Wandavision

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Wanda saß weinend in ihrem Zimmer im Avengers HQ. Sie trug noch ihre Kleidung vom Kampf gegen Ultron. Die Jacke, die ihr Bruder ihr zugeworfen hatte. Pietro. Ihr über alles geliebter Zwillingsbruder, der im Kampf gegen Ultron getötet worden war. Sie würde nie wieder seine Stimme, sein Lachen, seine sarkastischen Sprüche hören. Wenigstens hatte Clint seinen Leichnam mitgebracht, sodass sie ihm eine schöne Beerdigung geben konnte. Zusätzlich war auch noch ihr Geburtsort zerstört worden. Auch wenn sie viele schlimme Erinnerungen mit ihm verband, war es der Ort, den sie mit ihren Eltern und der schönen Zeit ihrer Kindheit verband.

Plötzlich klopfte es an Wandas Zimmertür. Sie benutzte blitzschnell ihre Kräfte, um zu verhindern, dass die Person, die klopfte, ihr Zimmer betrat. Dann hörte sie Steves Stimme: "Wanda? Es gibt jetzt Essen und wir machen uns alle Sorgen um dich. Weißt du, du kannst immer mit jemandem von uns reden." Wanda erwiderte: "Das ist wirklich nett von euch, aber ich will gerade einfach nur alleine sein." "Aber es ist nicht gut, wenn du dich in deinem Zimmer einschließt. Wir alle wissen, wie es ist, jemanden zu verlieren."

Da verwandelte sich Wandas Trauer in Wut und sie begann zu brüllen: "Ist das so? Ihr alle wisst also, wie es ist, seinen Zwillingsbruder zu verlieren, die einzige Familie, die man noch hat, weil eben einer von eurer Gruppe den Rest eurer Familie getötet hat?! Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht der Fall ist." Wanda hörte, dass Steve seufzte. Dann antwortete dieser: "Du hast recht, aber so war das nicht gemeint. Damit war gemeint, dass jeder von uns das Gefühl kennt, wenn eine geliebte Person einfach so aus seinem Leben gerissen wird." Doch Wanda wollte nicht mehr mit Steve reden und nachdem er ein letztes Mal beteuert hatte, dass sie jederzeit mit einem von ihnen reden könne, hörte Wanda, wie sich seine Schritte entfernten. Dann kuschelte sie sich in ihr Bett und fiel nach kurzer Zeit in einen unruhigen Schlaf.

Als Wanda aufwachte und sich zum Fenster drehte, sah sie, dass gerade die Sonne aufging. Doch als sie sich auf ihre Seite drehte, kam Vision einfach so durch die Wand in ihr Zimmer gelaufen. Wanda schrie auf vor Schreck und fiel aus ihrem Bett. "Oh nein, Wanda! Ist alles in Ordnung", sagte Vision höflich und ein bisschen erschrocken und streckte seine Hand aus, um ihr aufzuhelfen. Sie wollte gerade anfangen, ihn anzubrüllen, als ihr einfiel, dass er ihr ja das Leben gerettet hatte und sie deswegen wenigstens ein bisschen dankbar sein sollte. Also ergriff sie seine Hand und ließ sich von ihm wieder auf die Beine helfen.

"Was machst du hier, Vision? Ich habe Steve doch gesagt, dass ich allein sein will.", sagte Wanda schließlich genervt. Vision antwortete: "Mister Rogers hat mich gebeten nach ihnen zu sehen, Miss Maximoff. Er wusste, dass es mir gelingt, ihr Zimmer zu betreten. Natürlich tut es mir leid, dass ich ihre Privatsphäre verletzt habe, aber der Captain klang so besorgt und es schien Ihnen wirklich nicht gut zu gehen." "Das ist ja wirklich nett und alles von dir, aber wie bereits mehrfach erwähnt möchte ich allein sein. Und bitte nenn mich Wanda." Vision zögerte, ehe er meinte: "Bist du sicher? Denn ich habe gelesen, dass es bei Trauer sehr hilfreich ist, wenn man mit anderen darüber redet. Und auch wenn ich nicht so viel über menschliche Gefühle weiß, ich bin ein sehr guter Zuhörer und ich verspreche dir, dass ich nichts weitererzählen werde." Wanda zögerte, doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie mit jemandem reden musste, ehe ihre Gefühle sie verschlangen.

Also setzten sie sich und Wanda begann zu erzählen. Zuerst sprach sie sehr stockend und zögerlich, aber je länger sie sprach, desto flüssiger wurde es. Irgendwann spürte sie, dass ihr Tränen übers Gesicht liefen. Währenddessen saß Vision neben ihr, hörte ihr aufmerksam zu und reichte ihr immer wieder mal ein Taschentuch. Und das Beste war, dass er sie nicht mitleidig ansah und behauptete, dass er ihren Schmerz nachvollziehen könne. Als sie fertig war, war es kurz still im Zimmer ehe Vision leise und vorsichtig sagte: "Weißt du, Wanda, ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie das für dich sein muss. Ich verstehe so gut wie nichts von menschliche Empfindungen. Aber selbst ich bemerke, dass ihr beide euch geliebt habt und es immer noch tut. Doch meinst du wirklich, dass dein Bruder das gewollt hätte? Dass du weinend in deinem Zimmer sitzt und dich vollkommen abschottest."

Wanda zögerte und antwortete schließlich: "Nein, hätte er nicht. Aber ich kann ihn doch nicht einfach vergessen." "Natürlich nicht", sagte Vision, "aber ich glaube, er hätte gewollt, dass du ihm eine schöne Beerdigung gibst und dann das Leben lebst, das er immer für dich wollte."

Kurz dachte Wanda nach, dann erhob sie sich langsam. 'Vision hat recht', dachte sie, 'Ich muss Pietro beerdigen. Doch wie soll ich das anstellen?'Dann drehte sie sich zu Vision und fragte ihn: "Hilfst du mir? Bei der Beerdigung?" Vision nickte.

***Zeitsprung: 4 Tage später***

Wanda stand in schwarzer Kleidung vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und versuchte krampfhaft nicht mehr zu weinen. Heute war die Beerdigung und mittlerweile bereute sie, dass sie die anderen Avengers gebeten hatte, nicht zu kommen oder erst dann, wenn sie weg war. Sie hatte einen schönen kleinen Friedhof in der Nähe des HQ entdeckt und es geschafft, Pietro einen Platz zu sichern. Eigentlich war der Plan gewesen, ganz alleine, ohne Pfarrer oder andere Leute, dort zu sein und sich zu verabschieden. Allerdings bemerkte sie jetzt, dass es nicht ging und sie jemanden brauchte.

Als hätte er ihre Gedanken gelesen, kam Vision, ebenfalls ganz in schwarz, in ihr Zimmer. "Hör zu, ich weiß, dass du alleine gehen willst, aber ich bin der Meinung, dass das nicht gut für dich ist und bestehe deshalb darauf, dass du entweder einen anderen Avenger oder mich mitnimmst und es...", sagte Vision, doch Wanda unterbrach ihn, indem sie sagte: "Ich weiß, du hast recht. Also kommst du bitte mit mir?" Vision schaute sie kurz erstaunt an, er hatte mit mehr Widerstand gerechnet, aber dann nickte er. Dann gingen beide los, um Pietro die letzte Ehre zu erweisen.

Am Friedhof angekommen betraten die beiden das Gebäude, in dem Pietro lag. Wanda hatte ihm einen wunderschönen Sarg besorgt. Vor dem Sarg blieben Wanda und Vision stehen, Wanda küsste ihren Bruder ein letztes Mal auf die Stirn und verschloß den Sarg dann mit ihrer Magie. Dann ließ sie ihn zu dem Grab schweben, das gestern ausgehoben wurde. Sie setzte ihn vorsichtig in der Mitte ab und stellte sich an den Rand des Grabes. Dann begann sie einen sokovischen Abschiedsgruß zu flüstern und begann wieder zu weinen. Plötzlich spürte Wanda, dass Vision sie vorsichtig in den Arm nahm. Dann warf dieser den Blumenstrauß, den er mitgebracht hatte, in das Grab. Wanda wusste nicht warum, aber irgendwie gab ihr das wieder Kraft. Also warf sie ihren Blumenkranz zu dem von Vision und bewegte dann die Erde, um das Grab zu füllen. Zum Schluss stellte sie noch das Kreuz mit seinem Namen auf. "Ich komme morgen wieder und pflanze ein paar Blumen.", versprach Wanda.

Dann verließ sie gemeinsam mit Vision den Friedhof. Eigentlich wollte sie wieder ins HQ, als sie ein Plakat las, auf dem ein Jahrmarkt angekündigt wurde. Er war seit gestern in der Stadt. Zögerlich fragte Wanda: "Können wir zu diesem Jahrmarkt gehen? Bei uns gab es so etwas nie und Pietro wollte immer schon mal mit mir auf einen gehen." Vision nickte und sofort zog sie ihn mit sich.

Auf dem Jahrmarkt unternahmen sie gemeinsam eine Menge lustiger Sachen. Es gab sogar eine kleine Achterbahn. Gerade als sie gehen wollten, erblickte Wanda ein Riesenrad. Sie hatte Riesenräder immer schon geliebt, war aber noch nie mit einem gefahren. Schließlich schaffte sie es Vision zu überzeugen, eine Runde mit ihr zu fahren. Sie kauften sich Karten und setzten sich dann nebeneinander. Als sie zum ersten Mal ganz oben ankamen, quietschte Wanda begeistert, was Vision zum Schmunzeln brachte. Dann ergriff er Wandas Hand und sagte leise zu ihr: "Wanda, ich muss dir etwas sagen. Ich...fühle mich zu dir hingezogen, obwohl ich eigentlich nichts empfinden kann. Ich liebe dein Lachen, deine Stimme und auch deine Nähe." "Was meinst du? Natürlich kannst du etwas empfinden. Du bist so einfühlsam und nett, außerdem bist du immer für mich da. Und außerdem empfinde ich auch etwas für dich.", sagte Wanda sanft und küsste ihn. Vision erwiderte den Kuss und es war, als würde die Zeit still stehen. Als sie sich voneinander lösten, sahen sie sich lange in die Augen.

Die Hexe und der Roboter. Ein Paar für die Ewigkeit.

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