Grapulore - Fünf Tage und Nächte - Kapitel 1 - Der Neuanfang

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Es spielt ein Klavier und die Vögel zwitschern vergnügt im Baum mitten im Feld. Ich liege im Schatten unter der Eiche und Musik verweht im Wind. Zwischen den hohen Gräsern springt vergnügt eine Frau mit langem weißen Haar. Ihr Haar weht im Wind, sowie die Musik. Wir sind vergnügt, doch plötzlich wird alles ganz anders. Der Himmel färbt sich schwarz. Blitze fallen herab und entzünden das Feld. Alles beginnt zu brennen. Die Frau rennt zu mir und zerrt mich hinauf. Sie zerrt an meiner Hand, während der leichte Wind zu einem alles zerreißenden Sturm wird. Feuernebel verbrennt das Feld und aus dem Boden kriechen Knochen. Sie erheben sich aus Staub und Dreck. Eine Hand aus Knochen greift ihren Arm, während sich ein Skelett aus der Erde hievt. Ein weiteres hebt sich ebenfalls aus dem Erdreich empor und auch dieses greift nach ihrer Hand. Sie schreit. Ich stehe voll entsetzen auf dem Feld auf dem sich der Baum zu bewegen beginnt. Seine Äste greifen mich und halten mich an ihn gepresst. Er zwingt mich zum Hinschauen. Die Vögel zwitschern nicht. Sie kreischen. Wolken bilden sich zu einem Gesicht zu dem die Frau von zwei Skeletten gezerrt wird. Der Baum zwingt mich näher zu schauen und so erkenne ich, dass das Gesicht kein Gesicht ist. Es ist ein Schatten. Eine Stimme geht mir durch den Kopf und sie haucht: „Ich. Werde. Dir. Alles. Nehmen." Ein Lachen erklingt. Es ist ein vertrautes Lachen.

Ich schreie und öffne meineAugen. Es war ein Traum. Es war alles nur ein Traum. Durch kaputte Fensterstrahlt der Mond in mein Zimmer. Die Sterne funkeln und es riecht nach: Rauch. Feuer,denke ich.
„Feuer!" rufe ich und stehe aus meinem Bett hastig auf. Ich greife nach nichts,denn es gab nichts zu greifen. „Es brennt! Es brennt!" rufe ich und renne ausdem Zimmer heraus einen langen Korridor entlang bis ich in einem Hof, der voneiner eingebrochenen und vermoosten Mauer umrundet ist, ankomme. Ich drehe michum und vor mir erstreckt sich ein runtergekommener Palast. Über dem Eingang aufeinem Plateau steht eine Bronzefigur eines Drachen und sie speit Feuer?! „Wieist das möglich?", frage ich mich, ohne eine Antwort zu erwarten, denn wie ichsehe ist keiner außer mir hier. Der Feuerstrahl wird mit der Farbe desbronzenen Kopfes stärker. Wie ein verschwindender Zauber fällt dieBronzeschicht von der Figur ab. Jetzt fällt mir auch die Sanduhr in den Krallendes Drachen auf. Die letzten Körner fallen aus ihr heraus und in der oberenHälfte wird eine Scherbe sichtbar. Der Drache beginnt langsam seinen Kopf zubewegen. Er schaut mich an und beginnt voll Freude zu strahlen. Bald bewegt ersich vollkommen und kommt langsam auf mich zu. Ich schrecke zurück, stolpereund liege auf dem Boden. Ich schaue den Drachen weiterhin an, während ich fortwährendversuche von ihm weg zu kommen. Er kommt mir sehr nahe schaut mich an und legtseinen riesigen Kopf in einer langsamen Bewegung auf den Boden. Jetzt fällt mirauch auf, dass er die Sanduhr im Mund hält und mir vor die Füße rollen lässt.Mit einer leichten Flamme lässt er das Glas der Uhr zerspringen. Ich schaue zurSeite, um keinen Splitter abzubekommen, doch einer trifft mich an der Wange.Ich schaue wieder zum Drachen. Dieser schaut abwechselnd auf mich und auf diebefreite Scherbe, nach der ich nun auch greife. „Zuckerschnäuzchen", kommt mirin Erinnerung und spreche es direkt freudestrahlend aus. „Zuckerschnäuzchen"sag ich erneut, springe auf und falle ihr um den Hals. „Mein gutes, altesZuckerschnäuzchen." Die Scherbe, die ich noch in meiner Hand halte, wird warmund beginnt bläulich zu leuchten. Eine Stimme drängt sich mir in den Kopf. Ichkenne sie, aber sie ist nicht die aus dem Traum: „Einhundert Jahre sindvorüber." flüstert sie, „Er wird wieder kommen."
Und die Stimme verstummt. „Wer?" frage ich. „Nun sag doch: Wer?" Ein bekanntesLachen erklingt

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