Scope

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Heute war ein langer Tag für Scott gewesen. In der selbstgegründeten Sicherheitsfirma war heute wieder Schreibtischtag für ihn gewesen. Er schob seinen Papierkram nämlich immer wieder auf, aber heute hatte er sich leider damit beschäftigen müssen. Als Hope gestern davon erfahren hatte, hätte sie ihm deswegen fast den Kopf abgerissen. Dann war ein 23 Minuten langer Vortrag über Verantwortungs- bewusstsein gefolgt. Da Scott es nicht mochte, wenn Hope sauer auf ihn war, hatte er sich ihr zuliebe darum gekümmert.

Als er das gemeinsame Haus betrat, erblickte er Hope, die sich an den Esstisch lehnte und ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Sofort sagte er stolz: "Ich habe mir deinen Vortrag zu Herzen genommen und habe mich heute mit dem Papierkram beschäftigt. Anscheinend war es wirklich notwendig, denn ich bin immer noch nicht fertig, trotz meiner Überstunden. Also hast du recht und ich nicht. Alles wie immer." Das brachte Hope zum Lächeln und sie antwortete: "Da hast du recht. Was würdest du wohl ohne mich machen? Ohne jemanden, der dir mal ordentlich die Meinung geigt?" "Vermutlich hätte ich keinen Job, wäre obdachlos und dürfte Cassie nicht sehen. Vielleicht wäre ich dann jetzt gerade im Knast.", gab Scott zu.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Es war der Pizzalieferant mit zwei Pizzen. Sie beide mochten es nicht zu kochen, wenn sie kochten, dann zu zweit. Wenn Cassie da war, wurde eigentlich auch immer gekocht, da diese nichts von Bestellen hielt. Aber da er heute so lang gearbeitet hatte, wurde das mit dem zu zweit kochen nichts. Da doch lieber die große Pizza mit extra Käse und Käserand. Hope wusste einfach, was er brauchte. Gemeinsam setzten sie sich aufs Sofa und schalteten den Fernseher an.

Zwei Stunden später schaltete Hope den Fernseher aus und beide gingen nach oben, um sich umzuziehen und die Zähne zu putzen. Eng aneinander geschmiegt schliefen sie ein, Hope lag in Scotts Armen.

Um fünf Uhr morgens riss Scotts klingelndes Handy die beiden aus dem Schlaf. Völlig verschlafen nahm Scott den Anruf an: "Was'n los? Wer stört so früh?" Plötzlich hörte er die aufgeregte Stimme von Luis: "Ey, Scottie! Was geht ab, Mann." Schlecht gelaunt antwortete Scott: "Woher soll ich wissen, was los ist? Du hast mich angerufen." "Ach ja, stimmt. Ich wollte fragen, ob du mal schnell in die Firma kommen könntest. Es ist super mega volle Kanne wichtig. Wegen dieser Sache." "Und es kann nicht bis nachher warten?", fragte Scott. "Nein, das ist ein einmaliges Angebot. Das heißt jetzt oder nie. Heute oder nie wieder.", sagte Luis und Scott unterbrach ihn, ehe er noch hundert weitere Vergleiche bringen würde: "Ja, ja. Habs verstanden. Ich bin in einer Viertelstunde da."

Er wandte sich Hope zu, die während seines Telefonats aufgewacht war. Als sie ihn fragend ansah, sagte er: "Luis braucht Unterstützung in der Firma. Ich fahr hin. Du kannst dich wieder schlafen legen." Hope war so müde, dass sie keine Fragen stellte und sofort wieder einschlief. Scott zog sich währenddessen an und stieg in sein Auto, um zur Firma zu fahren. Als er den Laden, den sie für ihre Firma gemietet hatten, betrat, kam ihm Luis entgegen. Sofort packte dieser ihn am Arm und zog ihn mit sich.

"Was soll das denn jetzt?", fragte Scott etwas überrumpelt. So ganz war er immer noch nicht wach. Luis antwortete: "Wir treffen uns mit einem meiner Cousins in dem kleinen Diner. Du bezahlst übrigens. Aber den Ring, den er hat, der ist einfach perfekt." Scott überlegte kurz, ob er was sagen sollte. Er kam zu dem Schluss, dass es keinen Sinn hätte, zu widersprechen. Vielleicht war es ja dieses Mal der perfekte Ring. Es war bereits der fünfte Anlauf, um den perfekten Ring für Hope zu finden.

Schließlich betraten die beiden das Diner. Luis scannte kurz den Raum und zog ihn dann zu einer Sitznische. Der Typ, der dort saß, überraschte Scott. Er hatte einen von Luis typischen Cousins erwartet. Eher unordentliche Kleidung, ein Kindskopf und genauso eine große Klappe wie Luis. Doch der Typ war ordentlich gekleidet, er trug sogar einen Anzug. Als Luis und Scott stehen blieben, erhob er sich sogar und schüttelte ihnen die Hand.

Als sie sich setzten, begann der Fremde direkt zu sprechen: "Also Mr. Lang, mein Cousin meinte, dass sie einen Verlobungsring suchen. Ist dies korrekt?" Scott, der immer noch vom Aussehen und Verhalten des Mannes verwirrt war, brauchte kurz, um zu antworten: "Ähm ja, das ist korrekt. Aber ich möchte den perfekten Ring. Was sich als schwer zu erreichen herausgestellt hat. Wie heißen sie eigentlich? Oh, und sie können übrigens Scott sagen." Der Fremde nickte kurz und sagte: "Nenn mich Paul. Also, hier ist der Ring." Paul zog ein kleines Kästchen aus der Innentasche seines Jacketts.

Als Scott das Kästchen öffnete, erstarrte er. Der darin liegende Ring war wunderschön. "Der ist es.", sagte Scott, "Das ist der perfekte Ring. Hope wird ihn lieben." Paul nickte wieder ernst und meinte: "Gut, schließlich ist es mein Beruf. Kommen wir zum Preis. Genau 251,48$ und zusätzlich 41,21$." Sofort zog Scott 300$ aus der Hosentasche. Die 300$ waren der von ihm geschätzte Preis. Er reichte Paul die Geldscheine und meinte, dass dieser den Rest behalten solle. Dann steckte er den Ring in seine Jackentasche. Mittlerweile hatten alle drei fertig gegessen und so verabschiedeten sie sich voneinander.

Auf dem Weg zurück zum Laden quasselte Luis ihn wieder voll und wollte unbedingt wissen, wie Scott den Antrag machen wollte und wo. "Luis, das hatten wir doch schon. Ich will es niemandem verraten und vor allem keiner Quasselstrippe wie dir. Wir beide wissen schließlich, dass du es nicht für dich behalten könntest." Luis sah aus, als wollte er widersprechen, schien es dann aber doch einzusehen. Am Laden angekommen wollte Scott sich verabschieden, doch Luis meinte verwirrt: "Was machst du Kumpel? Wir machen in 10 Minuten den Laden auf." Das hatte Scott auch bemerkt und betrat seufzend den Laden. Heute war noch ein Schreibtischtag.

***Zeitsprung: 4 Tage später***

Heute war es so weit. Scott stand vor dem Spiegel und versuchte sich selbst Mut zuzusprechen. Eigentlich war alles perfekt geplant. Heute war ihr Vierjähriges. Er hatte ein Essen im Freien geplant. Es würde ein Drei-Gänge-Menü mit Hopes Lieblingsessen geben, mit Spargelsuppe, Trüffelpasta mit viel Käse und dunkler Schokomousse. Er trug ein weißes Hemd und eine schicke, schwarze Hose. Scott atmete noch ein letztes Mal tief ein und ging dann die Treppe runter.

Hope trug ein blaues Oberteil und eine schöne dunkelblaue Jeans. Sie hakte sich bei ihm ein und zog ihn zum Auto. Er fuhr, da Hope nicht wusste, was er geplant hatte. Nach einer halben Stunde erreichte er den Park, wo das Essen geplant war. Das Restaurant, das kochen würde, war 40 Meter entfernt. Beide setzten sich und sofort kam ein Kellner, der nach den Getränken fragte. Nach kurzer Zeit kamen die Getränke und die Vorspeise ließ auch nicht lange auf sich warten.

Nach dem Essen begannen sie sich zu unterhalten. Dann nahm Scott all seinen Mut zusammen. Er stand auf und sagte: "Komm mit Hope, ich habe noch eine letzte Überraschung für dich." Hope antwortete: "Das ist doch nicht nötig. Es ist schon ein perfekter Abend." Doch Scott zog sie einfach hoch und führte sie los. Kurz vor einer Biegung blieb er stehen und drehte sich zu Hope um. "Augen zu und nicht schummeln. Keine Sorge, ich führe dich." Hope schloss die Augen und Scott führte sie in die Mitte einer kleinen Lichtung. Lauter kleine Glühwürmchen flogen durch die Luft. Zusätzlich hatte er Lichterketten in die Bäume gehängt.

Nachdem Hope richtig stand, kniete er sich vor sie. Er holte das kleine Kästchen mit dem Ring aus seiner Hosentasche. Als er das Kästchen aufklappte, funkelte der Ring. Dann wandte Scott sich Hope zu und sagte: "Du kannst die Augen wieder öffnen." Als Hope den knienden Scott sah, schlug sie beide Hände vor ihr Gesicht. Scott ließ sich davon nicht beirren und sagte mit leicht zittender Stimme: "Hope van Dyne, willst du mich heiraten?" Vor Freude schluchzend, antwortete Hope zittrig: "Ja." Dann fielen sie sich in die Arme und küssten sich. Auch Scott flossen ein paar Tränen aus den Augen.

Nachdem die beiden sich voneinander gelöst hatten, nahm Scott Hopes Hand und steckte ihr den Ring an. Hope sah den Ring an und sagte dann plötzlich: "Du weißt doch aber hoffentlich, was du morgen zu tun hast, oder?" Als Scott sie verwirrt ansah, grinste sie und meinte: "Meine Eltern müssen das doch erfahren." Scott seufzte bei diesem Gedanken innerlich. Neben der Aufgabe, Hank zu erzählen, dass er seine Tochter heiraten würde, wirkte auf einmal sogar ein Schreibtischtag angenehm. Doch darüber würde er sich morgen Sorgen machen. Jetzt wollte er die Zeit mit seiner Verlobten verbringen.

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