Hand weg um zu Dorson zu sehen. "Nein, wieso?", die Antwort war trocken gesagt, wobei dennoch ein Hauch von Verwunderung mitschwingen konnte. Ich bete in meinem Inneren, dass Dorson es dabei belassen würde, wusste aber bereits als ich dieses Gebet fasste, dass es nicht so sein würde.

Ich hielt meinen Blick weiter steif auf meine Hand gerichtet und beobachtete wie Raphael den Verband weiter seelenruhig um meine beiden Finger wickelte. Ich lauschte den Atemzügen, die um mich herum gemacht wurden und durch diese kahlen Wände widerhallten. Doch diese Geräusche waren nicht annähernd genug um das skeptische Gemurmel von Dorson zu übertönen. Noch weniger seine Stimme endlich nicht mehr in meine Ohren dringen zu lassen.

"Wirklich?", kam es unglaubwürdig von Dorson. "Ihr wirkt aber so.", kurz schielte ich zu ihm rüber. Seine Hand war überlegend an sein Kinn gelegt, während seine Lippen wie auch seine Augenbrauen genau diesen Ausdruck noch mehr unterstrichen.

"Und wie sehen wir aus?", fragte Raphael weiter neutral, während er bereits eine Klammer für meinen Verband aus seiner Tasche fischte.

Wieder einmal entfiel Dorson ein überlegendes Murmeln. "Keine Ahnung... Fast so als hättet ihr euch schon mal gesehen. Weißt du, Gänschen", drehte Dorson seinen Kopf extra zu mir, um mir klar zu machen, dass wirklich ich mit diesem dummen Spitznamen gemeint war. "Ich bin ein sehr guter Menschenkenner. Das muss ich schließlich bei dieser Branche. Daher erkenne ich auch sehr schnell wenn etwas nicht stimmt. Obwohl das bei euch beiden auch jeder Blinde erkennen könnte.", grinste er in die Richtung von Raphael, der überhaupt nicht zu ihm gedreht war. "Also, Gänschen, sag mir doch bitte ob du diesen Mann vor dir schon einmal in deinem Leben gesehen hast und in welchem Zusammenhang.", sprach er wieder zu mir, als sei ich ein kleines Kind, dem man es noch ganz langsam erklären müsste.

Verwirrt zog ich meine Stirn zusammen. Was wollte er denn bitte jetzt von mir wissen? Und was sollte ich überhaupt sagen? Kurz schielte ich hilfesuchend zu meiner Rechten herüber zu Raphael. Doch dieser schaute gelangweilt in die Richtung zu Dorson. Ich musste schnell improvisieren, denn die Wahrheit könnte ich ihm niemals sagen. Am Ende hätte ich auch noch ein Problem mit Raphael und mit ihm würde ich mich nicht ein zweites Mal freiwillig anlegen. Ebenso würde ich echt ungern wissen wollen, wie die anderen Frauen hier in diesem Raum dann zu mir sein würden. Würde es schlecht ausgehen, würden sie noch denken, dass ich die Schlampe von Raphael war und mich dann dafür auslachen, dass ich hier drin sitze und auf meinen Kauf warte.

Da kam mir eine Idee!

"Was bekomm ich denn dafür, wenn ich es dir sage?", fragte ich arrogant und setzte einen passenden Blick dafür auf.

Amüsiert verzog Dorson sein Gesicht. "Gute Frage.", überlegend legte er seinen Daumen und Zeigefinger an sein Kinn und tat allein Ernstes so, als müsste er noch darüber nachdenken, was der mir für die Antwort geben würde. Man merkte jedoch ganz genau, dass ihm schon klar war, was ich bekommen würde. Dieses Schauspiel, das er gerade machte, sorgte lediglich dafür, dass er noch unsympathischer auf mich wirkte als ohnehin schon. "Ich hab's!", schnipste er mit seinen Fingern. "Sauberes Wasser.", begeistert nickte er und versuchte vermutlich damit mir diesen Deal noch anreizender zu machen, wobei in mir die Abscheu nur noch mehr anwuchs.

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